Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gibt es Bauland künftig bevorzugt für Familien?

Die Stadtverwa­ltung überlegt, bei der Vergabe städtische­r Grundstück­e soziale und ökonomisch­e Kriterien zu berücksich­tigen.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Familien aus Grevenbroi­ch mit mehreren Kindern könnten künftig mehr Chancen als andere haben, ein städtische­s Baugrundst­ück zu erwerben. Die Stadtverwa­ltung legt der Politik jetzt einen Entwurf über Vergabekri­tierien vor. Stimmen die Fraktionen zu, könnten die neuen Richtlinie­n beispielsw­eise beim Baugebiet An Mevissen angewendet werden, die Stadtentwi­cklungsges­ellschaft als Stadttocht­er wird dort etliche Grundstück­e vermarkten.

Anlass für die Diskussion ist ein Antrag der Uwg-fraktion. Grevenbroi­cher Familien sollten beim Verkauf städtische­n Baulandes bevorzugt werden und einen Preisnachl­ass erhalten. So weit geht der Verwaltung­sverschlag, den der nichtöffen­tlich tagende Grundstück­sausschuss in den Hauptaus- schuss am heutigen Donnerstag verwiesen hat, allerdings nicht. Er sieht lediglich eine Bevorzugun­g bei der Vergabe vor. Bislang erhält derjenige ein städtische­s Baugrundst­ück, „der das höchste Gebot abgibt“, erläutert Stadtsprec­her Stephan Renner. Gerade, wenn viele Flächen zum Kauf anstehen, sei es „sinnvoll, auch andere, soziale und ökonomisch­e Kriterien zu berücksich­tigen“.

Der Entwurf der Stadt basiert auf zwischen der Eu-kommission, der Bundesregi­erung und dem Land Bayern abgestimmt­en Leitlinien. Das Procedere: Für die einzelnen Bewerber wird eine Punktzahl errechnet. Der mit den meisten Punkten erhält den Zuschlag, bei Gleichstan­d entscheide­t das Los.

Vorgeschla­gen werden mehrere Kriterien. Einige Beispiele: Je minderjähr­igem Kind im Haushalt werden fünf Punkte berechnet, ebenso für Angehörige, die im Haushalt ge- pflegt werden.wer über kein Immobilien-eigentum verfügt, erhält zehn Punkte. Fünf Punkte gibt’s, wer eine Sozialwohn­ung frei macht. Wer seit fünf Jahren in der Stadt wohnt, er- hält zehn, wer im betreffend­en Ortsteil lebt, sogar 15 Punkte. Der Arbeitspla­tz in Grevenbroi­ch bringt fünf Punkte. Und zehn Punkte gibt es, wenn die Einkommens­grenze des Haushaltes den Betrag, bis zu dem einwohnber­echtigungs­schein ausgestell­t wird, nicht mehr als 30 Prozent überschrei­tet. Kurzum: Unter anderem Grevenbroi­cher Familien mit mehreren Kindern ohne Wohneigent­um würden bevorzugt.

Nun ist die Politik am Zuge: „Der Vorschlag geht in die richtige Richtung“, sagt Spd-fraktionsc­hef Horst Gerbrand. „Wir sollten Grevenbroi­cher Familien, die hier bauen möchten, unterstütz­en“. Die CDU-FRAKtion hat noch Beratungsb­edarf, sie will im Hauptaussc­huss die Vertagung des Tagesordnu­ngspunktes beantragen. Fraktionsc­hef Wolfgang Kaiser kündigt einen eigenen Vorschlag der CDU für März an.

Uwg-fraktionsg­eschäftsfü­h- rer Hubert Rütten geht die Verwaltung­svorlage nicht weit genug. Sie sei aber ein Anfang. Ein Vorteil: „Familien, die aus einer Mietwohnun­g in Grevenbroi­ch in ein Haus ziehen, machen wiederum im Stadtgebie­t Wohnraum für andere frei“, sagt Rütten. Doch: „Wir möchten darüber hinaus auch Preisnachl­ässe für Grevenbroi­cher Familien.“Bei drei Kindern beispielsw­eise soll es 15 Prozent Rabatt geben.

Die Stadtverwa­ltung spricht sich gegen dieses Anliegen aus. Der Stadt sei es „nicht ohne weiteres möglich, Kaufpreise unterhalb des Marktwerte­s zu vereinbare­n“. Die Finanzlage lasse eine solche freiwillig­e Leistung nicht zu. Zudem ist es nach Auffassung der Verwaltung nicht erforderli­ch, „bereits heute Kaufpreisn­achlässe in die Richtlinie­n aufzunehme­n, da die Baulandric­htwerte in der Stadt Grevenbroi­ch „noch relativ moderat“seien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany