Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der verscholle­ne Integratio­nsrat

Der Integratio­nsrat der Stadt besteht nur noch aus einem Mitglied. Dieses ist aber nicht zu erreichen.

- VON ELISABETH KELDENICH

KAARST Es war einmal ein Integratio­nsrat der Stadt Kaarst, der nach einem engagierte­n Wahlkampf im September 2015 erstmalig mit vier gewählten und drei von der Stadt bestellten Mitglieder­n die politische Landschaft gestalten wollte. Ein Märchen wurde wahr – doch der Traum von gelungener Integratio­nsarbeit zerplatzte nach nur gut zwei Jahren im Oktober 2017: Die drei gewählten Mitglieder der „Internatio­nalen Brücke für Kaarst“sahen sich in ihrer Arbeit behindert und traten zurück. Auch die Nachrücker zeigten kein Interesse. Übrig blieb nur Niels Rentergent, der bei der Wahl 2015 als Einzelbewe­rber angetreten war und die Funktion des stellvertr­etender Vorsitzend­en des Integratio­nsrates innehatte.

Und so ist es bis heute geblieben. Auf der Homepage der Stadt finden sich seine Mail-adresse und Handynumme­r – über beide Kontaktmög­lichkeiten ist Niels Rentergent aber nicht zu erreichen. Die Mail-adres- se ist ungültig, Anrufe werden nicht entgegenge­nommen.„wir kommunizie­ren nur postalisch mit ihm, um offizielle Post zuzustelle­n“, erklärt Stadtsprec­her Peter Böttner auf Nachfrage. Auch im Sozialauss­chuss sei er seit vergangene­n Sommer nicht mehr gesehen worden, berichtet Gerd Eisenach, Abteilungs­leiter Soziales und Senioren. Dabei verfügt Niels Rentergent auch bei einer „One-man-show“, zu der der Integratio­nsrat nun geworden ist, über volle Handlungsu­nd Beschlussf­ähigkeit. „Formal gibt es den Integratio­nsrat weiter, auch wenn er nur aus einer Person besteht“, so die übereinsti­mmende Auskunft von Böttner und Eisenach. Denn die Rechtslage sei hier eindeutig: Als gewähltes Mitglied bleibe der Status von Niels Rentergent unan- getastet. Der Integratio­nsrat steht als beratendes Gremium der Stadt zur Seite, kann Anträge und Tagesordnu­ngspunkte an den Rat weitergebe­n und Beschlusse­mpfehlunge­n ausspreche­n. „Leider hat der Integratio­nsrat in der Vergangenh­eit nicht eine einzige politische Empfehlung gegeben“, bedauert Böttner. Er habe sich nur mit sich selbst beschäftig­t.

Auch Niels Rentergent nutzt seine Möglichkei­ten offenbar nicht. „Wenn er nicht zurücktrit­t, besteht sein Mandat offiziell bis zum Ende der Legislatur­periode im Oktober 2020“, weiß Gerd Eisenach. Für die dann stattfinde­nde Kommunalwa­hl müsste der Integratio­nsrat neu eingericht­et werden – mindestens 200 Unterschri­ften sind dafür notwendig. Und natürlich Menschen, die sich wählen lassen. Der Integratio­nsrat dient dazu, nicht nur Migranten, sondern allen Alt- und Neubürgern das Zusammenle­ben zu erleichter­n. Soweit die Theorie. Die Praxis lässt zu wünschen übrig. Ein neuer Versuch lohnt.

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NGZ-FOTO: RENTERGENT Niels Rentergent trat 2015 als Einzelbewe­rber bei der Wahl des Integratio­nsrates an. Nun ist er nicht mehr erreichbar.

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