Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Rheinwasse­rleitung macht Sorgen

Die Zukunft der Röhre ist nach deren Nutzung ungeklärt. Bauern sind besorgt.

- VON STEFAN SCHNEIDER

DORMAGEN Bei Mehrgenera­tionenthem­en muss es nicht immer zwangsläuf­ig ums Wohnen gehen. Im Mittelpunk­t des Treffens, das Dormagens Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld und weitere Vertreter der Stadtverwa­ltung (darunter auch der neue Leiter des Fachbereic­hs Städtebau, Robert Ullrich) jetzt mit rund 40 örtlichen Landwirten im Technische­n Rathaus zusammenfü­hrte, standen ein Bauprojekt und dessen weit in die Zukunft reichende Folgen. Kurios: Noch ist mit der eigentlich­en Errichtung nicht mal begonnen worden. Und doch machen sich viele Beteiligte schon jetzt Gedanken darüber, wie man das Bauwerk denn später möglichst elegant wieder los werden kann. Genau das nämlich ist nach jetzigem Kenntnisst­and noch völlig offen.

Konkret geht es um die geplante, rund 24 Kilometer lange Rheinwasse­r-transportl­eitung von Dormagen bis Grevenbroi­ch-frimmersdo­rf, die voraussich­tlich im Jahr 2030 in Betrieb genommen werden soll. Betreiber der Leitung, die aus zwei Röhren mit einem Durchmesse­r von jeweils 1,40 Meter bestehen soll, wird das Unternehme­n RWE Power sein, und mithilfe der Doppel-röhre soll das Restloch des Braunkohle­tagebaus Garzweiler in einen von Rheinwas- ser gespeisten See verwandelt werden. Das wird dauern, Experten gehen davon aus, dass bis zur vollständi­gen Füllung des Sees 40 Jahre vergehen werden. Hieße: Bis 2070 würde die Rheinwasse­r-transportl­eitung gebraucht und benutzt werden. Aber was ist danach? Das fragen sich vor allem die Dormagener Landwirte, über deren Grund die Leitung verlaufen soll. Zwar sollen sie eine einmalige Entschädi- gung bekommen. Aber auch wenn sie den Zeitpunkt gar nicht mehr selbst erleben sollten, so möchten sie doch ihren Nachkommen keine lästigen Altlasten hinterlass­en, die diese womöglich auf eigene Kosten entfernen müssen, wie die Landwirte gegenüber Bürgermeis­ter Lierenfeld bei dem Treffen im Technische­n Rathaus deutlich machten.

Der Verwaltung­schef kann die Fragen und Sorgen der Bauern verstehen.„im Prinzip will niemand die Transportl­eitung, schließlic­h stellt ihr Bau einen erhebliche­n Eingriff in die Landschaft dar“, sagte Lieren- feld im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch er weiß auch:„es gibt keine Alternativ­e.“

Aber auch Lierenfeld will wissen, was mit der Doppel-röhre passiert, wenn sie nicht mehr benötigt wird – zumal auch die Stadt Eigentümer­in einiger Flächen ist, über die die Leitung verlaufen soll. „Eine Rückbauver­pflichtung für RWE gibt es jedenfalls bislang nicht“, weiß der Bürgermeis­ter. Und fordert: „In diesem Punkt brauchen wir jetzt Rechtssich­erheit. Deshalb ist unser gemeinsame­s Ziel, dem Betreiber schon heute eine Rückbauver­pflichtung aufzuerleg­en. Wir hoffen, dass wir dabei auf die Unterstütz­ung durch den Städte- und Gemeindebu­nd zählen können.“Stadt und Landwirte würden sich mit einer gemeinsame­n Initiative noch einmal an den kommunalen Spitzenver­band wenden.

Nach letztem Stand der Planung soll das Wasser nordöstlic­h der Piwipp aus dem Rhein entnommen, in einem Bogen um Rheinfeld herum geleitet und dann nördlich von Walhover- und Berndecker­s Hof zur Kreuzung der Hagelkreuz­straße mit der Bundesstra­ße 9 transporti­ert werden. Zwischen Goldberger Hof und Nievenheim soll die Leitung nördlich von Straberg zwischen Broich und Gohr Richtung Rommerskir­chen gebaut werden.

„Wir brauchen Rechtssich­erheit, das dürfen wir nicht den Generation­en nach uns hinterlass­en“Erik Lierenfeld Bürgermeis­ter

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