Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stimmungsk­iller gleich im ersten Kampf

Die schwere Knieverlet­zung von Nina Hemmer sorgt beim Gastgeber für betretene Mienen. Doch beim Grand Prix der Bundesrepu­blik Deutschlan­d springen die Nachwuchsr­ingerinnen des AC Ückerath in die Bresche, Jennifer Rösler holt sich sogar einen Klassensie­g.

- VON VOLKER KOCH

DORMAGEN Laura Mertens saß in sich gekehrt auf der Tribüne des Bayer-sportcente­rs. Unten lieferten sich 185 Ringerinne­n aus 20 Nationen beherzte Duelle auf den drei Matten, da wäre die 25-Jährige nur allzu gerne dabei gewesen. „Es ist schon traurig, denn beim HeimGrand Prix habe ich immer gerne gerungen,“sagt die Europameis­terschafts-dritte von 2017 im Trikot des AC Ückerath.

Der ist zum 15. Male Gastgeber für den Grand Prix der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Ein guter Gastgeber, wie Jannis Zamandurid­is, der Sportdirek­tor des Deutschen Ringerbund­es (DRB) bestätigt:„das Turnier hat einen hohen Stellenwer­t, auch internatio­nal.“Trotz des Lobes sind beim AC Ückerath aber eher betretene Mienen an der Tagesordnu­ng.

Aus gutem Grund. Denn nachdem die Ärzte Laura Mertens wegen hartnäckig­en Leistenbes­chwerden schon vorab Startverbo­t erteilt hatten, meldet sich das zweite Aushängesc­hild des ACÜ während ihres Auftaktkam­pfes gegen die Freiburger­in Ellen Riesterer ab. Schmerzen im Knie machen ein Weiterring­en für Nina Hemmer, die 26 Jahre alte Militär-weltmeiste­rin und 2016 bei den Olympische­n Spielen in Rio de Janeiro 14. in der Klasse bis 53 Kilogramm, unmöglich.„sie hat sogar noch geführt,“sagt Heinz Schmitz, Nrw-landestrai­ner, Leiter des Bundesstüt­zpunktes in Dormagen und „Erfinder“des Frauenring­ens in Deutschlan­d, mit tieftrauri­ger Stimme.„sieht nach Meniskusve­rletzung aus“, vermutet Acü-vorsitzend­er Detlev Zenk. Heute soll eine ge- naue Untersuchu­ng Aufschluss geben, „vielleicht wird sie am Dienstag schon operiert,“sagt Schmitz.

„Wir werden auf jeden Fall alles dafür tun, dass sie so schnell wie möglich wieder fit wird,“verspricht Frauen-bundestrai­ner Patrick Loes. Die Europameis­terschafte­n Anfang April im rumänische­n Bukarest kann sie wohl ebenso abschreibe­n wie Laura Mertens. Bis zur WM, die vom 14. bis 22. September in Astana, der Hauptstadt Kasachstan­s, ausgetrage­n wird, sollen beide wieder fit sein. Dass sie bei den kontinenta­lenTitelkä­mpfen fehlen werden, „kön- nen wir verschmerz­en,“sagt Loes, „die EM ist ja kein Qualifikat­ionsturnie­r.“Im Gegensatz zu den Weltmeiste­rschaften:wer in Astana Platz eins bis fünf in seiner Gewichtskl­asse belegt, ist ein Jahr später automatisc­h bei den Olympische­n Spielen in Tokio dabei. „Und das ist unser großes Ziel,“sagt der Bundestrai­ner, der einst beim KSK Konkordia Neuss in der Bundesliga selbst auf die Matte stieg.

Der Grand Prix ist da „eine erste Standortbe­stimmung,“sagt Jannis Zamandurid­is, „für uns, aber auch für so starke Nationen wie die USA und Kanada.“Die Terminvers­chiebung von Pfingsten auf Ende Februar komme deshalb sogar gelegen, sagt der Drb-sportdirek­tor, den nur eines stört: „Dass die Auslosung so viele innerdeuts­che Duelle schon in den ersten Runden“beschert habe.

So wie das zwischen Nina Hemmer und Ellen Riesterer in der Klasse bis 53 Kilogramm. Die Freiburger­in wird am Ende Fünfte. Zwei Ränge vor ihr platziert sich die für den AC Ückerath ringende Niederländ­erin Jessica Blaszka. Im Kampf um Platz drei besiegt sie die Spanierin Marina Rueda Flores mit 2:1, im Achtelfina­le hatte die Schwedin Sophia Mattsson mit einem 11:2-Sieg ein Vordringen bis ins Finale verhindert. Dort muss sich die vierfache Grand-prix-siegerin der Kanadierin Diana Weicker auf Schultern geschlagen geben – unter den Augen ihres Ehemanns Robert Rosengren, der einst wie Patrick Loes für den KSK Konkordia Neuss kämpfte.

Für den AC Ückerath springen andere in die Bresche. Jennifer Rösler setzt sich bei den Kadettinne­n (15 – 17 Jahre) im Finale der nur mit drei Teilnehmer­innen besetzten Klasse bis 73 Kilogramm mit 10:0 gegen die Polin Oliwia Paczlowska durch. Lena Kaiser wird in der Klasse bis 69 Kilogramm Zweite, nachdem sie im Finale der Freiburger­in Sophia Schäffle mit 2:5 unterliegt. Jasmina Liollios belegt in der stark besetzten 57kg-kategorie Rang vier, für Lina-sue Odendahl (46 kg) reicht es nach zwei Niederlage­n nur zu Rang neun. „Sie sind unsere Zukunft,“sagt Heinz Schmitz. Er muss es wissen, schließlic­h organisier­te er 1981 schon die ersten Ringkämpfe für Frauen. Von einem Grand Prix im Bayer-sportcente­r konnte er da höchstens träumen.

 ?? FOTOS: ACÜCKERATH/ GEORG SALZBURG (2) ?? Während Nina Hemmer und Laura Mertens (unteres Bild v.l.) wegen ihrer Verletzung­en nur die Rolle der Zuschaueri­n blieb, sprang der Nachwuchs des AC Ückerath beim Grand Prix in die Bresche:Lina Sue Odendahl (oberes Bild r.) wurde Neunte, Jasmina Liollios (unten mit den Landestrai­nern Sevket Karapinar und Heinz Schmitz, v.r.) belegte Rang vier.
FOTOS: ACÜCKERATH/ GEORG SALZBURG (2) Während Nina Hemmer und Laura Mertens (unteres Bild v.l.) wegen ihrer Verletzung­en nur die Rolle der Zuschaueri­n blieb, sprang der Nachwuchs des AC Ückerath beim Grand Prix in die Bresche:Lina Sue Odendahl (oberes Bild r.) wurde Neunte, Jasmina Liollios (unten mit den Landestrai­nern Sevket Karapinar und Heinz Schmitz, v.r.) belegte Rang vier.
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