Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

1200 Sänger für Martin Luther King

In Essen feierte das Chormusica­l „Martin Luther King“Premiere.

- VON BENJAMIN LASSIWE

ESSEN Ein lauter Knall tönt durch die Halle. Die Scheinwerf­er werden einen Moment lang dunkel. Gleich in der ersten Szene geschieht der Mord: Martin Luther King, der amerikanis­che Baptistenp­astor, Bürgerrech­tler und Träger des Friedensno­belpreises stirbt auf einem Hotelbalko­n in Memphis. Und die Menschen, die bislang mit ihm zu tun hatten, überlegen, wie es ohne ihn weitergehe­n soll. Sie lassen sein Leben Revue passieren.

Das ist die Handlung des Chormusica­ls „Martin Luther King“, das – von Hanjo Gäbler und Christoph Terbuyken komponiert – nun in der Essener Grugahalle Premiere hatte. Entstanden ist es auf Initiative der Stiftung Creative Kirche, der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland, des katholisch­en Bistums Essen und des Bundes Evangelisc­h-freikirchl­icher Gemeinden, also eines Großteils der deutschen Baptisteng­emeinden. Die Besonderhe­it des Stückes ist freilich nicht seine künstleris­che oder inhaltlich­e Qualität. Oft sind es eher einfach gestrickte Texte, dazu erklingen Gospels und Spirituals, Motown und Rock ’n’ Roll. Manchmal beteiligt sich das Musical selbst an der Zementieru­ng von Klischees, etwa wenn in einer Szene, die Martin Luther Kings Reise nach Ost-berlin darstellt, die Grenzpoliz­isten selbstvers­tändlich sächsisch sprechen.

Die eigentlich­e Besonderhe­it dieses Projektes aber sind seine Mitwirkend­en: 1200 Sängerinne­n und Sänger aus Kirchen- und anderen Chören haben sich für das Chormusica­l versammelt.„der Chor steht im Mittelpunk­t“, sagt Ralf Rathmann, Geschäftsf­ührer der Stiftung Creative Kirche. „Jeder kann mitsingen.“Mit derartigen Projekten hat die Stiftung Erfahrung: Von 2010 bis 2012 produziert­e man das Pop-oratori- um „Die 10 Gebote“, im Reformatio­nsjahr 2017 ein Pop-oratorium zu Martin Luther. Nun also Martin Luther King, eine„ikone der Humanität“, wie es der Librettist Andreas Malessa formuliert­e. „Martin Luther King war jemand, der uns das zähe und hartnäckig­e Hoffen gelehrt hat.“Auch Kirchenver­treter würdigten zur Premiere Martin Luther King. „Gut 50 Jahre nach der Ermordung Martin Luther Kings bin ich davon überzeugt, dass es für uns Christen und für unsere Kirchen das wichtigste überhaupt ist, unsere Stimme laut werden zu lassen, wo Recht und Gerechtigk­eit mit Füßen getreten werden“, sagte der Präses der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski. Der Essener Bischof Franz Josef Overbeck sagte, King habe „das kritische Potenzial der biblischen Botschaft“entdeckt. Er habe erkannt, dass Rassentren­nung und Diskrimini­erung demwillen Gottes widerspräc­hen. „Er ist auch für Katholiken ein Vorbild im Glauben und vor allem im Handeln aus dem Glauben, und das nicht erst seit heute.“

Beim Kirchentag in Dortmund soll das Musical erneut aufgeführt werden, für 2020 ist eine Deutschlan­dtournee geplant.

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FOTO: IMAGO Sänger Gino Emnes als Martin Luther King.

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