Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Concrete Delusion“im KIT: Beton in Beton

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(kl) Das KIT ist ja der härteste Ort überhaupt in Düsseldorf. Boden: Beton.wände: Beton. Decke: Beton. Als Abfallprod­ukt aus der Zeit des Rheinufert­unnel-baus ist der Ausstellun­gsraum mit seiner geneigten Bodenplatt­e buchstäbli­ch eine Resterampe und deshalb genau der richtige Ort für dieses Kunstproje­kt. Das KIT zeigt „Concrete Delusion“von Manuel Schroeder. Der Berliner Künstler beschäftig­t sich seit Jahren mit einem der wenigen Baustoffe, die bei Menschen Emotionen auslösen können. Die einen sind von seiner Härte abgestoßen, die anderen empfinden brutale Freude beim Anblick von Beton.

Künstler Schroeder hingegen interessie­rt sich vor allem für Anfang und Ende des Materials. Er zeigt zum einen Bilder von Steinbrüch­en der Zementindu­strie im Münsterlan­d. Mondlandsc­haften – Schwarz-weiß-fotografie­n, meint man. Schroeder versichert, die Bil- der in Farbe aufgenomme­n zu haben. Es liegt dort offenbar ein Grauschlei­er über allem. Zum anderen geht der Künstler raus. Vor allem in Lettland hat er Beton-hinterlass­enschaften aus der Zeit der Sowjetunio­n ausfindig gemacht und ins Bild gesetzt: Denkmäler, frühere Industrie- und Militäranl­agen, die von den äußeren Einflüssen zermürbt wurden. Zuweilen ragen nur noch ein paar Pfähle wie Stelen aus dem hohen Gras. Geschichte­n steckten da im Boden, an denen die Menschen achtlos vorübergin­gen, sagt Schroeder. Statt von Bauschrott spricht er denn auch lieber von„kultur-archäologi­en“.

In Düsseldorf will der Künstler nun Hinterlass­enschaften von Bau-projekten aus den 1920er bis -40er Jahren erforschen, er hat Schüler aus zwei Kunst-kursen eingeladen, mit ihm zu recherchie­ren und Geschichte­n früherer Bauten aus dem Beton herauszuar­beiten. Im KIT sollen die Ergebnisse als WorkIn-progress ausgebreit­et werden, man soll Künstler und Schülern bei ihrer Arbeit zusehen können. Wenn die Stadt mitmacht, sollen später einmal Betonreste in Düsseldorf beleuchtet werden. Schroeder möchte sie als Skulpturen in neuem Licht erscheinen lassen. Info „Concrete Delusion“ist bis zum 27. Februar im KIT, Mannesmann­ufer 1b, zu sehen. Der Eintritt kostet drei Euro.

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