Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Große Hilfsbereitschaft für kranken Leon
Die Typisierungaktion für den 14-Jährigen bewegt viele Düsseldorfer. Zum Termin am Sonntag kamen 588 Spender.
Der Plan von Jeannette Reinle und ihren Kollegen ist aufgegangen. Seit Sonntag um 11 Uhr stehen die Menschen Schlange, um sich in der griechisch-orthodoxen Gemeinde als Stammzellspender registrieren zu lassen. Sie warten geduldig, bis es weiter geht, denn sie sind aus Überzeugung hier. „Wenn man so leicht helfen kann, dann macht man das gerne“, sagt ein Mann mit Jeansjacke zur Dame vor ihm.
Drei Wochen und zwei Tage ist es her, dass Jeannette Reinle den Entschluss fasste, eine Typisierungsaktion für Leon zu starten. Der 14 Jahre alte Sohn ihrer Kollegin Nicole Pabst war an Leukämie erkrankt, sein Zustand hatte sich dramatisch verschlechtert. „Das Zeitfenster ist knapp“, sagt Reinle. Die Pädagogin aus Neuss stieß im Internet auf die Organisation DKMS, die sich dem Kampf gegen lebensbedrohliche Blutkrebserkrankungen verschrieben hat. „Man bekommt dort einen Leitfaden, den man abarbeitet, um möglichst viele Menschen für eine Typisierungsaktion zu mobilisieren“, sagt Reinle. Kollegen, die Mitglied in der griechisch-orthodoxen Gemeinde sind, hatten schnell die Räume organisiert. Das Team von Helfern wurde größer. „Man rennt offene Türen ein“, so die Erfahrung der Initiatorin.
10.000 Flyer hatte die Gruppe über Freunde und Firmen verteilt, die Rheinbahn drei Tage lang die Aktion mit einem Foto von Leon auf ihren Bildschirmen gepostet. Stadtwerke-chef Udo Brockmeier übernahm die Schirmherrschaft. Und viele Mithelfer verbreiteten den Aufruf in den sozialen Medien.
In dem Gemeinderaum sitzen sich am Nachmittag an langen Tischreihen Helfer und Spender gegenüber. Neben ihnen das Handy mit Stoppuhr auf dem Tisch. Eine Minute lang streichen die Spender mit einem Stäbchen an der Innenseite derwange entlang. Ein zweites Stäbchen ist für die andere Wangenseite, ein drittes für die Mischung von beiden. Anschließend müssen die Stäbchen zwei Minuten lang trocknen, bevor sie zusammen mit den persönlichen Daten der Spender eingepackt und in ein Labor nach Dresden geschickt werden. Dort werden die Daten abgeglichen, um zu sehen, ob es einen geeigneten Spender gibt.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Knochenmarkspende kommt, liegt bei einem Prozent“, sagt Angelina Idt von DKMS. Die Mitarbeiterin ist positiv überrascht von dem Andrang der Menschen, die mit einer Spende Hilfe leisten wollen: „Es kommen konstant viele, das ist ein gutes Zeichen.“Wie in vielen großen Städten habe es in Düsseldorf bereits einige Aktionen gegeben. Neue Spender zu finden, sei deshalb nicht so leicht.
Zu denen, die gestern kamen, um zu helfen, war Loubna Elouakili.„ich werde nächstewoche 17, darf ich mitmachen?“, fragte die Düssel- dorfer Schülerin die Organisatoren. Sie hatte von einer Freundin über den Nachrichten-dienst Snapchat von der Aktion erfahren. Als Spender kommen gesunde Menschen zwischen 17 und 55 Jahren in Frage.„die meisten sind im Schnitt zwischen 20 und 40 Jahren“, sagt Angelina Idt. Das macht Sinn, weil es auch schon einmal zehn Jahre dauern kann, bis die Spende benötigt wird. Denn die Gewebemerkmale von Patient und Spender müssen zu 100 Prozent übereinstimmen.
Am Ende haben 588 Menschen ihre Probe mit Zellmaterial abgegeben und damit die Chance, eine Spende zu finden, erhöht. Für Leon, aber auch für andere Patienten.
Leons Mutter Nicole Pabst war selbst zur Aktion mit ihrer Tochter gekommen. „Ich bin überwältigt, wer alles kommt. Das hilft.“Sie ist für die große Unterstützung sehr dankbar. „Alleine hätte ich das niemals geschafft.“