Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Gefährliches Trampolin
Ausgelassenes Turnen auf dem Sportgerät kann bei Kindern zu Verletzungen führen. Manchmal sind sie nur im MRT sicher zu diagnostizieren.
Unser Leser Uwe K. aus Viersen fragt: „Meine Tochter hat am vergangenen Wochenende, als es wieder sonnig draußen war, viel im Garten auf dem Trampolin geturnt. Seit dem Springen hat sie Schmerzen im Rücken. Der Orthopäde hat eine kurzfristige Mrt-untersuchung der Wirbelsäule empfohlen, obwohl das Röntgenbild unauffällig war. Macht das Sinn?“
Die Zahl der Trampolin-verletzungen hat in den letzten Jahren durch (im eigenen Garten oder in professionellen Parks verfügbare) Trampoline deutlich zugenommen. Sicherheitsnetze verhindern zwar meist einen Sturz vom Trampolin, aber auch auf dem Trampolin selbst kann es zu teilweise schweren Verletzungen kommen. Dabei stellen die Verletzungen des oberen Sprunggelenks, besser bekannt als „Knöchelverletzungen“, mit etwa 50 Prozent die häufigsten Verletzungen dar. Schwerwiegender und glücklicherweise deutlich seltener sind Verletzungen der Wirbelsäule.
Trampolin-verletzungen werden durch die unsachgemäße Nutzung des Trampolins entscheidend begünstigt. So ist einer der größten bekannten Risikofaktoren die gleichzeitige Nutzung durch mehrere Kinder, wobei drei Viertel aller Verletzungen entstehen. Kinder können sich beim Springen gegenseitig verletzen, wobei ein großer Unterschied in Größe und Gewicht der Kinder das Verletzungsrisiko weiter steigert.
Größere und schwerere Kinder erzeugen einen stärkeren Rückstoß der Matte beim Springen, der vom Körper kleinerer Kinder nur bedingt absorbiert werden kann. Die hier wirkenden Kräfte können so der Stärke eines Sprungs oder Sturzes auf Steinboden entsprechen und verschiedene
Gerald Antoch
Verletzungen erzeugen, zu denen auch die „Stauchung“der Wirbelsäule gehört.
Die Wirbelsäule von Kindern befindet sich noch im Wachstum, ist also nicht so stabil wie die Wirbelsäule Erwachsener. Zusätzlich ist die Rückenmuskulatur bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen geringer ausgeprägt, sie stabilisiert die Wirbelsäule also bei hoher Belastung gegebenenfalls nicht ausreichend.
Beides erhöht das Risiko einer Wirbelsäulenverletzung durch die einwirkenden Kräfte
Eine Stauchung der Wirbelsäule kann die Schmerzen auslösen
aus Körpergewicht und Rückstoß der Matte. Stauchungen der Wirbelsäule sind daher typische Trampolinverletzungen, die in ihrer Ausprägung von einer geringen Flüssigkeitseinlagerung (ein sogenanntes Ödem) in einzelne Wirbelkörper bis hin zu komplexen Frakturen reichen können.
Bei einem unauffälligen Röntgenbild Ihrer Tochter kann sicher kein komplexer Bruch vorliegen, da er sonst im Röntgenbild sichtbar wäre und einer sofortigen Therapie bedürfte. Das Trampolinspringen kann aber als Grund für die Schmerzen Ihrer Tochter durchaus zu einer „leichten Stauchung“der Wirbelsäule geführt haben, die im Röntgen nicht sichtbar ist. Dies kann die MRT, die Magnet-resonanztomografie, durch Nachweis des Ödems im Wirbelkörper diagnostizieren.
Abhängig davon, ob solch eine leichte Stauchung vorliegt, wird Ihr behandelnder Orthopäde dann über eine möglicherweise notwendige Therapie entscheiden.
Unser Autor
Gerald Antoch ist Professor für Diagnostische und Interventionelle Radiologie an der Uniklinik Düsseldorf.