Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

CDU fordert Plan für das alte Finanzamt

Noch wird der große Büro-komplex als Flüchtling­sunterkunf­t genutzt. Die CDU hat die Stadt aufgeforde­rt, sich Gedanken um eine künftige Nutzung des Gebäudes zu machen. Möglich sei auch der Erwerb durch die SEG.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Noch wird das ehemalige Finanzamt als Flüchtling­sunterkunf­t genutzt. 96 Menschen unterschie­dlicher Herkunft leben dort zurzeit. Doch was wird aus dem viergescho­ssigen Gebäude, wenn die letzten Asylbewerb­er ausgezogen sind? Diese Frage will die Cdu-fraktion von der Stadtverwa­ltung beantworte­t wissen. Möglichst schnell – denn: „Die Verantwort­lichen im Rathaus müssen sich frühzeitig Gedanken darüber machen, wie Stadtgesta­ltung an dieser prädestini­erten Stelle künftig aussehen soll“, sagt Vorsitzend­er Wolfgang Kaiser. „Wir müssen vorbereite­t sein und wissen, was wir dort wollen.“Das hat die Union jetzt auch in einem Antrag an den Rat gefordert.

Der in den 60er Jahren an der Ecke Bahn-/erckensstr­aße errichtete Büro-komplex mit 3160 Quadratmet­ern Nutzfläche wurde 2011 von der Finanzbehö­rde verlassen. In den folgenden Jahren gab es unterschie­dliche Interessen­ten für die Immobilie – vom örtlichen Architekte­n bis zum Investor aus Istanbul. Doch zum Zuge kam letztlich niemand, weil es 2015 zu wenig Platz für Flüchtling­e in Grevenbroi­ch gab. Die Stadt mietete das alte Finanzamt kostenfrei vom Eigentümer – dem Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb NRW – und baute es für 700.000 Euro zur Unterkunft um.

„Seit 2016 sind die Flüchtling­szahlen stark rückläufig. Es spricht alles dafür, dass dieser Trend anhält“, meint Wolfgang Kaiser, der davon ausgeht, dass das Gebäude „in absehbarer Zeit nicht mehr als Unterkunft genutzt werden muss“. Längerfris­tig wäre der Standort nach Meinung der CDU auch dafür nicht geeignet – denn: „Mit Blick auf die Situation im Bahnhofsvi­ertel wäre es wohl kaum sinnvoll, eine weitere Problemgru­ppe dort auf Dauer unterzubri­ngen“, sagt Kaiser. Daher sei es angesagt, möglichst zeitnah ein Konzept für die künftige Nutzung des Objekts zu entwickeln.

„Das kann ein Umbau des Komplexes sein, aber auch ein Abriss, um auf dem Gelände neuen innerstädt­ischenwohn­raum zu schaffen“, sagt Kaiser beispielha­ft. Darüber hinaus sollte nach Auffassung der Union auch geprüft werden, inwieweit die Stadtentwi­cklungs-gesellscha­ft (SEG) in der Lage ist, die Immobi- lie zu erwerben – „im Interesse der Weiterentw­icklung des gesamten Viertels“. Bei der Verbesseru­ng der Wohnsituat­ion im Quartier müssten ausdrückli­ch auch Flüchtling­e, die ein dauerhafte­s Bleiberech­t erworben haben, miteinbezo­gen werden.

Die Pläne für das ehemalige Finanzamts-gelände müssten nach Cdu-meinung schon im Rahmen des Integriert­en Stadtentwi­cklungs-konzepts (ISEK) geschmiede­t werden, sie rät in dieser Sache zu zeitnahen Gesprächen mit dem Eigentümer. Und nicht nur mit diesem: Auch mit dem Besitzer der gegenüber liegenden, privaten Grünfläche – spöttisch als „Ci- ty-dschungel“bezeichnet – müsse gesprochen werden. „Er muss allmählich mal heraus mit der Sprache, was er mit diesem Gelände vor hat“, sagt Kaiser.

Wann das alte Finanzamt frei wird, ist noch nicht abzusehen.„wir werden es noch mindestens zwei bis drei Jahre als Flüchtling­sunterkunf­t benötigen“, sagt Rathaus-sprecher Stephan Renner. Das sei dem Eigentümer mitgeteilt worden. Unter den 75 Männern, elf Frauen und zehn Kindern, die dort leben, hätten zwar 36 ein dauerhafte­s Bleiberech­t und könnten ausziehen – „leider findet sich aber kein angemessen­erwohnraum“, sagt Renner.

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NGZ-FOTO: W PIEL Das alte Finanzamt wurde 2015 zur Flüchtling­sunterkunf­t umgebaut. Zurzeit leben dort 75 Männer, elf Frauen und zehn Kinder.

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