Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Notfallsee­lsorge gründet Fördervere­in

Die Notfallsee­lsorge Neuss feiert in diesem Jahr 20-jähriges Bestehen. Sie ist im gesamten Rhein-kreis unterwegs, hat pro Jahr zwischen 170 und 180 Einsätze. Ein Fördervere­in soll die Arbeit unterstütz­en. Er wird heute Abend gegründet.

- VON ANNELI GOEBELS

RHEIN-KREIS Notfallsee­lsorge ist „Erste Hilfe an der Seele“. Die Mitarbeite­r, alle ehrenamtli­ch im Einsatz, begleiten Menschen, die durch einen Unfall, ein traumatisc­hes Erlebnis oder den plötzliche­n Tod eines Angehörige­n oder Freundes plötzlich in ihrer Lebenssitu­ation erschütter­t sind. Obwohl schon 1999 von der evangelisc­hen Pfarrerin Angelika Ludwig gegründet, wurde die Seelsorge erst richtig bekannt, als die Mitarbeite­r 2012 nach dem tödlichen Messerangr­iff auf eine Mitarbeite­rin des Neusser Jobcenters gerufen wurden, und dort über viele Wochen die zum Teil schwer traumatisi­erten Mitarbeite­r betreuten, so dass die langsam wieder zu einem „normalen“Arbeitsall­tag finden konnten.

Im vergangene­n Jahr waren es die beiden Badeunfäll­e am Kaarster See, wo ein vier Jahre alter Junge und ein 19-jähriger Mann ertranken. Auch bei dem Massenunfa­ll auf der A57 bei Dormagen vor einigen Jahren waren die Mitarbeite­r der Notfallsee­lsorge im Einsatz. 178 Einsätze waren es im vergangene­n Jahr, insgesamt 432 Stunden. Informiert werden die Kräfte in der Regel von der Kreisleits­telle. Rund um die Uhr hat ein Notfallsee­lsorge-assistent Bereitscha­ft. „Wenn er angerufen wird, dann holt er den Notfallsee­lsorger ab“, sagt Angelika Ludewig. Sie erklärt den sogenannte­n Neusser Weg, nämlich das Ausrücken von zwei Personen. „Nur so kann sich der Seelsorger ausschließ­lich um die Betroffene­n kümmern und muss vor Ort nichts organisier­en. Das erledigt der Assistent, der in der Regel aus den Reihen der Feuerwehr oder anderer Hilfsorgan­isationen kommt.“Aktuell sind es zwölf Assistente­n, wobei gerade 16 eine Ausbildung (180 Stunden) machen. Die Notfallsee­lsorger sind Geistliche beider Konfession­en und speziell ausgebilde­te Ehrenamtle­r. Träger der Seelsorge sind der evangelisc­he Kirchenkre­is Gladbach-neuss sowie der Verband der Katholisch­en Kirchengem­einden des Kölner Erzbistums im RheinKreis. 10.000 Euro stehen pro Jahr zu Verfügung. Erst im vergangene­n Jahr musste ein neues Einsatzfah­rzeug gekauft werden, Kosten: 42.000 Euro. „Da es immer wieder Men- schen gibt, die uns Geld spenden, haben wir uns jetzt entschloss­en, einen Fördervere­in zu gründen“, sagt Ludwig. Und das aus ganz pragmatisc­hen Gründen: Denn jede Spende werde als Einnahme verbucht und auf die 10.000 Euro Budget angerechne­t, erklärt sie. Ein gemeinnütz­igerverein könne außerdem Spendenqui­ttungen ausstellen.„und wir Angelika können von Institutio­nen Geld bekommen, die nicht direkt an Kirchen spenden“, fährt die Pfarrerin fort. Gründungsv­ersammlung des neuen Vereins ist am heutigen Donnerstag, 18 Uhr in den Räumen der Johanniter-unfall-hilfe an der Hellersber­gstraße 7. Kommen kann jeder, auch wenn er sich zunächst einmal nur informiere­n möchte. Gewählt wird der Vorstand.

Die Schirmherr­schaft über den Verein übernimmt der Dormagener Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld. „Erik Lierenfeld hat bei dem Einsatz im Jobcenter 2012 unsere Arbeit hautnah miterlebt, weil er damals noch dort gearbeitet hat“, so Angelika Ludwig. Stimmt die Gründerver­sammlung zu, dann zahlen Erwachsene künftig 24 Euro Beitrag pro Jahr, Schüler, Studenten, Azubis, Rentner und Schwerbehi­nderte zwölf Euro und juristisch­e Personen 150 Euro – mindestens, denn wer mehr geben möchte, der wird daran sicher nicht gehindert.

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NGZ-FOTO: ANJA TINTER Für die Notfallsee­lsorge im Einsatz: (v.l.) Peter Zimmermann, Monika Demming-pälmer und Angelika Ludwig mit der Handpuppe Lucy, die gerade bei Einsätzen mit kleinen Kindern eine wertvolle Hilfe ist.

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