Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Goldenes Wochenende

Die deutschen Fans kommen aus dem Jubeln kaum heraus. Die Skispringe­r und Kombiniere­r holen in Seefeld drei Wm-titel.

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SEEFELD/INNSBRUCK (dpa) Es war ein goldeneswo­chenende für die nordischen Skisportle­r aus Deutschlan­d. Nach den Kombiniere­rn haben auch die Skispringe­r mit deutlichem Vorsprung den Wm-titel geholt. Markus Eisenbichl­er war bereits am Samstag bei der Weltmeiste­rschaft in Seefeld und Innsbruck vor seinem Teamkolleg­en Karl Geiger auf der Großschanz­e zu Gold gesprungen. Wir lassen die weltmeiste­rlichen Momente noch einmal Revue passieren.

Eisenbichl­er springt mit erstem Sieg zum Wm-titel

Jahrelang war für die deutschen Skispringe­r bei der Vierschanz­entournee am Bergisel in Innsbruck nichts zu holen. Richard Freitag und Severin Freund stürzten, und erst in diesem Jahr verlor Markus Eisenbichl­er die entscheide­nden Meter beim dritten von vier Springen. Bei der WM schafften Eisenbichl­er und Karl Geiger am Samstag nun die Sensation: mit Gold und Silber. Der deutsche Doppelerfo­lg beim Wm-springen von der Großschanz­e hatte sich schon in der Qualifikat­ion angedeutet. Im ersten Durchgang wurden beide Dsv-adler den Erwartunge­n gerecht und sprangen sich in aussichtsr­eiche Positionen für die Medaillen. Der Bayer Eisenbichl­er landetet mit seinen 131,5 Metern auf Platz zwei, Geiger ging nach 131 Metern als Vierter in den zweiten Durchgang.

Dann kam es bei besten Flugbeding­ungen zum Showdown am Bergisel. Geiger landete bei 130,5. Das konnte nur noch sein Teamkolleg­e toppen. Eisenbichl­er sprang fabelhafte 135,5 Meter weit und jubelte nach dem größten Erfolg seiner Karriere völlig gelöst und mit Tränen in den Augen. Mehrmals war der Zweite der Vierschanz­entournee in dieser Saison knapp am Sieg vorbeigesc­hrammt. Seinen absoluten Sahnetag hatte sich der 27-Jährige für ein ganz besonderes Highlight aufgehoben. Geiger machte mit Silber den ersten Wm-doppelerfo­lg der deutschen Skispringe­r seit Martin Schmitt und Sven Hannawald vor genau 20 Jahren perfekt. Wm-bronze holte der nach dem ersten Durchgang führende Schweizer Killian Peier.

„Ich bin überglückl­ich, ich fühle total viel Adrenalin, ich bin am Zittern gerade“, sagte Eisenbichl­er nach seinem Triumph. „Das war einer meiner geilsten Sprünge überhaupt bisher. Jetzt bin ich Weltmeiste­r, ich kann es gar nicht fassen.“Geiger meinte: „Genial, ich habe es gestern schon ein bisschen gerochen.“Im großen Endspurt unter Bundestrai­ner Werner Schus- ter, der Ende März nach elf Jahren als Chefcoach beim Deutschen Skiverband abtritt, war damit die große Wm-party eingeläute­t. Und die sollte am Sonntag weitergehe­n.

Kombiniere­r und Skispringe­r dominieren als Team

Die deutschen Skispringe­r genossen auf dem Podest am Bergisel den dominanten Sieg, Eric Frenzel und Fabian Rießle fielen sich nach ihrem Gold-coup jubelnd in die Arme. Die beiden Kombiniere­r und die Dsv-adler krönten das beeindruck­end starke Auftaktwoc­henende des deutschen Teams bei den Nordischen Skiweltmei­sterschaft­en mit zwei weiteren Goldmedail­len. Das Quartett von Bundestrai­ner Werner Schuster, zu dem neben dem neuen Weltmeiste­r Eisenbichl­er undvizewel­tmeister Geiger auch Richard Freitag und Stephan Leyhe gehörten, sprang den übrigen Na- tionen im Teamwettbe­werb überlegen davon. Frenzel und Rießle siegten im Teamsprint der Kombiniere­r mit komfortabl­en Vorsprung.

Für die Skispringe­r war es das erste deutsche Teamgold bei den Männern seit 18 Jahren. „Ich finde es einfach geil fürs ganze Team jetzt“, sagte Eisenbichl­er. „Heute können wir es mal krachen lassen.“Er kündigte im ORF euphorisch an: „Heute wird die Lederbuxen ange- zogen!“Schuster kommentier­te die Partypläne seines Teams lächelnd so: „Das sind keine Säufer. Die fallen nach zwei Bier eh um.“

Mit dem riesigen Vorsprung von rund 31 Metern landeten seine Flugkünstl­er vor Gastgeber Österreich. „Das war eine Flugshow vom ersten Sprung weg, ich bin dankbar, dass ich da dabei war“, sagte Schuster.

Frenzel und Rießle überzeugte­n ebenfalls auf der Schanze in Inns- bruck. Sie gewannen nach je einem Sprung dort und 2 x 7,5 Kilometern Langlauf in Seefeld vor Norwegen (8,2 Sekunden Rückstand) und Österreich (9,2 Sekunden Rückstand). „Es ist perfekt aufgegange­n, unsere Taktik. Ich bin wieder sehr bewegt und überglückl­ich, dass wir schon wieder eine Goldmedail­le gewonnen haben“, sagte Bundestrai­ner Hermann Weinbuch. Am Freitag hatte Frenzel bereits im Einzel gewonnen.

Für den 30-Jährigen, der den Wettbewerb vor zwei Jahren noch mit dem diesmal nicht berücksich­tigten Johannes Rydzek gewann, war es am Sonntag das siebte WMGold und die 14. Medaille bei einer WM, der Oberwiesen­thaler ist damit der erfolgreic­hste Kombiniere­r der Wm-geschichte. Rießle ist zum dritten Mal Weltmeiste­r.

Langläufer bleiben wenig überrasche­nd ohne Medaille

Mit den Triumphen der Dsv-adler und Kombiniere­r konnten die Langlauf-spezialist­en erwartungs­gemäß nicht mithalten. Ein falscher Griff in die Wachskiste sorgte am Sonntag für etwas Ernüchteru­ng. Im TeamSprint mussten sich Victoria Carl und Sandra Ringwald, die im Finale mit ihren Skiern zu viel Grip hatten, mit Platz sechs begnügen. Noch schlimmer erwischte es das Männer-duo Janosch Brugger/sebastian Eisenlauer. Sie schieden bereits im Halbfinale aus. Das erste Distanzren­nen der Titelkämpf­e, den Skiathlon über 15 beziehungs­weise 30 Kilometer in den beiden Stilarten, hatten zuvor Katharina Hennig als 16. und Florian Notz auf Rang 18 als beste Dsv-läufer beendet.

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FOTO: DPA Gute Laune hochvier bei den Skispringe­rn (v.l.): Markus Eisenbichl­er (v.l.), Stephan Leyhe, Karl Geiger und Richard Freitag jubeln über Gold.
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FOTO: DPA Die Kombiniere­r Fabian Rießle (unten) und Eric Frenzel jubeln hinter der Ziellinie über ihren Sieg.
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FOTO: REUTERS Weltmeiste­r Markus Eisenbichl­er schreit bei der Siegerehru­ng seine Freude heraus.

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