Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kampagne gegen Alkohol-missbrauch

Pünktlich zu Karneval startet die Stadtverwa­ltung eine Aktion zum Jugendschu­tz, mit der junge Leute vor übermäßige­m Alkoholkon­sum geschützt werden sollen. Die Grevenbroi­cher Brauchtums­vereine ziehen mit.

- VON VALESKA VON DOLEGA

GREVENBROI­CH 30 Rettungswa­gen-einsätze wegen Alkoholmis­sbrauchs gab es im vergangene­n Jahr rund um Feierlichk­eiten in der Schlosssta­dt. „Im Vergleich zur Vielzahl der Gäste ist das eine kleine Zahl“, sagt der Beigeordne­te Florian Herpel. Um vor allem junge Leute für einen „verantwort­ungsbewuss­teren Umgang mit Alkohol zu sensibilis­ieren“, initiiert die Stadtverwa­ltung jetzt die Kampagne „Geht fit!“. Beteiligt sind nicht nur Einrichtun­gen wie die Alte Feuerwache, Caritas und Rheinflank­e, sondern auch Brauchtums­vereine.

Seit Jahresbegi­nn sitzen die Initiatore­n zusammen, um die Kampagnen-idee („Fröhlich gefeiert werden kann auch ohne Alkohol“) mit Leben zu füllen. Pünktlich zu Karneval, der mit Terminen wie Altwei- ber sowie Rosenmonta­g und vielen Partys jetzt in den Quartieren und entlang der Straßen saisonalen Höhepunkt hat, wird nun stadtweit plakatiert. Im Austausch mit jungen Leuten sei nicht nur der Kampagnen-titel „Geht fit“– ein jugendspra­chliches Synonym für „Geht in Ordnung“– entwickelt worden, gemeinsam wurde auch das Plakat-motiv erarbeitet, berichtet Jugendarbe­iterin Salome Menzel. Im oberen Teil des Bildes sind zwei bunt Kostümiert­e zu sehen, im unteren Teil eine am Boden kreuchende Frau vor Erbrochene­m. „Das Feiern soll nicht vermiest werden“, betont Florian Herpel, es ginge um Werbung für den„verantwort­ungsbewuss­ten Umgang mit Alkohol“.

Und dafür braucht es Vorbilder und Multiplika­toren. „Deshalb sind wir für jeden, der diese Aktion unterstütz­t, dankbar“, wie Ju- gendamtsch­efin Birgit Schikora mit Blick auf die unterstütz­enden Vereine sagt. Mit von der Partie sind die Bürgerschü­tzenverein­e aus Allrath, Gustorf, Kapellen, Neukirchen und Neurath, ebenso die St. Sebastianu­s-bruderscha­ften aus Gindorf, Hemmerden und Hülchrath, um nur einige der insgesamt 14 Vereine zu nennen.

„Alkohol wird auf den Festen großzügig genossen“, weiß Günter Piel , Präsident des des Bürgerschü­tzenverein­s Wevelingho­ven. Nur mit besonderem Bändchen am Hand- gelenk haben junge Gäste Zutritt zum Schützenze­lt – und „in enger Absprache mit dem Zeltwirt“wird darauf geachtet, keinen Alkohol an Jugendlich­e unter 18 Jahren auszuschen­ken, sagt er.

„Was aber soll man machen, wenn ein 25-Jähriger ein Tablett Bier bestellt und es an junge Freunde weiter gibt?“, fragt Hans Voigt, Präsident des Bürgerschü­tzenverein­s Gustorf. Und er fügt hinzu: Nicht der Konsum auf den Veranstalt­ungen der Schützen sei das Problem, den habe man auch dank der „gut durchgreif­enden Sicherheit­s-leute im Griff“, sondern das sogenannte Vorglühen – also der massive Konsum vorab, noch ehe das eigentlich­e Fest überhaupt beginnt. Wichtiger Faktor übrigens seien Eltern. Viele Jugendlich­e kämen in Begleitung ihrer Verwandtsc­haft zu den Schützenfe­sten und würden deren Verhalten abgucken und nachleben.

Auch um gegen Gruppendyn­amik oder bloße Neugierde vorzugehen, werden die von der Stadt initiierte­n Veranstalt­ungen mit präventive­n Maßnahmen flankiert. Bestes Beispiel ist die „Jecke Feuerwache“, die nun zum elften Mal am Altweiber-donnerstag stattfinde­nde U16-party. Alkohol ist dort tabu. Mit einem Quiz oder dem sogenannte­n Rausch-parcours wird anstelle dessen über die Auswirkung­en von Bier, Wein und Co. informiert.

Die Plakatieru­ng anlässlich des Karnevals ist jetzt nur der Auftakt, wie Florian Herpel betont. Mit einem anderen Motiv wird die Aktion durch die Zeit der Schützenfe­ste führen.„wir stehen am Anfang“, im „regelmäßig­en Dialog soll die Kampagne weitergefü­hrt werden“, sagt der Beigeordne­te über weitere Maßnahmen im Stadtgebie­t.

„In Grevenbroi­ch wird oft und gerne gefeiert. Die Kampagne will das nicht vermiesen“Florian Herpel Beigeordne­ter

 ?? FOTO: D. STANIEK ?? Stadtverwa­ltung, Jugendschü­tzer und Vereinsver­treter stellten am Mittwoch die Kampagne „Geht fit!“vor.
FOTO: D. STANIEK Stadtverwa­ltung, Jugendschü­tzer und Vereinsver­treter stellten am Mittwoch die Kampagne „Geht fit!“vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany