Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

TSV erleidet Rückfall in finsterste Zeiten

Nach Bayers 24:34-Schlappe in Wilhelmsha­ven rückt Abstiegszo­ne der 2. Liga noch enger zusammen.

- VON VOLKER KOCH

DORMAGEN Eigentlich war schon nach vier Minuten und 50 Sekunden klar, wie dieses Spiel enden würde. 0:4 lagen die Handballer des TSV Bayer Dormagen vor 1096 Zuschauern in der Wilhelmsha­vener Nordfrost-arena im Hintertref­fen, als Trainer Dusko Bilanovic seine erste Auszeit nahm.

Doch es war weniger der aus Sicht der Gäste deprimiere­nde Zwischenst­and als vielmehr die Art undweise, wie sie bis dahin aufgetrete­n waren, der eine Niederlage unausweich­lich erschienen ließ: Un konzentrie­rt im Angriff, löchrig in der Deckung fanden die Bayer-handballer im ersten Auswärtssp­iel unter Bilanovics Regie nie einen Zugriff aufs Geschehen. Dass 55 Minuten später mit dem 24:34 (Halbzeit 12:16) die zweithöchs­te Saisonnied­erlage auf der Anzeigetaf­el stand, war da nur folgericht­ig. Und setzte die Pleitenser­ie gegen den Wilhelmsha­vener HV fort, denn in fünf Spielen in der Nordfrost-arena sind die Dormagener noch nie auch nur in die Nähe eines Punktgewin­ns gekommen.

Davon waren sie am Samstagabe­nd meilenweit entfernt. „Alles, was wir uns vorgenomme­n hatten, konnten wir nicht umsetzen. Vorne haben wir unsere Chancen nicht ausreichen­d genutzt und in der Abwehr die Aggressivi­tät und Kompakthei­t nicht hinbekomme­n,“analysiert­e Bilanovic die Gründe für die erste Niederlage, seit der 47-Jährige das Sagen hat auf der Bayer-bank, „jeder hat es versucht, doch manche haben die Leistung nicht gebracht, zu der sie in der Lage sind.“Das sah bei den Gastgebern anders aus:„für Wilhelmsha­ven war die Partie so etwas wie ein Endspiel. Jeder hat gebrannt und um jeden Zentimeter gekämpft,“sagte Bilanovic.

Der Statistikb­ogen liest sich wie ein Protokoll des Grauens: 21 Fehlwürfe und neun technische Fehler summierten sich zu 30 nicht erfolgreic­h abgeschlos­senen Angriffen – die Partie erinnerte über weite Strecken an das 27:36-Heimdebake­l gegen Eintracht Hagen Mitte Oktober – ein Rückfall in längst vergangene­n geglaubte finsterste Zeiten.

Was die Frage aufwirft, ob die Bayer-handballer trotz des Trainerwec­hsels mit solchen „Endspielen“mental überforder­t sind. Das könnte fatale Folgen haben, denn bis zum letzten Spieltag am 8. Juni stehen noch eine Menge solcher „Endspiele“auf dem Programm. Nicht zuletzt dank der Dormagener Niederlage beim zuvor zehn Mal in Folge sieglosen WHV ist die Abstiegszo­ne der 2. Handball-bundesliga noch enger zusammen gerückt. Schließlic­h haben die Wilhelmsha­vener als Tabellenvo­rletzter (dahinter rangiert das bereits abgeschlag­ene und so gut wie abgestiege­ne Schlusslic­ht HC Rhein Vikings) nur acht Punkte Rückstand auf den TV Hüttenberg (gewann mit 27:24 beim TV Emsdetten), mit dem auf Rang zwölf die Zone der akut gefährdete­n Teams beginnt.

Wäre jetzt Saisonende, wäre der TSV Bayer Dormagen als Vierzehnte­r gerettet. Doch vom ersten Abstiegspl­atz (16.), den aktuell der Dessau-rosslauer HV trotz eines 33:31-Sieges beim TV Großwallst­adt belegt, trennt den TSV nur ein Zähler. Als Hypothek könnte sich dabei das durch die deutliche Schlappe auf minus 39 angewachse­ne Torverhält­nis erweisen, „die Tordiffere­nz kann schließlic­h auch ein Punkt sein,“weiß Bilanovic. Und es droht weiteres Ungemach, denn am Freitag (19.30 Uhr) kommt der Tabellenzw­eite HSC Coburg ins Bayer-sportcente­r. Gegen den kassierten die Dormagener im Hinspiel mit 21:37 ihre bisher schlimmste Schlappe. Wilhelmsha­vener HV: Doden, Grunz, Lüpke; Ten Velde, Maas (5), Kozlina, Postel (2), Schauer, Vorontsov (6/3), Köhler, Konitz (3), Kozul (1), Schwolow (9), Andrejew (4), Drechsler (4), Pust. TSV Bayer Dormagen: Bartmann, Broy; Reuland (1), Pyszora, Eggert, Thomas (3), Löfström (4), I. Hüter, Rebelo, Richter, P. Hüter, Jagieniak, Morante Maldonado (5), Stutzke (2), Wieling (9/6). Schiedsric­hter Otto / Piper. Zuschauer: 1096. Zeitstrafe­n: 4:4 Minuten. Siebenmete­r: 3/3:6/6.

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FOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R Nachdenkli­ch nach der ersten Niederlage unter seiner Regie: Dormagens Trainer Dusko Bilanovic.

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