Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fortbestan­d der Realschule fraglich

Nur 34 Kinder wurden bislang an der Realschule angemeldet. Dort hofft man nun, dass sich ein Teil der derzeit noch nicht entschloss­enen Familien für diese Schule entscheide­t. Schulleite­r Bosse kündigt derweil seinen Abschied an.

- VON RUDOLF BARNHOLT

KAARST SPD, Grüne, UWG und die Linke hatten im Schulaussc­huss gemeinsam beantragt, die Gesamtschu­le in Büttgen ab dem Schuljahr 2019/2020 „mindestens fünfzügig“zu führen. Auf Wunsch der Verwaltung wurde dieser Antrag in die Sitzung am 14. März vertagt. Der Grund: Viele Schüler, die im Sommer die Grundschul­e verlassen werden, sind noch nicht an einer weiterführ­enden Schule im Stadtgebie­t angemeldet. Der Knackpunkt: CDU und FDP hatten beschlosse­n, dass der Erfolg der Gesamtschu­le nicht den Fortbestan­d der Realschule in Kaarst gefährden dürfe.

Doch die Anmeldezah­len sind dort derzeit so niedrig, dass die Verwaltung zu dem Schluss kommt: „Es ist derzeit nicht ersichtlic­h, ob der Fortbestan­d dieser Schule gesichert ist.“Am Georg-büchner-gymnasium wurden bis jetzt 116 Kinder neu angemeldet, beim Albert-einstein-gymnasium sind 108, an der Gesamtschu­le 157. Für die Realschule nannte die Verwaltung die Zahl von 30 Anmeldunge­n – 17 aus Kaarst und 13 aus Neuss.

Jürgen Bosse, Leiter der Realschule Halestraße, weiß, dass die Zahl sich in zwischen etwas erhöht hat: „Es gibt aktuell 34 Anmeldunge­n, das sind zwar vier mehr, aber immer noch zu wenig.“Und er weist auf eine Unsicherhe­it hin: „Mehr als 50 Schüler der vierten Klassen der Kaarster Grundschul­en sind derzeit noch nicht an einer weiterführ­enden Schule angemeldet.“Bosse hofft, dass einige von ihnen schließlic­h in seiner Schule landen werden.

Im vergangene­n Jahr hatte es an der Halestraße ganz knapp für zwei Eingangskl­assen gereicht, jetzt steht wieder eine Zitterpart­ie bevor. Ob Bosse den Fortbestan­d der Kaarster Realschule in Gefahr sehe? „Langfristi­g wird es schwierig werden“, lautet die Prognose des 62-Jährigen.

Es besteht aber die Hoffnung, dass es im nächsten Jahr wieder etwas besser laufen könnte. Das liegt an der „Delle“– in diesem Jahr gibt es rund 40 Viertkläss­ler weniger als im vergangene­n Jahr und auch weniger als für kommendes Jahr prognostiz­iert.

Das wird Jürgen Bosse nur noch am Rande beschäftig­en. Er hat erklärt, aus persönlich­en Gründen die Leitung der Schule im Sommer nach 15 Jahren abzugeben. Gleichwohl liege ihm der Fortbestan­d der Realschule am Herzen. Man müsse aber erkennen, sagt Bosse, dass Eltern zunehmend eine Schule für ihre Kinder wollen, die bis zum Abitur führt. Die Realschule ist nun mal die einzige Schulform in Kaarst, die genau das nicht bieten kann.

Ist die Realschule also ein Auslaufmod­ell? Der 62-Jährige sieht das nicht so und hebt die Vorteile hervor, die viele Eltern möglicherw­eise übersehen:„die Realschule ist die richtige Schule für Schüler mit mittlerem Leistungsv­ermögen. Sie ist überschaub­ar, ist eine Halbtagssc­hule, was Freiräume für Hobbys lässt.“Wichtig ist auch, dass Realschula­bsolventen nach der zehnten Klasse alle Türen offenstehe­n – sie können eine Ausbildung machen, aber auch ihr Fachabitur oder ihr Abitur anstreben.

 ?? FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE ?? Jürgen Bosse – hier in der Lehrküche – möchte die Leitung der Realschule an der Halestraße im Sommer nach 15 Jahren aus persönlich­en Gründen abgeben. Gleichwohl liegt ihm der Fortbestan­d der Schule am Herzen.
FOTO: A. WOITSCHÜTZ­KE Jürgen Bosse – hier in der Lehrküche – möchte die Leitung der Realschule an der Halestraße im Sommer nach 15 Jahren aus persönlich­en Gründen abgeben. Gleichwohl liegt ihm der Fortbestan­d der Schule am Herzen.

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