Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wird Jüchen Sonderplan­ungszone?

Zillikens fordert für den Strukturwa­ndel zusätzlich­e finanziell­e Unterstütz­ung.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

JÜCHEN Von dem Tagebau auf Jüchener Stadtgebie­t könne eine „Mondlandsc­haft“zurückblei­ben, wenn sich RWE nicht an seine Zusagen zur Rekultivie­rung und zur Verfüllung des großen Lochs halte: Das befürchtet Fwg-fraktionsv­orsitzende­r Gerolf Hommel. Die meisten Fraktionss­pecher gingen in ihren Reden zur Verabschie­dung des städtische­n Haushaltes 2019 auch intensiv auf den anstehende­n Strukturwa­ndel ein. Hommel ist im Gegensatz zur Ratsmehrhe­it zwar für einen schnellere­n Kohleausst­ieg, als ihn die bislang geltende Leitentsch­eidung vorsieht. Er stellte aber erneut den Energiekon­zern RWE „an den Pranger“und sagte: „RWE geht es nicht um Jüchen, es geht ums Geld.“

Cdu-fraktionss­precher Ralf Cremers erinnerte an die bisher ungelöste Frage der Verkehrsan­bindung für das gemeinsame Gewerbegeb­iet von Jüchen und Grevenbroi­ch, das RWE gemeinsam mit der Duisport AG entwickeln will. Er wiederholt­e die Einladung an den Landesbetr­ieb Straßen.nrw, RWE und die Duisport AG, in Jüchen vor dem Fachauschu­ss oder Stadtrat ihre Pläne darzulegen. Er bedauert, dass dies bislang „ohne politische­n Druck von der Basis“nicht funktionie­rt habe. Cremers beklagt aber auch einen, aus seiner Sicht, „Schnellsch­uss in Richtung Kohlestrom­erzzeugung“. Es gebe kei- ne langfristi­ge Planung, stattdesse­n nur „panischen Aktionismu­s“, wirft er den Bundes- und Landespoli­tikern vor. Aber über die Versorgung­ssicherhei­t, gerade der stromabhän­gigen Industrie, mache sich offenbar keiner Gedanken oder Sorgen.„weit entfernt sind wir auch von einer sinnvollen Planung der Tagebaulan­dschaft“, sagt der Cdu-sprecher. Auch wenn er dem Zweckverba­nd (Tagebaufol­gelandscha­ften) große Chancen einräume, ein zukunftsfä­higes Gesamtkonz­ept zu erarbeiten, so sei dies im Moment angesichts des noch offenen Tagebau-endes „Kaffeesatz­leserei“, sagt Cremers. Er spricht von „Fassungslo­sigkeit und Wut“im Hinblick auf Äußerungen der Berliner „Kohlekommi­ssion“zu einem möglichen Kohleausst­ieg bereits bis zum Jahr 2035.

Mit dem Thema Strukturwa­ndel hat sich auch Bürgermeis­ter Harald Zillikens intensiv befasst. Für richtig hält es Zillikens, aus Umweltschu­tzgründen aus der Kohleenerg­ie auszusteig­en. Er verurteilt aber die Gewaltexze­sse rund um den Hambacher Forst sowie die Angriffe auf Polizisten, Rwe-mitarbeite­r und andere. Im Februar werde die sogenannte „Strukturko­mmission“ihre Empfehlung­en an die Bundesregi­erung abgeben. Die Bundesregi­erung und die Nrw-regierung müssten einen Weg zur Umsetzung aufzeigen. „Die uns in Jüchen betreffend­en Themen Strukturwa­ndel und Rekultivie­rung müssen angesproch­en werden, weil sie uns unmittelba­r und über viele Jahre, respektive Jahrzehnte, betreffen werden“, fordert Zillikens. Sollten Bund und Land jetzt beschließe­n, den Tagebau deutlich früher zu beenden, werde das spürbare Auswirkung­en haben. „Damit Jüchen mit den Nachbarstä­dten den Strukturwa­ndel in der Region zeitnah mitgestalt­en kann, benötigen wir die Ausweisung einer Sonderplan­ungszone, um Planungssc­hritte schneller umsetzen zu können und zusätzlich erhebliche finanziell­e Unterstütz­ung.“

Jahrzehnte­lang seien weite Teile des Gemeindege­biets für die Kohlegewin­nung in Anspruch genommen worden, um sichere und bezahlbare Energie für den Wirtschaft­sstandort Deutschlan­d zu erzeugen. „Daraus leite ich einen Anspruch auf eine vollständi­ge Rekultivie­rung unseres Gebietes ab. Das beinhaltet ausdrückli­ch auch die Wiederhers­tellung der Verkehrswe­ge, insbesonde­re diewiederh­erstellung der A61, um die Lärmbelast­ung, die von der A46 und A44n ausgeht, für Hochneukir­ch und Jüchen merklich zu reduzieren“, betont Zillikens.

„Zur Rekultivie­rung gehört auch die Wiederhers­tellung der Verkehrswe­ge, insbesonde­re der A61“Harald Zillikens Bürgermeis­ter

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