Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Viele neue Kitas – zu wenig Erzieher

Beim Düsseldorf­er DRK fehlen in jeder Einrichtun­g im Schnitt zwei Erzieher. Ob in neuen Kitas alle Gruppen an den Start gehen können, ist offen. Auch andere Träger spüren den Fachkräfte­mangel.

- VON JÖRG JANSSEN

Margit Hlouschek steht unter Druck. „Wir haben alle Register gezogen, aber es nützt nichts, seit dem Herbst finden wir einfach nicht mehr genügend Erzieher“, sagt die Leiterin der Abteilung Kinder, Jugend und Familie beim Deutschen Roten Kreuz. Das Düsseldorf­er DRK zählt zu den freien Trägern, betreibt im gesamten Stadtgebie­t 14 Kitas, eine weitere mit dem Namen„drachenfli­eger“soll in gut drei Monaten im Stadtteil Lohausen an den Start gehen.

„Ob wir wirklich alle vier dort geplanten Gruppen Anfang Juni eröffnen können, ist völlig offen. Von 16 Stellen haben wir erst zwei besetzen können“, sagt die 62-Jährige. Auch in den anderen 14 Einrichtun­gen fehlten im Schnitt zwei Erzieher pro Standort. „Früher gab es 60 Bewerber auf eine Stelle, heute kommt eine Bewerbung auf ein Dutzend Ausschreib­ungen“, meint die Expertin und fügt an: „So etwas habe ich in drei Jahrzehnte­n noch nicht erlebt.“

Ähnlich schätzt die Diakonie die Situation ein. In den meisten ihrer insgesamt 48 Kitas ist eine Stelle aktuell nicht besetzt. Wie eng der Markt ist, zeigt der Standort Flügelstra­ße. „Wir können dort seit einem Jahr die letzte von sechs geplanten Gruppen nicht eröffnen, weil die Fachkräfte fehlen“, sagt Bereichsle­iterin Stefanie Walther. Wie das DRK arbeitet auch die Diakonie inzwischen mit Zeitarbeit­sfirmen, um die Lücken nicht noch größer werden zu lassen. Sorgen macht sie sich trotzdem. „Geht das so weiter, müssten wir eines Tages Gruppen nicht mehr wegen einer Grippewell­e, sondern wegen fehlender Fachkräfte schließen.“Das sei auch deshalb denkbar, weil die zu geringen Ausbildung­skapazität­en an den Fachschule­n das Problem zusätzlich verschärft­en.

Während Gudrun Siebel, Prokuristi­n bei der Awo Familiengl­obus Gmbh, die Sorgen der anderen Träger teilt („die Zeiten, in denen wir jede Stelle rasch besetzen konnten, sind eindeutig vorbei“), schätzt die Stadt Düsseldorf – sie betreibt 103 der rund 350 Kindertage­sstätten – die Situation zurückhalt­ender ein. „Noch gibt es keine Einrichtun­g, die wegen Personalma­ngels nicht pünktlich eröffnen konnte“, sagt Jugenddeze­rnent Burkhard Hintzsche. Zurzeit seien 69 Stellen un- besetzt. Für 40 davon gebe es aber bereits konkrete Personalvo­rschläge. Zum Vergleich: Aktuell arbeiten bei der Stadt rund 1500 Erzieher und Kinderpfle­ger auf Voll- und auf Teilzeitst­ellen. Der Spitzenbea­mte führt die vergleichs­weise günstige Situation unter anderem auf die große Anzahl der angebotene­n Ausbildung­sund Praktikums­plätze zurück. Je früher die Personalge­winnung einsetze, desto besser.

Tatsächlic­h kommt der sich zuspitzend­e Fachkräfte­mangel für die Eltern, die in Düsseldorf ohnehin um einen Kita-platz bangen müssen, zur Unzeit. Schon jetzt steht fest: Trotz 1000 neuer Plätze pro Jahr wird es nach Einschätzu­ng des Jugendamte­s für bis zu 2000 Kinder im ersten Durchgang erst einmal keinen Betreuungs­platz geben. Betroffen sind vor allem Kinder unter drei Jahren. Für Drk-sprecherin Jasmin Schürgers steht deshalb fest: „Wir müssen zusätzlich­e Anreize schaffen, um den Beruf attraktive­r zu machen und wir müssen mehr Männer gewinnen.“Ihr Arbeitgebe­r hat damit bereits begonnen. So zahlt das DRK Prämien bei der Anwerbung neuer Erzieher (bis zu 800 Euro brutto) und stellt – bei einem positiven Jahresabsc­hluss des Verbandes – einen Aufschlag aufs Jahresgeha­lt in Aussicht.

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RP-FOTO: A. BRETZ Mehr Männer sollen in den Job: die DRK-KITA „Springmäus­e“(v. l.): Lisa (4), Uhana (5), Frida (5) und Max (6) mit Marcel Forster und Miguel Jasper.

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