Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
50 schöne Frühlingsgedichte
Lyrik Keine Jahreszeit ist so fröhlich und dann auch lyrisch gestimmt wie der Frühling. Von den ersten warmen Sonnenstrahlen haben sich nicht nur die Romantiker ergreifen und inspirieren lassen. Auch im 20. Jahrhundert wurde der Frühling kunstvoll besungen: von Gottfried Benn bis Ulla Hahn, von Jürgen Becker und Hilde Domin – wie sie jetzt ein kleiner und feiner Band versammelt. Nicht alles darin ist lieblich, wie beispielsweise die vier Verse des unvergessenen Ernst Jandl (19252000). Bei ihm heißt es so: „weißen ich schneen / frier beißen finger / fußen eis rutschen /nassen ich tropf-tropf“. Ein richtig schönes Lesebuch ist der Band, mit vielen Überraschungen wie auch mit Klassikern. Natürlich darf „Er ists“von Eduard Mörike (1804-1875) nicht fehlen.
Lothar Schröder
Info „Frühlingsgedichte“. Reclam, 96 Seiten, 10 Euro CD Die neue Platte des Trompeters Wadada Leo Smith aus Chicago ist eine Hommage an Rosa Parks (1913 bis 2005). Der 77-Jährige widmet der afroamerikanischen Bürgerrechtlerin, die sich 1955 in Montgomery weigerte, ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen, ein Konzeptalbum: „Rosa Parks: Pure Love“heißt es. Man hört es und denkt: So muss politisches Engagement klingen. Wadada Leo Smith hat ein Oratorium geschrieben, ein Werk also, das dramatische und erzählende Elemente hat, und er lässt es über den Genres schweben. Es verbindet Jazz, Oper, Avantgarde und Elektronik. Aufgenommen hat Smith es mit einem Streicher-quartett, vier Trompetern, einem Vokal-trio mit Schlagzeuger und Keyboarder. Über sieben Sätze hinweg wird die Innenwelt der historischen Figur Rosa Parks zum Klingen gebracht. Und am Ende ahnt man, wie sie sich gefühlt haben muss. Man meint, ihre Angst, ihre Aufregung, die Beklommenheit, aber auch das leise Triumphgefühl nachempfinden zu können. Parks‘ Weigerung war die Initial-
Ein Jazz-oratorium über Rosa Parks