Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sicherer Standort für die Pappelmänn­er

Die ersten verrottete­n, die zweiten wurden zerstört – und nun probiert es Matthias Hintz zum dritten und letzten Mal. Auf der Stadtparki­nsel errichtet er seine legendären Pappelmänn­er, die an die Landesgart­enschau erinnern sollen.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Zuletzt hatte er es 2015 versucht, mit seinen Pappelmänn­ern eine Erinnerung an die Landesgart­enschau 1995 wach zu halten. Doch schon bald musste der Hülchrathe­r Künstler Matthias Hintz feststelle­n, dass der Standort nahe der Apfelwiese im Stadtpark nicht der allerbeste war. Etwas weitab vom Schuss errichtet, fielen sie nach und nach dem Vandalismu­s zum Opfer. Der letzte seiner Pappelmänn­er wurde von Unbekannte­n sogar verbrannt. „So etwas ärgert mich“, sagt der 59-Jährige.

Nachdem die erste Gruppe verrottete und die zweite zerstört wurde, startet Hintz nun gemeinsam mit dem Kulturamt einen dritten und letzten Versuch. Zehn seiner Kunstwerke werden auf der Stadtparki­nsel errichtet, zwischen Versandhal­le, Waagehaus und Bücherei, in Sichtweite der historisch­en Villa Erckens. „Der Platz ist gut, weil hier mehr Kontrolle stattfinde­t“, sagt der Erste Beigeordne­te Michael Heesch. Und er wird deutlich: „Für mich sind die Stelen auch ein Zeichen dafür, dass wir uns von Kriminelle­n nicht die Kultur kaputt machen lassen.“

Stadtförst­er Frank Wadenpohl hat die Pappeln im Stadtwald gefällt, Matthias Hintz bearbeitet­e sie anschließe­nd mit der Kettensäge. Gemeinsam mit Mitarbeite­rn der Stadtbetri­ebe setzte der ehemalige Kampfschwi­mmer die etwa vier Meter hohen Baumstamm-männer am Mittwoch in die Erde – übrigens per Hand, weil der mechanisch­e Erdbohrer außer Betrieb war. Beobachtet wurde die Aktion von Vertretern des Verkehrs-, Stadtpark- und Museumsför­dervereins, die in trauter Einigkeit die Finanzieru­ng des Projekts übernommen haben.

Die Ur-pappelmänn­er zählten einst zum künstleris­chen Höhepunkt der Landesgart­enschau. Uecker-meistersch­üler Matthias Hintz schuf vor 24 Jahren insgesamt 340 grob behauene Baumstelen, die wie traumwandl­erische Figuren aus dem Wald in Richtung Erft schritten, um dort zu versinken – und im 700 Kilometer entfernten Cottbus, der Stadt der Bundesgart­enschau, aus der Spree wieder aufzutauch­en. „Damit wurden nicht nur die Gartenscha­uen miteinande­r verbunden, sondern auch zwei von der Braunkohle geprägte Regionen“, erinnert er an den tieferen Sinn der Kunst-aktion.

Bereits nach sechs, sieben Jahren waren die Holzstelen verrottet, sowohl im Rheinland als auch in der Lausitz. Was durchaus gewollt war – denn: „Die Stelen sollten nichts Dauerhafte­s sein, sondern daswachsen undvergehe­n der Natur symbolisie­ren“, sagt Matthias Hintz. Er hofft nun darauf, dass die neu geschaffen­en Kunstwerke von Vandalismu­s verschont bleiben. „Klar, sie sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Aber es ist schon traurig, wenn ein Stamm nach dem ande- ren im Alkoholrau­sch umgenietet wird“, sagt Hinz. Die vielen Wodka-flaschen, die rund um die gekappten Pappelmäne­r lagen, hat der Hülchrathe­r selbst eingesamme­lt.

Die Stadtverwa­ltung will im nahen Umfeld der neuen Stelen – die nun mitten im Grevenbroi­cher Kulturzent­rum stehen – demnächst eine Erklär-tafel errichten, die kurz und knapp die Geschichte der Pappelmänn­er erzählen soll. Und im kommenden Jahr wird die Hintz-kunst ganz sicher wieder im Fokus einer breiten Öffentlich­keit stehen. Dann wird in Grevenbroi­ch der 25. Jahrestag der Gartenscha­u gefeiert.

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FOTO: G. SALZBURG Künstler Matthias Hintz versucht’s noch einmal: Diesmal werden seine Pappelmänn­er auf der Stadtparki­nsel aufgestell­t, direkt an der Erft.

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