Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Auf der Jagd nach Temposündern
Ein Besuch bei einer Polizeikontrolle an der Gladbacher Straße.
NEUSS Auch wenn die Stichproben oft genug in den Medien mit Standort, Tag und Stunde angemeldet sind, überraschen die „Treffer“doch immer wieder: Zu hohes Tempo, technische Mängel, Handy am Ohr und ein fehlender Führerschein.
Aus der Sicht der Beamten ist die Kontrollstelle sehr gut gewählt. In etwa 400 Meter Abstand hat die leicht ansteigende Straße eine leichte Kurve, von der aus die folgende gerade Strecke nicht einzusehen ist. Und das verführt die Autofahrer, Tempo aufzunehmen.
„Wir können den Abschnitt weit überblicken, und unser mobiles Lasermessgerät gibt mit Sechsfachvergrößerung bis zu einem Kilometer ein präzises Bild der Lage“, erklärt Timm Kehrbaum. Der Hauptkommissar vom Verkehrsdienst der Kreispolizeibehörde Neuss: „Diese innerstädtische Stelle hat ein vorgeschriebenes Höchsttempo von 50.“
An diesemvormittag ist nicht sonderlich viel Verkehr. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass laufend ein Fahrer über die Tempo-stränge schlägt. Innerhalb von zwei Stunden werden 21 Geschwindigkeitsverstöße gemessen, eine fehlerhafte Ladungssicherung und drei Fahrer ohne Führerschein im Wagen kippen auf. „Tagessieger“ist ein Pkw mit gestoppten 78 Kilometer pro Stunde, der sich auf 80 Euro Verwarnungsgeld und einen Punkt in Flensburg gefasst machen muss. Das sind dann schon Strafen, die ans Eingemachte gehen. „War ich zu schnell?“, so lautet oft die Reaktion an diesem Tag.
Hauptkommissar Armin Lünendonk tut sich schwer damit, dass einige erwischte Fahrer bekunden, sie könnten beispielsweise eine Überschreitung von zehn oder 20 Kilometer pro Stunde leicht verantworten. Keiner sei aber dagegen gefeit, dass er plötzlich einmal ausweichen müsse. „Wer zehn Kilometer pro Stunde zu schnell fährt, fängt erst an der Stelle an zu bremsen, wo er mit 50 bereits gestanden hätte.“Plötzlich bremsen zu müssen, könne weitreichende Konsequenzen haben. Dort geht es, abgesehen von Materialschäden, um schwere Verletzungen bis zum Tod.
Gerade hat Polizeioberkommissarin Ines Papenfuß einen Fahrer mit der roten Kelle herausgewun- ken, der 67 auf dem Tacho hatte. drei Kilometer pro Stunde Toleranz sind abzuziehen, und für die restlichen 14 sind laut Bußgeldkatalog 25 Euro zu zahlen. Dieses Hineintappen in die an einer Bushaltestelle postierte mobile Kontrolle hat auch eine Menge mit der mangelnden Aufmerksamkeit mancher Fahrer zu tun. Schließlich sind die Beamten aus einiger Entfernung doch ganz klar zu erkennen. „Heckenschützenmanier?“, wehrt deshalb auch Diane Drawe ab, Pressesprecherin der Polizei in Neuss,„das lassen wir so nicht gelten.“
Dort läuft dagegen eine routinemäßige, im Internet und in den Tageszeitungen angekündigte Kontrolle ab. Diane Drawe: „Wir wollen die Fahrer zum Thema Geschwindigkeit sensibilisieren.“Und dass technische Verkehrssicherheit, Alkohol und Drogen ebenso zur ganzheitlichen Kontrolle en passant gehören, ist schlicht und einfach selbstverständlich.
Wer erwischt wird, für den ist das ärgerlich. „Aber wir stoßen bei unseren Kontrollen auch auf großes Verständnis“, bekunden die Offiziellen einhellig. Schließlich ginge es darum, im Straßenverkehr für weniger Schwerverletzte und Tote zu sorgen. Für manchen ist das tatsächlich eine Lehre, was wohl so viel heißt, wie disziplinierter und rücksichtsvoller zu fahren. Die Mahnung gilt auch für das Handy am Steuer. „Der Blick darauf hat Blindflug zur Folge“, warnt Diane Drawe.