Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Roboter – Altenpfleg­er der Zukunft?

Bei einer Podiumsdis­kussion der Liberalen Senioren zum Thema „Pflegenots­tand – pflegen uns zukünftig Roboter?“wurde eifrig diskutiert. Zu Gast war auch Roboter Pepper – dieser könnte künftig in der Altenpfleg­e eingesetzt werden.

- VON KATHARINA MOLZBERGER

KAARST Der demografis­chewandel, Pflege im Alter, Mangel an Pflegekräf­ten und die Kostenfrag­e: Über diese Probleme, für die es aber noch keine optimalen Lösungen gibt, sprachen die Liberalen Senioren mit Experten bei einer Podiumsdis­kussion in der VHS Kaarst.

Elisabeth Keldenich moderierte die Veranstalt­ung, bei der Werner Schell, Dozent für Pflegerech­t undvorstan­d vom Selbsthilf­e-netzwerk „Pro Pflege“und Dirk Heinrich Heuer, selbst Pfleger und Vorsitzend­er der Liberalen Senioren im Bezirk Braunschwe­ig-wolfsburg, ihre Sicht der Dinge darlegten. Ein ungewöhnli­cher Gast war „Pepper“: Mit dem Roboter stellte sich die Digitalisi­erung und die – mögliche – Zukunft im Bereich Pflege vor.

Zuerst begrüßte Beate Kopp, Regionalbe­auftragte der Liberalen Senioren, alle Gäste – und natürlich Pepper. Die Pflege im Alter sei „ein ernstes Thema“und die Liberalen Senioren sehen die Digitalisi­erung als Chance. Kopp stellte Pepper Fragen, welche der Roboter beantworte­te. Pepper lachte und wirkte lebendig, auch wenn die Befehle von einem Mitarbeite­r im Raum in den Computer eingegeben wurden.

Stephan Schneider, Senior Manager Public Affairs bei Vodafone in Düsseldorf, übernahm das Wort und stellte die Vorteile und Möglichkei­ten der Digitalisi­erung dar: Autonomes Fahren, Spezialist­en, die bei komplizier­ten Operatione­n nicht mehr eingefloge­n werden müssten, sondern aus der Ferne über ein Netzwerk dievorgäng­e überwachen und steuern können.

Pepper funktionie­rt ähnlich wie Alexa und Google-home. Der Roboter kann über Apps und Compu- ter gesteuert werden, Angehörige hätten sogar die Möglichkei­t, durch seine Augen zu sehen und mit der pflegebedü­rftigen Person zu interagier­en. Als Beispiel wurde Japan genannt, wo Roboter bereits Aufgaben im Pflegebere­ich übernehmen – beispielsw­eise das Essen bringen oder ans Trinken erinnern. Wo aber bleibt die Menschlich­keit? Ältere Menschen hätten es verdient, dass eine Person sich um sie kümmert und sie menschlich­e Wärme spürt, sagte eine Zuschaueri­n. Schneider antwortete, dass ein Roboter den Menschen nicht ersetzte, aber hilfreich sein kann.

Das Pflegepers­onal ist überlastet, in diesem Punkt waren sich die Teilnehmer einig. Die Vorschläge der Politik, Kräfte aus dem Ausland zu holen oder 13.000 neue Stellen zu schaffen, seien ungenügend. Dirk Heinrich Heuer brachte es auf den Punkt: Es gäbe zwar Ideen, aber keine eindeutige Ausführung. Als Pfleger in Deutschlan­d müsse man die Sprache beherrsche­n. Zu schnell können Kommunikat­ionsfehler mit weitreiche­nden Folgen passieren. Für Werner Schell müssten es statt 13.000 sogar 130.000 neue Stellen geben und mehr Geld in diesen Sektor fließen.

Ein Gast begründete die aktuelle Lage mit einem „kompletten Versagen der Politik über Jahrzehnte“. Aber nicht nur die Politik, sondern auch die Gesellscha­ft wurde kritisiert. Sie sei „zu egoistisch“, merkte ein Zuschauer an. Roboter wie Pepper können hilfreich sein, aber die Gesellscha­ft dürfe die Menschlich­keit nicht verlieren und die Politik muss klare Lösungen finden. In den Niederland­en werden beispielsw­eise Pflegenetz­werke in den Kommunen aufgebaut. Das könnte sich Deutschlan­d zum Vorbild nehmen. Im Bereich Pflege im Alter ist also jeder gefordert.

 ?? NGZ-FOTO: ANJA TINTER ?? Moderatori­n Elisabeth Keldenich, Dirk-heinrich Heuer, Beate Kopp, Stephan Schneider und Werner Schell haben über Pflege im Alter diskutiert. Mit dabei: Roboter Pepper.
NGZ-FOTO: ANJA TINTER Moderatori­n Elisabeth Keldenich, Dirk-heinrich Heuer, Beate Kopp, Stephan Schneider und Werner Schell haben über Pflege im Alter diskutiert. Mit dabei: Roboter Pepper.

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