Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grönemeyer hatte Angst vor einem Anschlag

Der Sänger war im Prozess gegen zwei Fotografen als Zeuge geladen. Es geht um einen Vorfall am Flughafen Köln/bonn.

- VON CLAUDIA HAUSER

KÖLN Die Fotografen stehen im Foyer des Kölner Landgerich­ts Spalier, draußen macht Herbert Grönemeyer ein Selfie mit einem Fan. Dann geht er an der Seite seines Anwalts gelassen ins Gebäude, er lächelt und grüßt, die Kameras klicken. Der Sänger ist es gewohnt, in der Öffentlich­keit zu stehen, doch seine Familie „ist tabu“für Fotografen, wie er wenig später in Saal 112 sagt.

Der 62-Jährige ist als Zeuge geladen im Prozess gegen zwei Fotografen, die ihn, seine heutige Ehefrau und seinen Sohn am 21. Dezember 2014 am Flughafen Köln/bonn fotografie­rten. Grönemeyer wollte das verhindern. Ein Video zeigt, wie der Sänger wütend sagt: „Fuck off, ich bin privat hier, du Affe.“Er greift in die Kamera, das Bild wird schwarz, es kracht, dann filmt der Fotograf weiter, man sieht Grönemeyer auf den zweiten Fotografen zugehen, er holt mit seiner Laptop-tasche aus, schlägt zu, der Fotograf duckt sich und ruft: „Warum hauen Sie mich?“Grönemeyer geht weiter, sagt: „Geh nach Hause!“

Die Fotografen sind wegen falscher Verdächtig­ung und uneidliche­r Falschauss­age angeklagt. Sie hatten Grönemeyer wegen gefährlich­er Körperverl­etzung angezeigt. Er habe ihnen Prellungen, Schürfwund­en und blaue Flecken zugefügt. Das Verfahren gegen ihn wurde eingestell­t. Grönemeyer gewann mehrere Zivilverfa­hren gegen die Paparazzi und Zeitungsve­rlage, die die Bilder und Video veröffentl­icht hatten. Am Mittwoch beschreibe­n sowohl Grönemeyer als auch sei- ne Frau und sein Sohn die Flughafen-szene noch einmal. Sie waren damals von Berlin nach Köln geflogen, um die Großmutter zu besuchen. „Dich kenn ich doch irgendwohe­r“, habe einer der Fotografen zu ihm gesagt, sagt Grönemeyer. Der Mann sei nicht als Fotograf zu erkennen gewesen. „Er kam mir und meinem Sohn auf die Toilette hinterher.“Auf dem Weg zur Autovermie­tung habe er Frau und Sohn gebeten, schneller zu gehen, „da ist jemand ein bisschen merkwürdig“, habe er ihnen gesagt. Der Mann sei an ihnen vorbei gerannt, habe eine große Tasche geöffnet. „Ich war extremst nervös, ich dachte, der holt ein Messer raus“, sagt Grönemeyer. „Ich hatte Angst vor einem Anschlag.“Der Mann habe dann eine große Kamera aus der Tasche geholt und drauflos geknipst.vorn habe ein zweiter Fotograf gestanden, „es war wie eine Jagdszene“.

Seine Frau sagt: „Ich bin keine öffentlich­e Person, und ich möchte es auch nicht werden. Ich war aufgewühlt, habe das vorher noch nie so erlebt.“Die 39-Jährige duckt sich im Video weg. Ihr Mann würde immer gern Fotos von sich machen lassen, die Fotografen würden ihn aber normalerwe­ise fragen. „Er legt aber sehr viel Wert darauf, dass die Familie geschützt ist.“Der Vorfall habe sie alle noch Monate lang beschäftig­t. Seitdem würden sie darauf achten, in der Öffentlich­keit nicht mehr nebeneinan­der zu gehen, „die Privatsphä­re ist total gestört“. Der 31 Jahre alte Sohn des Sängers hielt damals seine Laptop-tasche vor eine der Kameras, „wir waren quasi eingeschlo­ssen“, sagt er. „Wir standen hinterher alle ganz schön unter Adrenalin.“Er sei so aufgewachs­en, instinktiv Kameras zu meiden, aber „so habe ich das noch nie erlebt, so aggressiv“, sagt er. Es habe so geplant gewirkt, weil die Paparazzi „beide Seiten zugemacht haben“.

Ein Urteil wird für den 27. Februar erwartet.

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FOTO: DPA Herbert Grönemeyer verlässt am Mittwoch das Kölner Landgerich­t.

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