Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Ich habe einen Fehler gemacht“
Der Vorstandsvorsitzende von Bundesligist Fortuna Düsseldorf will nicht zurücktreten, sondern sich stellen.
DÜSSELDORF Robert Schäfer weiß, dass alles, was er in diesen Tag macht, kritisch beäugt wird. Auf dem Platz beim Telekom-cup hat er demonstrativ Friedhelm Funkel umarmt. Seht her, wir können noch miteinander. Aber warum ist es überhaupt soweit gekommen? Ein Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden von Fortuna Düsseldorf. Herr Schäfer, was ist aus Ihrer Sicht schief gelaufen? SCHÄFER Das Problem in der Rückschau war, dass ein Verein grundsätzlich selbst entscheidet, wann er Vertragsgespräche mit Trainern und Spielern führt. Der Fehler war, dass wir von diesem Vorgehen für Friedhelm Funkel nicht abgewichen sind. Wir hätten eine Ausnahme machen müssen. Es lag nie an einem fehlendenvertrauen zu Friedhelm Funkel. Das hat er aber leider anders verstanden. Haben Sie die Rolle, die Funkel in diesem Verein spielt, unterschätzt? SCHÄFER Das glaube ich nicht. Ich weiß, was Friedhelm für uns geleistet hat. Ich hätte einfach auf ihn zugehen müssen. Das habe ich nicht gemacht. Es war aber für uns imverein schon an dem Abend klar, dass wir die Situation unbedingt schnell korrigieren wollten. Und deshalb haben wir miteinander verabredet, dass wir uns noch vor dem Augsburg-spiel zusammensetzen. Das heißt konkret? SCHÄFER Wir haben uns für Dienstag verabredet. Bevor Sie in diese ominöse Pressekonferenz am Freitag im Trainingslager in Marbella gegangen sind, müssen Sie doch aber gewusst haben, was passieren kann, oder hat Sie die Solidarisierung der Fans mit Funkel überrascht? SCHÄFER Wir haben alle gemerkt, dass da etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Und wir haben sofort reagiert und schnell nach Lösungen gesucht. Wusste Reinhold Ernst, der Aufsichtsratsvorsitzende, dass Sie in diese Medienrunde mit diesem Inhalt gehen würden? SCHÄFER Reinhold Ernst war über den Inhalt der Presserklärung informiert. Die Medienrunde habe ich dann alleine geführt. Waren Sie nicht überrascht, dass der Aufsichtsrat Sie öffentlich zurückgepfiffen hat? SCHÄFER Der Vorstand wurde nicht zurückgepfiffen.wir haben gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Sie stehen aber als Buhmann da. SCHÄFER Ich verstehe den Ärger. Wir wissen, dass wir Fehler gemacht haben. Dafür stehen wir jetzt gerade. Aber wir haben für Fortuna Düsseldorf in der Vergangenheit auch viel erreicht. Wir sind aufgestiegen und in der Bundesliga angekommen. Wir haben mit unseren Mitteln eine tolle Mannschaft für Friedhelm zusammengestellt. Wir stehen wirtschaftlich so gut da wie nie zuvor. Trotzdem verstehe ich die Wut der Fans, ich verstehe auch, dass unsere gute Entwicklung der letzten Jahre gerade nicht mehr zählen. Aber ich ducke mich jetzt nicht weg. Ich werde alles dafür tun, dass das gute Bild der Fortuna wieder hergestellt wird. Wann haben Sie gemerkt, dass da was vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist? SCHÄFER Als Friedhelm und ich am Abend gemeinsam vor Sponsoren versucht haben, die Situation zu erklären. Ich bin hinterher rausgegangen und habe gemerkt, wir müssen etwas ändern. Haben Sie sich von Funkel in der Pressekonferenz bloßgestellt gefühlt? SCHÄFER Nicht bloßgestellt. Aber ich war überrascht über seine Aussagen und die Emotionalität. Die Geschichte hat Sie bundesweit zur absoluten Lachnummer gemacht. Haben Sie darüber nachgedacht, daraus persönliche Konsequenzen zu ziehen und zurückzutreten? SCHÄFER Nein. Ich muss die Verantwortung dafür übernehmen. Das kann ich aber nur, wenn ich handele, wenn ich das aushalte, wenn ich mit dem berechtigen Ärger der Fans umgehe. Das ist nicht das, was unsere Anhänger in den vergangenen drei Jahren von uns gewohnt waren. Wir haben Fortuna in der Außendarstellung auf ein anderes Level geho- ben, wir haben bewiesen, dass wir an unserem Trainer festhalten, auch wenn wir sportlich in einer Krise steckten. Ich wiederhole mich: Ich kann die Wut der Menschen nachvollziehen. Ich werde jetzt aber alles dafür tun, das Vertrauen zurückzugewinnen. Für Sie ist das eine recht kniffli- ge Situation. Sie sind angeschlagen und stehen mit dem Rücken zur Wand. SCHÄFER Ich muss nicht der Gewinner sein. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich arbeite daran, dass wir den wieder korrigieren. Wir wollen jetzt den Vertrag möglichst schnell vereinbaren, dann reden wir nochmal mit der Mannschaft. Ich glaube nicht, dass etwas hängen bleibt. Dabei wollen wir alle mitnehmen.wir werden der Mannschaft und dem Trainer total den Rücken stärken. Heißt das, Sie geben Funkel eine Jobgarantie für diese Saison? SCHÄFER Er hat unsere volle Unterstützung, wie er sie auch in der Hinrunde hatte. Wir gehen mit großemvertrauen in die Rückrunde. Es gibt für uns nur das gemeinsame Ziel: Klassenerhalt. Wäre es nicht ein Zeichen, wenn Sie den Vertrag mit ihm auch für die Zweite Liga abschließen würden? SCHÄFER Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich den Gesprächen jetzt nicht vorgreifen möchte. Sind Sie nachtragend? SCHÄFER Überhaupt nicht. Wir haben den Knopf zum Neustart längst gedrückt.wir haben immer eine Basis gefunden, um zusammenzustehen. Wir müssen und wollen alle miteinander arbeiten. Wo war Sportvorstand Lutz Pfannenstiel? Den sah man bei einem Wohltätigkeitsspiel im Schnee in der Schweiz. SCHÄFER Wir hatten im Vorfeld die Gespräche mit Friedhelm zusammen geführt. Es war abgestimmt, dass Lutz an dem Tag abreist, weil er Vertragsgespräche mit potentiell neuen Spielern führen musste. Es war also vereinbart, dass er an dem Tag abreist. Er hat das mit seinem Einsatz für den guten Zweck verbunden und zwischen zwei Terminen gespielt. Im Nachhinein war das nicht glücklich. Darüber habe ich mit ihm bereits gesprochen. Gegen Charity hat niemand etwas einzuwenden. Aber Sie hatten doch selbst in der Hand, wann Sie die Personalie Funkel öffentlich besprechen wollen. Sie hätten einen anderen Termin wählen können. SCHÄFER Es war einfach der Ablauf der Dinge. Es war auch für uns sehr wichtig, dass Lutz Pfannenstiel diese andere Aufgabe wahrnimmt. Aber ja, der Zeitpunkt hätte anders ausgewählt sein können.