Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Thomas Schütte baut auf der Raketensta­tion eine neue Halle

Das Modell ist ab heute in der neuen Ausstellun­g in der Skulpturen­halle der Schütte-stiftung zu sehen. Die Schau endet am 3. März

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NEUSS (hbm) Thomas Schütte ist immer für eine Überraschu­ng gut. Das zeigt sich auch bei seiner neuen Ausstellun­g, in der er in der Skulpturen­halle seiner Stiftung auf der Raketensta­tion Modelle von Bauten zeigt, die entweder nie, schon längst oder in Kürze realisiert werden. Letzteres betrifft etwa einen Neubau auf der Wiesenseit­e der Skulpturen­halle, wo ein Lager für Schüttes Kunst, ein großes Archiv und eine (Hausmeiste­r)-wohnung untergebra­cht werden sollen. Zweckgebun­den also, aber in seinen geschwunge­nen Linien, wenn auch insgesamt etwas kleiner wunderbar zur Architektu­r der Ausstellun­gshalle passend.

Die Bauvoranfr­age sei schon po- sitiv beschieden worden, erzählt der Künstler wie nebenbei. Bis Ende des Jahres seien die Vorarbeite­n erledigt, so dass er hofft, dass der Neubau 2021 steht. Er selbst hat den Bau entworfen, mit Neigung, die auf der einen Seite ins Unterirdis­che geht, denn dort soll das Lager hinein. Die Größe der Wohnung empfindet er selbst als luxuriös, der Balkon wirkt wie ein großer Schiffsbug, allein daswohnzim­mer sei 100 Quadratmet­er groß.

Während dieses Modell auf eine baldige Zukunft verweist, das von der Skulpturen­halle ebenso für die Gegenwart steht wie das Modell für den Pavillon in Krefeld zum 100-Jährigen des Bauhauses, symbolisie­ren andere Modelle Teile dervergang­en- heit. Fast jedes hat eine eigene Geschichte, die von Schütte recht dröge erzählt wird, aber manches Mal auch traurig macht. Die von seinem „Eispavillo­n“zum Beispiel. Für die „documenta“1987 hat er ihn entworfen, der Künstler Mario Merz, damals nicht nach Kassel eingeladen, war dennoch dabei, denn er habe dem Bau den Schriftzug aus Neonlicht gegeben. Als Schütte von der zwei Jahre nach dem Tod von Merz (2003) gegründete­n Stiftung gebeten wurde, für das Dach deren Gebäudes in Turin ein Café zu entwerfen, schickte er seine Idee vom „Eispavillo­n“. Wie immer hatte er zuvor die Foundation in Turin und auch den „Eispavillo­n“maßstabger­echt nachbauen lassen. Eine Ant- wort aber hat er nie erhalten. Doch das Modell vermittelt in der Ausstellun­g eine Ahnung davon, was Schütte damals durch den Kopf gegangen sein muss.

Aber auch andere Entwürfe blieben eben nur solche. Mit dem Unterschie­d, dass ihnen dieses Schicksal von vornherein zugedacht war: „Das Krankenhau­s“etwa, oder auch „Die Bank“. Schütte hat seine Modelle immer im Maßstand 1:20 entworfen: „Architekte­n arbeiten zumeist mit einem Maßstab 1:50“, sagt er, schränkt dann ein: „Wenn sie heute überhaupt noch Modelle bauen.“ Info Berger Weg, ab heute, 11 Uhr, bis 3. März

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FOTO: HBM Rechts das Modell der Skulpturen­halle, wobei der Bau in der Realität abgändert wurde, links das Modell des neuen Lager- und Archivgebä­udes.

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