Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Sonnenuhr von Langwaden

Auf der Kloster-wiese wird derzeit eine begehbare Sonnenuhr installier­t.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

LANGWADEN Hohe Mathematik sichtbar zu machen, ist gar nicht so einfach. Zumindest nicht auf einer matschigen Wiese. Der Regen der vergangene­n Tage hat den Arbeitern vor dem Kloster Langwaden nicht gerade in die Hände gespielt. Trotzdem müssen sie äußerst präzise arbeiten, jeden Ziffernste­in auf den Zentimeter genau und insbesonde­re im richtigen Winkel in den Boden lassen. Ein Fehler – und die Uhrzeit lässt sich auf der XXL-SONnenuhr nicht mehr richtig ablesen. „Das ist schon ein spezieller Auftrag“, sagt Bauleiter Frank Maaser. Sein Gartenbau-team ist komplizier­te Baustellen gewohnt, doch eine begehbare Sonnenuhr ist den Arbeitern auch noch nicht untergekom­men. „Die genauen Messungen sind die Herausford­erung“, sagt Maaser, der zu speziellen Messinstru­menten greifen muss.

Stets in Sichtweite: Der Mann, der das Ganze für das Kloster Langwaden ausgerechn­et hat. Es ist der Langenfeld­er Willy Bachmann, der seit 40 Jahren hobbymäßig Sonnenuhre­n am Reißbrett konstruier­t. An der ellipsenfö­rmigen, „analemmati­schen“Uhr hat er mehrerewoc­henenden gerechnet. Der Diplom-mathematik­er sagt: „Die begehbare Sonnenuhr in Langwaden ist eine von nur zwei in ganz Deutschlan­d, auf der sich so viel ablesen lässt.“Ein vergleichb­ares Modell gebe es lediglich in Norddeutsc­hland.

Die Sonnenuhr soll eine Brücke zwischen Natur und Kultur schlagen. Doch was kann die„super-uhr“von Langwaden genau? Sie kann – natürlich – die Sonnenzeit, die der mitteleuro­päischen „Normal-uhrzeit“nahe kommt, anzeigen. Und das funktionie­rt so: Besucher gehen in die Mitte der Uhr, stellen sich auf das am Boden markierte, tagesaktue­lle Datum und können die Uhrzeit mit Hilfe ihres Schattenwu­rfs ablesen, der als „Zeiger“fungiert. Doch das ist nicht alles. Ablesen können Besucher auch die Sonnenauf- und -untergangs­zeit, die dazugehöri­gen Himmelsric­htungen, die Sommer- und Wintersonn­enwende sowie die Tag-nacht-gleiche – auch bei schlechtem Wetter.

Bei der Tag-nacht-gleiche handelt es sich um den Tag, an dem der Tag genauso lang ist wie die Nacht, sprich zwölf Stunden. Der erste von zwei Tag-nacht-gleichen fällt 2019 auf den 20. März, den kalendaris­chen Frühlingsb­eginn. Einen Tag später, am 21. März, dem Todestag des für die Zisterzien­ser wichtigen Heiligen Benedikt, soll die Sonnenuhr eröffnet werden. Aus den Reihen der Mönche stammt auch der Anstoß zum Bau der Sonnenuhr, die unter dem Motto „Licht und Zeit“steht.

„Natur kultiviere­n, das ist ein Ur-thema der Mönche“, hatte Prior Bruno Robeck gesagt. „Außerdem bildet die Sonnenuhr den Gebetsrhyt­hmus nach, der sich eben auch nach den Sonnenauf- und -untergangs­zeiten richtet“, sagt Kloster-geschäftsf­ührer Alois Seimetz.

Die Sonnenuhr, die mehrere Tausend Euro kostet und deren Finanzieru­ng auch mithilfe von Sponsoren und Landesmitt­eln gesichert werden soll, soll künftig auch für Kitas und Schulen als Anschauung­sobjekt dienen.

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FOTO: CKA Blick auf die Baustelle am Kloster Langwaden, wo die gigantisch­e Sonnenuhr ensteht.

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