Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rheinwasserleitung macht Sorgen
Die Zukunft der Röhre ist nach deren Nutzung ungeklärt. Bauern sind besorgt.
DORMAGEN Bei Mehrgenerationenthemen muss es nicht immer zwangsläufig ums Wohnen gehen. Im Mittelpunkt des Treffens, das Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld und weitere Vertreter der Stadtverwaltung (darunter auch der neue Leiter des Fachbereichs Städtebau, Robert Ullrich) jetzt mit rund 40 örtlichen Landwirten im Technischen Rathaus zusammenführte, standen ein Bauprojekt und dessen weit in die Zukunft reichende Folgen. Kurios: Noch ist mit der eigentlichen Errichtung nicht mal begonnen worden. Und doch machen sich viele Beteiligte schon jetzt Gedanken darüber, wie man das Bauwerk denn später möglichst elegant wieder los werden kann. Genau das nämlich ist nach jetzigem Kenntnisstand noch völlig offen.
Konkret geht es um die geplante, rund 24 Kilometer lange Rheinwasser-transportleitung von Dormagen bis Grevenbroich-frimmersdorf, die voraussichtlich im Jahr 2030 in Betrieb genommen werden soll. Betreiber der Leitung, die aus zwei Röhren mit einem Durchmesser von jeweils 1,40 Meter bestehen soll, wird das Unternehmen RWE Power sein, und mithilfe der Doppel-röhre soll das Restloch des Braunkohletagebaus Garzweiler in einen von Rheinwas- ser gespeisten See verwandelt werden. Das wird dauern, Experten gehen davon aus, dass bis zur vollständigen Füllung des Sees 40 Jahre vergehen werden. Hieße: Bis 2070 würde die Rheinwasser-transportleitung gebraucht und benutzt werden. Aber was ist danach? Das fragen sich vor allem die Dormagener Landwirte, über deren Grund die Leitung verlaufen soll. Zwar sollen sie eine einmalige Entschädi- gung bekommen. Aber auch wenn sie den Zeitpunkt gar nicht mehr selbst erleben sollten, so möchten sie doch ihren Nachkommen keine lästigen Altlasten hinterlassen, die diese womöglich auf eigene Kosten entfernen müssen, wie die Landwirte gegenüber Bürgermeister Lierenfeld bei dem Treffen im Technischen Rathaus deutlich machten.
Der Verwaltungschef kann die Fragen und Sorgen der Bauern verstehen.„im Prinzip will niemand die Transportleitung, schließlich stellt ihr Bau einen erheblichen Eingriff in die Landschaft dar“, sagte Lieren- feld im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch er weiß auch:„es gibt keine Alternative.“
Aber auch Lierenfeld will wissen, was mit der Doppel-röhre passiert, wenn sie nicht mehr benötigt wird – zumal auch die Stadt Eigentümerin einiger Flächen ist, über die die Leitung verlaufen soll. „Eine Rückbauverpflichtung für RWE gibt es jedenfalls bislang nicht“, weiß der Bürgermeister. Und fordert: „In diesem Punkt brauchen wir jetzt Rechtssicherheit. Deshalb ist unser gemeinsames Ziel, dem Betreiber schon heute eine Rückbauverpflichtung aufzuerlegen. Wir hoffen, dass wir dabei auf die Unterstützung durch den Städte- und Gemeindebund zählen können.“Stadt und Landwirte würden sich mit einer gemeinsamen Initiative noch einmal an den kommunalen Spitzenverband wenden.
Nach letztem Stand der Planung soll das Wasser nordöstlich der Piwipp aus dem Rhein entnommen, in einem Bogen um Rheinfeld herum geleitet und dann nördlich von Walhover- und Berndeckers Hof zur Kreuzung der Hagelkreuzstraße mit der Bundesstraße 9 transportiert werden. Zwischen Goldberger Hof und Nievenheim soll die Leitung nördlich von Straberg zwischen Broich und Gohr Richtung Rommerskirchen gebaut werden.
„Wir brauchen Rechtssicherheit, das dürfen wir nicht den Generationen nach uns hinterlassen“Erik Lierenfeld Bürgermeister