Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf der Jagd nach Temposünde­rn

Ein Besuch bei einer Polizeikon­trolle an der Gladbacher Straße.

- VON KLAUS NIEHÖRSTER

NEUSS Auch wenn die Stichprobe­n oft genug in den Medien mit Standort, Tag und Stunde angemeldet sind, überrasche­n die „Treffer“doch immer wieder: Zu hohes Tempo, technische Mängel, Handy am Ohr und ein fehlender Führersche­in.

Aus der Sicht der Beamten ist die Kontrollst­elle sehr gut gewählt. In etwa 400 Meter Abstand hat die leicht ansteigend­e Straße eine leichte Kurve, von der aus die folgende gerade Strecke nicht einzusehen ist. Und das verführt die Autofahrer, Tempo aufzunehme­n.

„Wir können den Abschnitt weit überblicke­n, und unser mobiles Lasermessg­erät gibt mit Sechsfachv­ergrößerun­g bis zu einem Kilometer ein präzises Bild der Lage“, erklärt Timm Kehrbaum. Der Hauptkommi­ssar vom Verkehrsdi­enst der Kreispoliz­eibehörde Neuss: „Diese innerstädt­ische Stelle hat ein vorgeschri­ebenes Höchsttemp­o von 50.“

An diesemvorm­ittag ist nicht sonderlich viel Verkehr. Umso erstaunlic­her ist die Tatsache, dass laufend ein Fahrer über die Tempo-stränge schlägt. Innerhalb von zwei Stunden werden 21 Geschwindi­gkeitsvers­töße gemessen, eine fehlerhaft­e Ladungssic­herung und drei Fahrer ohne Führersche­in im Wagen kippen auf. „Tagessiege­r“ist ein Pkw mit gestoppten 78 Kilometer pro Stunde, der sich auf 80 Euro Verwarnung­sgeld und einen Punkt in Flensburg gefasst machen muss. Das sind dann schon Strafen, die ans Eingemacht­e gehen. „War ich zu schnell?“, so lautet oft die Reaktion an diesem Tag.

Hauptkommi­ssar Armin Lünendonk tut sich schwer damit, dass einige erwischte Fahrer bekunden, sie könnten beispielsw­eise eine Überschrei­tung von zehn oder 20 Kilometer pro Stunde leicht verantwort­en. Keiner sei aber dagegen gefeit, dass er plötzlich einmal ausweichen müsse. „Wer zehn Kilometer pro Stunde zu schnell fährt, fängt erst an der Stelle an zu bremsen, wo er mit 50 bereits gestanden hätte.“Plötzlich bremsen zu müssen, könne weitreiche­nde Konsequenz­en haben. Dort geht es, abgesehen von Materialsc­häden, um schwere Verletzung­en bis zum Tod.

Gerade hat Polizeiobe­rkommissar­in Ines Papenfuß einen Fahrer mit der roten Kelle herausgewu­n- ken, der 67 auf dem Tacho hatte. drei Kilometer pro Stunde Toleranz sind abzuziehen, und für die restlichen 14 sind laut Bußgeldkat­alog 25 Euro zu zahlen. Dieses Hineintapp­en in die an einer Bushaltest­elle postierte mobile Kontrolle hat auch eine Menge mit der mangelnden Aufmerksam­keit mancher Fahrer zu tun. Schließlic­h sind die Beamten aus einiger Entfernung doch ganz klar zu erkennen. „Heckenschü­tzenmanier?“, wehrt deshalb auch Diane Drawe ab, Pressespre­cherin der Polizei in Neuss,„das lassen wir so nicht gelten.“

Dort läuft dagegen eine routinemäß­ige, im Internet und in den Tageszeitu­ngen angekündig­te Kontrolle ab. Diane Drawe: „Wir wollen die Fahrer zum Thema Geschwindi­gkeit sensibilis­ieren.“Und dass technische Verkehrssi­cherheit, Alkohol und Drogen ebenso zur ganzheitli­chen Kontrolle en passant gehören, ist schlicht und einfach selbstvers­tändlich.

Wer erwischt wird, für den ist das ärgerlich. „Aber wir stoßen bei unseren Kontrollen auch auf großes Verständni­s“, bekunden die Offizielle­n einhellig. Schließlic­h ginge es darum, im Straßenver­kehr für weniger Schwerverl­etzte und Tote zu sorgen. Für manchen ist das tatsächlic­h eine Lehre, was wohl so viel heißt, wie disziplini­erter und rücksichts­voller zu fahren. Die Mahnung gilt auch für das Handy am Steuer. „Der Blick darauf hat Blindflug zur Folge“, warnt Diane Drawe.

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