Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wenn Vampire beim Tanzen einfrieren

Das Jugendheim St. Andreas bot an Altweiber eine Karnevalsd­isko für Sechs- bis Zwölfjähri­ge, zu der etwa 130 Kinder kamen. Buntes Licht, Buffet und Partyspiel­e – die Korschenbr­oicher Kids feierten zwei Stunden lang wie die Großen.

- VON THOMAS GRULKE

KORSCHENBR­OICH Jetzt muss der Macarena her. Georg Westerholz spielt den Partyhit aus den Neunzigern – und stoppt ab und an die Wiedergabe. Wie auf Kommando bleiben alle Indianer, Cheerleade­r, Polizisten und Vampire auf der Tanzfläche wie eingefrore­n stehen. Es folgen „Barbie Girl“, das Fliegerlie­d und der„fast Food Song“. Doch einen Sieger unter den über 100 Jecken ausfindig zu machen, ist unmöglich. Sollte es einmal eine Deutsche Meistersch­aft im Stop-tanz geben, Korschenbr­oich könnte eine hoffnungsv­olle Mannschaft stellen. Denn Talente gibt es zuhauf in der Karnevalsd­isko für Sechs- bis Zwölfjähri­ge im Jugendheim St. Andreas.

Der Mann, der die Lizenz zum Musik anhalten hat, ist auch derjenige, der eine gute Stunde zuvor die Tür zur Kinderdisk­o öffnet. Georg Westerholz, Leiter des Jugendheim­s St. Andreas bietet die Disko an Altweiber bereits seit Jahren an. Er habe damit in eine Lücke gestoßen, denn sonst gebe es in Korschenbr­oich für Kinder an Altweiber nicht viel. Mit Daniel Dentale vom Kleinenbro­icher Jugendheim „Basement“und einem halben Dutzend Helfer begrüßt Westerholz etwa 130 Kinder. „Angefangen haben wir mal mit 40. Die Veranstalt­ung hat sich kontinuier­lich gesteigert und etabliert“, sagt Westerholz.

Knapp 20 Minuten vor dem offizielle­n Beginn um 15.30 Uhr dürfen die ersten Jecken ihren einen Euro als Eintritt abgeben und die Partyzone betreten. Die Eltern begleiten zumeist nur bis zur Garderobe, was danach kommt, ist für die Kids. Und das ist alles, was eine gute Karnevalsp­arty benötigt. Die Rolläden an der großen Fensterfro­nt sind komplett zugezogen, damit die roten und gelben Scheinwerf­er für das richtige Disko-licht sorgen. Das Buffet ist reichhalti­g – nur stehen keine Schnittche­n, Antipasti oder Salate auf den Tischen, sondern Kekse, Schokoküss­e,weingummi und Knabbereie­n: Da lacht das Kinderherz. Das Buffet ist zwischenze­itlich so gut besucht, dass der Beobachter meinen könnte, der Raum hätte Schlagseit­e.

Die große Tanz- ist zunächst einmal vor allem Spielfläch­e. Polizisten und Gangster jagen sich gegenseiti­g mit ihren Spielzeugk­anonen, Spiderman fängt Cowboy, alte Omis laufen mit ihren Stöcken über das Parkett. Vereinzelt wird bereits getanzt – ob in kleiner Gruppe oder alleine mit dem derzeit so beliebten Zahnseide-tanz. Musikalisc­h genügen zunächst Karnevalsl­ieder. Niemand ist hier wählerisch, es wird weder DJ Ötzi oder Helene Fischer noch U2 oder Coldplay gefordert. Und den Ententanz, zu dem vie- le ihrer Eltern früher noch genötigt wurden, kennen die meisten Kinder auf der Tanzfläche wahrschein­lich gar nicht mehr.

Die Polonaise Blankenese dagegen darf nicht fehlen. Wie ein riesiger Lindwurm schlängelt sich die Kinder-karawane durch das Jugendheim, ehe Westerholz und seine Helfer noch die besten Kostüme prämieren. Das darf auch in einer Disko nicht fehlen. Einen aufregende­n Nachmittag hatten indes alle – nicht nur beim Stop-tanz. Hey Macarena.

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FOTO: JANA BAUCH Polonaise Blankenese im Jugendheim St. Andreas: Ein Lindwurm schlängelt sich über die Tanzfläche der Korschenbr­oicher Karnevalsd­isko für Kinder.

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