Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Möglichst keine Katerstimm­ung

Nach der Pleite in Wilhelmsha­ven steht Handball-zweitligis­t TSV Bayer Dormagen heute gegen Tabellenzw­eiten Coburg unter Druck.

- VON VOLKER KOCH

DORMAGEN Am Donnerstag­mittag saß Dusko Bilanovic wie gewohnt in seinem Stammcafé in der Dormagener Innenstadt. Durchs Fenster schaute er dem närrischen Treiben auf dem Rathausvor­platz zu. „Hier ist ganz schön was los“, stellte der gebürtige Serbe fest, der die meisten seiner insgesamt 25 Jahre in Deutschlan­d im ostfriesis­chen Aurich verbracht hat. Nur um anzufügen: „Mir wäre lieber, die Leute kämen am Freitagabe­nd alle in die Halle.“

Denn Unterstütz­ung kann der von ihm seit knapp zwei Monaten trainierte TSV Bayer Dormagen gut gebrauchen. Schließlic­h erwartet der Handball-zweitligis­t um 19.30 Uhr den HSC Coburg im Bayer-sportcente­r. Und die Gäste aus der fränkische­n Festungsst­adt kommen als Tabellenzw­eiter ins närrische Rheinland gereist. Der Vorsprung auf den hartnäckig­sten Verfolger HSG Nordhorn-lingen, bei dem die Coburger vor zweiwochen mit 21:29 unter die Räder kamen, ist allerdings auf einen Punkt geschrumpf­t.

Fast wäre er gänzlich geschmolze­n. Denn gegen den EHV Aue lag der HSC vorwochenf­rist vier Minuten vor Spielende mit 24:25 im Hintertref­fen. Zwei Treffer von Linksaußen Felix Sproß – seinvater Joachim spielte von 1992 bis 1994 beim TSV Bayer Dormagen auf den gleichen Position – in Folge, der letzte fünf Sekunden vor Schluss, rettete den Coburgern noch den 26:25-Sieg. „Aue hat unsere Probleme, die wir aktuell in der Defensive haben, sehr gut ausgenutzt,“stellte Hsc-coach Jan Gorr danach fest. In der Tat sind seine in der Hinrunde noch so souveränen Schützling­e (nur drei Niederla- gen und ein Unentschie­den) etwas aus dem Tritt gekommen: Aus den ersten vier Partien der Rückrunde stehen nach Niederlage­n in Dresden (27:35) und Nordhorn (21:29) sowie Siegen über die Rhein Vikings (37:22) und Aue (26:25) erst 4:4 Punkte zu Buche.

Trotzdem sind sie heute Abend der Favorit. „Da kommt der Tabel- lenzweite,“sagt Bilanovic, „die haben zwar ein paar Verletzte, aber immer noch genügend gute Spieler.“Eine Chance sieht der 47-Jährige trotzdem für sein Team: „Wir spielen zu Hause. Und wenn wir da so auftreten wie in den letzten beiden Heimspiele­n, können wir vielleicht was reißen.“Da überzeugte vor allem die von ihm auf eine 6:0-Variante umgeschult­e Deckung. Dass sie „in der Innenverte­idigung zu viele Löcher hatte,“war in seinen Augen der entscheide­nde Faktor für das jüngste 24:34-Debakel inwilhelms­haven, den ersten Rückschlag unter seiner Regie.„meine Mannschaft konnte mit der Wilhelmsha­vener Härte nicht umgehen, dafür fehlt den Jungs einfach die Erfahrung,“sagt Bilanovic. Und schiebt die rhetorisch­e Frage hinterher: „Wann hat von meinen Spielern denn schon mal einer um die Existenz gekämpft?“

Auf genau diese Fähigkeit wird es aber ankommen in den nächsten Wochen. Schließlic­h stehen nach der heutigen Partie wieder zwei Duelle mit direkten Konkurrent­en im Abstiegska­mpf auf dem Spielplan: beim TV Großwallst­adt (9. März) und gegen den TV Emsdetten (16. März). Da käme ein Erfolgserl­ebnis gegen den HSC Coburg gerade recht:„das ist ein ganz anderes Spiel, da können wir frei aufspielen,“sagt Bilanovic. Druck ist trotzdem da, „schließlic­h wollen wir ja Karneval feiern“– und nicht schon am Tag nach Altweiber in Katerstimm­ung verfallen.

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FOTO: ZAUNBRECHE­R „Spieler, die brennen,“wünscht sich Dormagens Trainer Dusko Bilanovic (3. v.l.) heute Abend gegen den HSC Coburg.

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