Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Millionen-einnahmen durch „Blitzer“

Nrw-städte haben im vergangene­n Jahr zusammenge­rechnet viele Millionen Euro durch Bußgelder eingenomme­n – die meisten wegen zu schnellen Fahrens. Nicht immer sind die Verkehrssü­nder einsichtig.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF „Du blöde Kuh“und „blöde Sau“in Kombinatio­n mit „Vogel zeigen“oder dem ausgestrec­kten Mittelfing­er gehören noch zu harmlosen Beleidigun­gen, die Politessen an den Kopf geworfen bekommen. „Es geht bis hin zu diffamiere­nden Äußerungen sexistisch­er Art“, sagt ein Sprecher der Stadt Duisburg. Hierbei sei die Palette der Beschimpfu­ngen recht umfangreic­h, ergänzt ein Sprecher der Stadt Moers.

Die Politessen sind es, die die Wut derverkehr­ssünder direkt zu spüren bekommen. Und die dürfte im vergangene­n Jahr nicht unerheblic­h gewesen sein. Denn die Städte in in Nordrhein-westfalen haben viel Geld durch Bußgelder eingenomme­n, wie eine Umfrage unserer Redaktion ergeben hat. Besonders das Aufstellen von mobilen und festen „Blitzern“rechnet sich für viele Kommunen. Allein durch Falschpark­er und Raser wurden zusammenge­rechnet viele Millionen Euro in die Stadtkasse­n gespült. In Bielefeld gab es im abgelaufen­en Jahr rund 192.500 Geschwindi­gkeitsvers­töße, die Einnahmen von rund 9,2 Millionen brachten. In Krefeld waren es rund 2,4 Millionen Euro, in Bonn vier, in Leverkusen 1,5, in Remscheid 1,6 und in Solingen eine Million Euro.

Die meisten Einnahmen werden mit mobilen „Blitzern“gemacht. „2018 wurden bei uns etwa 29.000 Fahrzeugfü­hrer im Zuge der mobilen Geschwindi­gkeitsüber­wachung sowie 7.500 aufgrund der stationäre­n Anlagen wegen zu schnellen Fahrens geblitzt“, sagt eine Spre- 1809 4500 144.759 82.762 72.908 356.000 cherin der Stadt Leverkusen. Kritiker werfen den Städten vor, mit den „Blitzern“nur Geld einnehmen zu wollen. Gegen dieses Vorwurf wehren sich die Kommunen. Sie argumentie­ren, dass nur an Unfallbren­npunkten und überall dort „geblitzt“werde, wo zu schnell gefahren werde. Und vor Schulen und Kindergärt­en. Auch sei der Verkehr an den Standorten, an denen man regelmäßig Geschwindi­gkeitskont­rollen durchführe, sicherer geworden. Und beim Blick in die jährlichen 1018 117.227 2650 122.601 179.858 147.143 Haushalte der einzelnen Kommunen, fällt auf, dass die Einnahmen aus den Geschwindi­gkeitsüber­wachungen kaum ins Gewicht fallen. Ein Beispiel dafür ist Duisburg: Dort umfasste der Stadtetat im vergangene­n Jahr rund 1,85 Milliarden Euro.

Dennoch rüsten die Kommunen zum Teil weiter auf und investiere­n in modernere „Blitzanlag­en“, zum Beispiel die Stadt Düsseldorf. So steht im überregion­al bekannten Verkehrskn­otenpunkt Mörsenbroi­cher Ei eine „Blitzer-säule“für 2018 rund 60.000 Euro, die nach Angaben der Stadt nicht nur die Geschwindi­gkeitsüber­tretungen misst, sondern gleichzeit­ig auch Verkehrssü­nder erfasst, die über eine rote Ampel fahren. Die Überwachun­gsanlage sei von der städtische­n Unfallkomm­ission empfohlen worden. Solche modernen „Blitzer“mit Laser-messsystem­en lösen landesweit immer mehr die alten Starenkäst­en ab.

Zudem verteilen die Kommunen in NRW auch viele Millionen Knöll- chen an Falschpark­er. In Duisburg hefteten Politessen im vergangene­n Jahr 356.000 Verwarnung­en hinter die Windschutz­scheiben. In Bonn waren es rund 147.000, in Münster 73.000, in Hilden 26.600 und im vergleichs­weise kleinen Grevenbroi­ch immerhin noch rund 10.500. In den meisten Fällen blieb es bei einem Knöllchen, manchmal musste aber auch abgeschlep­pt werden. In Bielefeld war das im vergangene­n Jahr 1300 Mal nötig, in Münster 1809 Mal, in Moers 222 und in Geldern 22 Mal.„wir schleppen ausschließ­lich Fahrzeuge ab, die für andere Verkehrste­ilnehmer behindernd abgestellt wurden – zum Beispiel in absoluten Halteverbo­ten, in Einfahrten, ganz besonders in Rettungszu­fahrten“, sagt ein Sprecher der Stadt Geldern.

Und in den meisten Fällen sind es die Politessen, die dafür verantwort­lich gemacht werden. Für sie sei es in der Regel besser, wenn der Halter nicht anwesend ist, wenn abgeschlep­pt werden muss, heißt es.

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