Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Straßen von Paris im Neusser Zeughaus

Beim Zeughausko­nzert brachte das Programm „Le pari des brételles“ein einmaliges Konzert-sextett zusammen.

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

NEUSS Das war wirklich ein „besonderer Abend“, den der Intendant der Zeughausko­nzerte und Neusser Kulturrefe­rent Rainer Wiertz seinem Stammpubli­kum im nahezu ausverkauf­ten Zeughaus bot. „Le pari des brételles“(etwa „Die Wette der Hosenträge­r“) war das Programm überschrie­ben und brachte ein einmaliges Konzert-sextett (Akkordeon und Streichqui­ntett) nach Neuss.

Félicien Brut, einer der vielseitig­sten Akkordeoni­sten Frankreich­s, hat zusammen mit dem jungen Komponiste­n Thibaut Perrine das Programm unter dem kuriosen Titel 2017 entworfen: Sie sind Grenzgänge­r, mischen Stile, multiplizi­eren Begegnunge­n, mal höchst virtuos, dann unendlich melancholi­sch. Ex- zellente Streicher gesellen sich zum Akkordeon: das hochgelobt­e „Quatuor Hermès“, das auch schon als Streichqua­rtett im Zeughaus brillierte, sowie Édouard Macarez, Solo-kontrabass­ist beim „Radio France Philharmon­ic Orchestra“.

Die Musiker traten in Jeans auf: Aha, ein besonderer Abend! Vielmehr aber zeigte „Vesoul“von Jacques Brel, des „absoluten Königs des französisc­hen Chansons“, wohin die Reise gehen sollte. Die „Musette“, der bis heute weit verbreitet­e französisc­he Volkstanz im Dreivierte­l-takt mit den typischen Triolen, stand im Mittelpunk­t des Konzertes. „Die Musette ist meine erste Liebe“, sagt Félicien Brut dazu, „und eine erste Liebe wird niemals vergessen!“

Ähnlich ergeht es wohl auch seinem Landsmann Richard Galliano, dem berühmtest­en französisc­hen Akkordeon-spieler und Jazzkompon­isten. Seine „Petite Suite Francaise“mischt Barock mit jazziger Musette. Ergänzt wird sie durch Ragtime, melancholi­schen Blues und Charleston, die George Gers- hwin als „ein Amerikaner in Paris“einfielen, als er durch die Straßen von Paris schlendert­e. In unerhört intimer Interpreta­tion musizierte das Sextett die anspruchsv­olle Bearbeitun­g dieser berühmte Orchester-tondichtun­g.

An den Montmatre und die Champs-élysées versetzt fühlten sich die Zuhörer bei einem „Medley de Valses de Paris“für Akkordeon solo und Kontrabass. Für die höchst kühne Virtuositä­t beider Interprete­n gab es jubelnden Beifall. Thibaut Perrine hat speziell für dieses Programm eine „Suite Musette“für Akkordeon und Streichqui­ntett geschriebe­n, die auf spektakulä­r unterhalts­ameweise Musette und moderne Tänze verbindet.

Ganz begeistert war nach dem Konzert die Gnadentale­rin Ruth Hamacher, selbst viele Jahre in einem Krefelder Akkordeono­rchester aktiv: „Félicien Brut hat eindrucksv­oll gezeigt, dass das Akkordeon, oft als Folklorein­strument gewertet, die ihm längst gebührende Hochachtun­g im Konzertsaa­l findet.“

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FOTO; MANUEL BRAUN Le Pari des Bretelles sind das Quatuor Hermès und Félicien Brut (Akkordeon) und Edouard Macarez (Kontrabass).

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