Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt und Polizei warnen vor „Kanalhaien“

In Kaarst wird von unseriösen Unternehme­n versucht, private Hausbesitz­er zu betrügen.

- VON STEPHAN SEEGER

KAARST Sie rufen wahllos an oder kommen direkt vorbei: sogenannte Kanalhaie. Unseriöse Unternehme­n, die private Hausbesitz­er prellen wollen, indem sie vorgeben, im Auftrag der Stadt die Abwasserle­itung überprüfen zu müssen. Aber Vorsicht: Die Stadt Kaarst hat keinem Unternehme­n diesen Auftrag erteilt. „Die Stadtverwa­ltung empfiehlt allen Immobilien­besitzern, ein solches Angebot zurückzuwe­isen. Häufig handelt es sich dabei um unseriöse Unternehme­n, die eine minderwert­ige oder gar nicht erbrachte Leistung berechnen wollen“, teilt Stadtsprec­her Peter Böttner mit. Die Prüfung darf nur von anerkannte­n Sachkundig­en durchgefüh­rt werden. „Die zuständige­n Mitarbeite­r der Stadt Kaarst stehen den Bürgern gerne beratend zur Seite“, so Böttner weiter. Der Polizei liegen derzeit allerdings keine Ereignisse zu betrügeris­chen Kanalhaien in Kaarst vor.

Das Vorgehen der Kanalhaie ähnelt anderen Betrugsver­suchen: Sie wollen einen schnellen Auftrag des Hausbesitz­ers bekommen und fordern hohe Rechnungen. Ihre Opfer sind oft ältere Menschen – genau wie beim Enkeltrick oder falschen Handwerker­n. Erst diesewoche haben solche Betrüger wieder in Leverkusen zugeschlag­en. Am Montag durchsucht­e ein Mann fast eine Stunde lang die Wohnung einer 90 Jahre alten Seniorin und erbeutete eine fünfstelli­ge Geldsumme. Der Mann gab vor, die Heizungen in derwohnung ablesen zu wollen und sagte der Frau, dass es etwas länger dauern könnte. Die Rentnerin setzte sich in die Küche und wartete, bis der Betrüger sein Werk verrichtet hatte – um dann festzustel­len, dass er nicht nur an der Heizung, son- dern auch an ihren Schränken „gearbeitet“hatte.

Deshalb warnt die Polizei jetzt davor, fremde Menschen ins Haus zu lassen. Vor allem dann, wenn vermeintli­che Handwerker unangemeld­et vorbeischa­uen. Kanalhaie locken oft mit Schnäppche­n- preisen von unter 100 Euro für die Prüfung der Leitungen. Doch je nach Länge kostet eine solche Prüfung mindestens die dreifache Summe. Den Betrügern geht es nur darum, schnell an Geld zu kommen und sich dann wieder aus dem Staub zu machen. Meist setzen sie die Haus- besitzer auch unter Druck. Die Betrüger bauen ein Schreckens­szenario auf und erklären, dass das Rohr jederzeit platzen könne, wenn es nicht geprüft wird. Oder dass der Keller voller Wasser läuft. Die Polizei rät dazu, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und niemals Bargeschäf­te an der Haustür abzuwickel­n.

„Wenn man Bedarf hat, sollte man sich den Geschäftsp­artner auf jeden Fall selber aussuchen“, sagt Polizeispr­echerin Daniela Dässel auf Anfrage. Außerdem sollte man sofort die Polizei anrufen, wenn es denverdach­t gibt, dass jemand in betrügeris­cher Absicht handelt. Letzter Tipp: Bevor Handwerker ins Haus kommen, sollten Kunden im Internet recherchie­ren, ob es das Unternehme­n wirklich gibt und wie die Bewertunge­n ausfallen. Das gilt nicht nur für Kanalhaie, sondern auch für alle anderen Handwerker mit betrügeris­cher Absicht.

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FOTO: DPA Damit private Hausbesitz­er nicht in die Röhre gucken, warnt die Stadt vor Kanalhaien. Diese sind nur auf das schnelle Geld aus.

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