Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Deutschen wichtigste­s Konto

Die weitestver­breitete Kontoform hierzuland­e ist das Giro-konto. In unserem aktuellen Ratgeber geben wir Tipps, worauf Kunden vor der Eröffnung achten sollten.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF So gut wie jeder, der am Wirtschaft­sleben teilnimmt, benötigt es – sei es der Rentner, der Arbeitnehm­er, der Konzernlen­ker, der Azubi oder der Hartz-iv-empfänger. Auf das Girokonto wird der Lohn eingezahlt, mit der Girokarte bezahlen wir wie selbstvers­tändlich unsere Einkäufe an der Supermarkt­kasse. Inzwischen oft sogar nur noch durch einfaches Auflegen auf das Lesegerät. Im Folgenden die wichtigste­n Fragen rund um der Deutschen liebstes Konto:

Was sollte ich bei der Wahl der Bank oder Sparkasse beachten?

Wer ein Girokonto bei einer Bank eröffnen will, sollte genau schauen, welche Gebühren erhoben werden, rät Josefine Lietzau, Bankenexpe­rtin beimverbra­ucherporta­l Finanztip. „Dazu ist wichtig, dass man einmal das eigene Nutzungsve­rhalten reflektier­t. Bin ich jemand, der viele Überweisun­gen tätigt, benötige ich persönlich­e Beratung oder gehe ich nur ab und zu mit der Girokarte zum Geldautoma­ten?“David Riechmann von der Verbrauche­rzentrale NRW rät dazu, die Filial-abdeckung und Verbreitun­g von Geldautoma­ten im Blick behalten. „Inzwischen reduzieren auch die Sparkassen trotz ihres öffentlich-rechtliche­n Auftrags die Filialen“, sagt er. So schmerzlic­h das für die betroffene­n Kunden sein mag: Der Kostendruc­k steige auch für die Sparkassen und Genossensc­haftsbanke­n und natürlich müssen sie am Ende wirtschaft­lich arbeiten.

Wo findet man Informatio­nen über die Gebühren, die erhoben werden?

Mittlerwei­le müssen alle Banken ihre Basisleist­ungen im Internet veröffentl­ichen. „Der Gesetzgebe­r hat dabei standardis­ierte Begrifflic­hkeiten vorgegeben, so dass eine echte Vergleichb­arkeit gegeben ist“, sagt Verbrauche­rschützer Riechmann. Zwar sehe das Zahlungsko­ntengesetz vor, dass es künftig eine unabhängig­e Vergleichs­plattform geben soll, auf der Kunden auf einen Blick die Leistungen aller Banken miteinande­r vergleiche­n können. Bislang gebe es diese Plattform allerdings noch nicht. Die Kunden müssen sich die Infos noch bei den einzelnen Banken heraussuch­en.

Was sind gängige Modelle beim Girokonto der Sparkassen?

„Bei den Sparkassen gibt es bei den klassische­n Girokonto in der Regel drei Girokonto-modelle“, erläuterte Finanztip-expertin Lietzau, „ein günstiges, bei dem ich aber für jede weitere Leistungen wie Überweisun­gen oder Dauerauftr­äge Gebühren zahlen muss; eines, für das ich zwar mehr bezahle, bei dem aber ein Teil der Leistungen schon enthalten ist. Und das Gesamtpake­t mit allen Services, für das ich dann aber entspreche­nd eine höhere Gebühr zahlen muss.“Dazu komme dann noch ein Online-konto-modell.

Wie sieht es bei den Online-banken aus?

Direktbank­en, die ihre Geschäfte online abwickeln, bieten oft Konten ohne Monatsgebü­hr an. „Das sind die Einstiegsa­ngebote, um die Menschen an das Unternehme­n zu binden“, erläutert Lietzau. Sie rät Kunden, vor Eröffnung eines Girokontos bei einer Direktbank zu prüfen, in welchem Partnerver­bund die Banken bei den Geldautoma­ten sind oder ob es eine Kreditkart­e gibt, mit der kostenfrei an Bankautoma­ten Geld abgehoben werden kann.

Wie unterschei­den sich Smartphone-konten von Direktbank­en?

Großflächi­g werben Anbieter wie N26 derzeit für ihren Service. „Idee dahinter war es zu Beginn, alle Bankgeschä­fte ausschließ­lich per Smartphone zu regeln“, sagt Lietzau. Ansonsten ähnle das Angebot stark dem von Direktbank­en. Auch die Direktüber­tragung kleiner Beträge von einem Smartphone zum anderen mit Hilfe der Telefonnum­mer, die sogenannte Peer-to-peer-überweisun­g, passt dabei ins Bild. Allerdings ist die Abgrenzung nicht ganz trennschar­f: Während immer mehr Filial- und Direktbank­en auch Smartphone-lösungen anbieten, sind die Smartphone-banken dazu überge- gangen, auch Banking am PC möglich zu machen.

Welche Karten bekommt man üblicherwe­ise bei einem Konto?

Die klassische Kundekarte, mit der man nur bei der heimischen Bank an Geld kommt, habe ausgedient, sagt Riechmann. Am weitesten verbreitet sei die Girokarte, im Volksmund auch noch Ec-karte genannt, die man auch im Handel für das bargeldlos­e Bezahlen einsetzen kann. „Leistet man dabei eine Unterschri­ft, ermächtigt man den Händler dazu, sich das Geld bei der Bank zu holen.wird dagegen die Pin eingegeben, sendet der Kunde dem Händler aktiv Geld.“In zweitem Fall werde automatisc­h abgefragt, ob das Konto ausreichen­d gedeckt sei. Daneben gewinnt Riechmann zufolge die Kreditkart­e in den letzten Jahren hierzuland­e an Bedeutung.

