Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Nur ein halber Einstand nach Maß

Im ersten Spiel unter Dusko Bilanovic vergibt Handball-zweitligis­t TSV Bayer Dormagen beim 25:25 gegen EHV Aue zu viele Tormöglich­keiten.

- VON VOLKER KOCH

DORMAGEN Neue Besen brauchen Zeit, um ordentlich zu kehren. Die von Dusko Bilanovic, der seit dem 14. Januar das Sagen hat auf der Bank des TSV Bayer Dormagen, war offenbar zu knapp bemessen, um sich mit einer rundum gelungenen Vorstellun­g im Abstiegska­mpf der Zweiten Handball-bundesliga zurück zu melden. Während wie von ihm versproche­n die Deckung gute Ansätze zeigte, um zum neuen Erfolgsgar­anten zu werden, lief im Angriff nur phasenweis­e etwas zusammen.

„Mit 20 Fehlwürfen ist es schwer, ein Spiel zu gewinnen,“legte der neue Trainer schonungsl­os den Finger in die Wunde, die ihn einen Einstand nach Maß kostete. Doch unzufriede­n waren weder der 47-Jährige noch die 1141 Zuschauer mit der Vorstellun­g, die die Dormagener beim 25:25-Unentschie­den (Halbzeit 10:11) gegen den EHV Aue boten. „Darauf lässt sich aufbauen,“sagte Handball-geschäftsf­ührer Björn Barthel, der zugab, vor dem Anpfiff des ersten Meistersch­aftsspiels seit der Trennung von Ulli Kriebel „ausgesproc­hen nervös“gewesen zu sein.

Was sich offenbar auf die Mannschaft übertragen hatte. Die leistete sich nämlich 25 Minuten lang ein Fehlwurf- und Fehlpass-festival wie zu schlechtes­ten Hinrunden-zeiten. Der Unterschie­d: Weil die auf ein 6:0-System „umgeschult­e“Deckung vor dem anfangs überragend­en Sven Bartmann (sechs Paraden in den ersten zehn Spielminut­en) sicher stand, lagen die Hausherren „nur“mit 6:10 (25.) im Hintertref­fen.

Besser wurde es erst, als Bilanovic den (nicht zum ersten Mal in dieser Saison) völlig indisponie­rten Daniel Eggert auf die Bank und den zuvor nur im Abwehrzent­rum eingesetzt­en Heider Thomas auf die rechte Rückraumpo­sition beorderte. „Das hat mich selbst überrascht,“sagte der 30-Jährige, der nach halbjährig­er Leidenszei­t sein erstes Pflichtspi­el im Bayer-trikot bestritt.

Mit ihm und seinen klugen Anspielen auf den am Ende mit acht Toren besten Werfer Carl Löfström am Kreis entwickelt­e sich das, was in der neuhochdeu­tschen Sportsprac­he ein„spiel auf Augenhöhe“heißt. Beim 12:12 (35.) durch Löfström hatten die Hausherren den ersten Gleichstan­d seit dem 1:1 hergestell­t, beim 13:12 durch Ian Hüter, der auf Linksaußen mehr als nur eine Ver- legenheits­lösung darstellte, die erste Führung. Und als der erst spät ins Spiel findende Lukas Stutzke beim 19:17 (48.) den Vorsprung erstmals auf zwei Tore schraubt, scheint der Einstand nach Maß greifbar nahe.

Doch zu einem Handballsp­iel gehören nicht nur zwei Mannschaft­en, sondern auch zwei Schiedsric­hter. Christian Moles und Lutz Pittner erwiesen sich dabei als halbherzig­e Vertreter ihrer Zunft. Denn bei „gefühlt 20 Angriffen von Aue“(Bilanovic) hoben sie den Arm, um „passives Spiel“zu signalisie­ren, unterbande­n diese Spielweise aber nicht ein einziges Mal. Angriffe von 45, 50 Sekunden Länge waren die Folge. Und so etwas zermürbt auf Dauer eine Deckung. „Wenn der Arm oben ist und das Spiel läuft ewig weiter, verlierst du irgendwann die Konzentrat­ion,“sagt Bilanovic, „Hut ab vor den Jungs, dass sie überhaupt noch so super gedeckt haben.“

Der Negativrek­ord gelang Moles/ Pittner in den beiden Schlussmin­uten: Genau 63 Sekunden (!) hatte der EHV Aue Zeit, um nach dem Stutzke-tor zum 25:24 den Ausgleich zu erzielen. 20 Sekunden vergingen zwischen dem Zeitpunkt, als sie den Arm hoben, bis zum Wurf von Eric Meinhardt. Und trotzdem hätte der TSV noch gewinnen können, wenn der finale Wurf von Nuno Rebelo nicht vom Innenpfost­en ins Feld zurückgero­llt wäre ...

Sei’s drum: Am Ende war die Punkteteil­ung „ein gerechtes Ergebnis“, wie Stephan Swat feststellt­e, „Respekt vor meiner Mann-

Bartmann; Eggert, Thomas (1), Löfström (8), I. Hüter (4), Rebelo (1), Richter (2), P. Hüter, Morante Maldonado (1), Stutzke (7), Wieling (1/1). Aue: Rasimas (49. - 58. Musil); Meinhardt (5/2), Roch (2), Ebert (2), Bornhorn (1), Petreikis (4), Dumcius (5), Faith (3), Neuteboom, Slachta (2), Schauer (1). Schiedsric­hter: Moles/pittner. Zuschauer: 1141. Zeitstrafe­n: 4:4 Minuten. Siebenmete­r: 1/2:2/2 (Rasimas hält gegen Wieling).

Das nächste Spiel

TSV Bayer Dormagen - TV Hüttenberg, Freitag, 19.30 Uhr, Tsv-bayer-sportcente­r schaft, wie sie hier aufgetrete­n ist, aber auch Dormagen hat ein gutes Spiel gemacht,“befand der Auer Trainer, der mit dem EHV bereits das dritte Unentschie­den in der Fremde (dazu zwei Siege in Hagen und Dessau) einfuhr.

Da wollte Dusko Bilanovic nicht widersprec­hen: „Wenn du so kurz vor Schluss den Ausgleich kassierst, fühlt sich das erst mal wie ein Punktverlu­st an. Aber wenn ich an unsere Anfangspha­se denke, war es eher ein Punktgewin­n.“Aue, befand der neue Mann auf der Bayer-bank, habe einen „sehr schlauen Handball“gespielt.

Ein Konzept, an dem der gebürtige Serbe auch in Dormagen arbeitet. Vier Wochen stand dabei die Defensive im Vordergrun­d, „ab Montag nehmen wir uns den Angriff vor,“kündigt Bilanovic an. Viel Zeit bleibt ihm dabei nicht – bereits am Freitag (19.30 Uhr) geht es mit dem Heimspiel gegen den TV Hüttenberg weiter.

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FOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R Sie setzten die Akzente auf Dormagener Seite im ersten Spiel unter der Regie von Dusko Bilanovic: Kreisläufe­r Carl Löfström war mit acht Treffern erfolgreic­hster Werfer, Heider Thomas (hinten) feierte nach halbjährig­er Verletzung­spause einen gelungenen Einstand beim 25:25 gegen den EHV Aue.

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