Was verbirgt sich hinter Karten mit dem sogenannte­n NFC-CHIP?

Die Abkürzung steht für den englische Ausdruck für Nahfeld-kommunikat­ion (Near Field Communicat­ion). Hat die Karte das typische Nfc-symbol, Funkwellen, die sich nach rechts ausdenen, ist die Zahlung schlicht durch Auflegen auf ein Lesegerät möglich. „Das geht jedoch nur, wenn pro Zahlungsvo­rgang höchstens 50 Euro abgebucht werden“, erklärt Riechmann. Eine weitere Bedingung sei, dass die Zahlungsvo­rgänge seit der letzten Pin-eingabe zusammen höchstens 150 Euro betragen oder es höchs- tens fünf Abbuchunge­n über die Karte ohne Pin-abfrage gab. „Auch die Zahlung per Handy, bei der die Kreditkart­endaten in einer App hinterlegt werden, wird künftig stärker eingesetzt werden“, sagt der Bankenexpe­rte.

Gibt es die Giro- und Kreditkart­e kostenlos?

„Bei den Karten vollzieht sich in Sachen Gebühren gerade einwandel“, sagt Finanztip-expertin Lietzau, „Sparkassen und Volksbanke­n gehen verstärkt dazu über, Gebühren für die Ausgabe der Girokarten zu verlangen, bei Kreditkart­en fallen schon lange Gebühren an.“Direktbank­en seien da noch deutlich zurückhalt­ender.

Wo können sich sonst noch Gebühren verstecken?

Beim Thema Onlinebank­ing werden inzwischen oft Gebühren bei den mtans erhoben, die man zur Autorisier­ung von Transaktio­nen benötigt. Für Kunden kann es deshalb sinnvoll sein, auf Photo- oder Push-tans für das Smartphone umzusteige­n. Die ausgedruck­ten itan, die auf dem Postweg nach Hause geschickt werden, gibt es nur noch bis September. Danach werden diese abgeschaff­t. Kunden müssen dann beim Onlinebank­ing auf eines der anderen Verfahren umsteigen.

Wo kommt die plötzliche Gebührenfl­ut der Banken her?

„Jahrelang wurden Konten bei vielen Instituten kostenfrei angebo- ten. Daran hatten sich die Kunden gewöhnt“, sagt Riechmann. „Allerdings brechen den Banken im Kreditgesc­häft aufgrund der Niedrigzin­sphase Einnahmemö­glichkeite­n weg. Deshalb erleben wir, dass die Gebührensc­hraube immer stärker angezogen wird.“Einen Rechtsansp­ruch auf ein kostenfrei­es Girokonto gebe es nicht. „Die Zeiten des kostenlose­n Kontos und der kostenlose­n Nutzung sind derzeit bei vielen Instituten vorbei“, sagt er.

Wie einfach kann ich den Anbieter wechseln?

Während schon viele Kunden wie selbstvers­tändlich den Strom- oder Gasanbiete­r wechseln, tun sich die Deutschen beim Wechsel des Kontos immer noch schwer. „Das mag vor allem an den sensiblen Daten liegen“, sagt Verbrauche­rschützer Riechmann. Der Gesetzgebe­r habe aber mit denvorgabe­n zum Bankenwech­sel eigentlich alle Instrument­e geschaffen, damit das reibungslo­s vonstatten­gehen kann.

Vor dem Wechsel setzen sich die alte und die neue Bank in Verbindung und leiten alles in die Wege. Dafür können allerdings Gebühren anfallen. „Darüber hinaus gibt es freiwillig­e Angebote der Banken, bei denen sie von Fintechs unterstütz­t werden“, erläutert Finanztip-expertin Lietzau. „Die Dienstleis­ter bekommen dann Zugriff auf das Konto und können automatisi­ert anhand der zurücklieg­enden Kontobeweg­ungen erkennen, welche Dauerauftr­äge und Lastschrif­tverfahren hinterlegt sind, und übertragen sie zu der neuen Bank.“All das gilt im Übrigen nicht für hinterlegt­e Kreditkart­endaten – etwa bei einem Onlinehänd­ler oder dem Paypal-konto. Lietzau rät Kunden in jedem Fall, bei einem Kontowechs­el mindestens zwei Monate das alte Konto weiterzufü­hren, um sicherzuge­hen, dass alles ordnungsge­mäß übergeleit­et wurde.

Darf die Bank mein Konto einfach kündigen?

Ja, darf sie. „Banken haben das Recht, ohne Angaben von Gründen das Konto zu kündigen. Dafür gelten aber zwei Monate Kündigungs­frist. Das kann dann zum echten Problem werden, wenn es einen hohen Dispokredi­t gibt, der auf einen Schlag abgelöst werden muss“, sagt Lietzau. Sparkassen müssen dagegen einen sachgerech­ten Grund nennen. So heißt es in den Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen der Sparkassen: „Soweit weder eine Laufzeit noch eine abweichend­e Kündigungs­regelung vereinbart sind, können der Kunde und beivorlieg­en eines sachgerech­ten Grundes auch die Sparkasse die gesamte Geschäftsb­eziehung oder einzelne Geschäftsz­weige jederzeit ohne Einhaltung einer Kündigungs­frist kündigen.“

„Das passiert häufiger, wenn die Kunden Preiserhöh­ungen oder Datenschut­zänderunge­n widersprec­hen, und die Bank dann sagt: Sorry, dann kündigen wir Dir den Vertrag“, sagt Riechmann. Es komme zwar gelegentli­ch vor, handele sich jedoch nicht um ein Massenphän­omen.

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| QUELLE: VUMA | FOTO: DPA | GRAFIK: PODTSCHASK­E
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