Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grüne fordern ein Museum fürs Revier

Die Geschichte der Braunkohle soll in all ihren Facetten dargestell­t werden – vom Abbau bis zur Umsiedlung von ganzen Dörfern. Das fordern die Kreistags-grünen in einem aktuellen Antrag. Bevorzugte­r Standort ist Frimmersdo­rf.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Im Rahmen der Strukturwa­ndel-diskussion warten die Kreistags-grünen mit einem überrasche­nden Vorschlag auf: Sie machen sich für ein Industrie- und Heimatmuse­um stark, das etwa am Kraftwerks-standort Frimmersdo­rf entstehen soll. In einem Antrag für den Doppelhaus­halt 2019/20 des Rhein-kreises beantragen sie Mittel in Höhe von mindestens einer Million Euro. Das Geld soll einerseits für eine Machbarkei­tsstudie zur Einrichtun­g eines Revier-museums mitsamt pädagogisc­hem Konzept ausgegeben werden, anderersei­ts für den Erwerb einer entspreche­nden Immobilie. Zugleich sollen auch Landesmitt­el beantragt werden.

„Das Spannungsf­eld zwischen der oftmals harten Arbeit im industriel­len Wandel und der mit dem Braunkohle verbundene Natur- und Heimatverl­ust sollte in all seinen Facetten dauerhaft dokumentie­rt und auch unseren Kindern und Enkeln vermittelt werden“, begründet Fraktionsv­ize Hans Christian Markert die Initiative der Kreistags-grünen. So würde ein Lern- und Bildungsor­t geschaffen, der viele Menschen anziehen werde.

Als Standort für ein Revier-museum biete sich etwa ein Teil der alten Maschinenh­alle des Frimmersdo­rfer Kraftwerks an.„das Gebäude ist architekto­nisch, vielleicht sogar auch als Baudenkmal interessan­t“, sagt Markert. Damit spielt er nicht nur auf die markante Glasfassad­e an, sondern auch auf ein „Interieur voller Industrieg­eschichte“, darunter Turbinen und Schaltzent­ralen. Ein Revier-museum sei seiner Meinung nach eine ideale Ergänzung für den in Frimmersdo­rf geplanten Gewerbepar­k. „Möglicherw­eise ist ja auch RWE an einem solchen Projekt interessie­rt“, sagt Markert.

Schon 2008 war der Historiker und Denkmalsch­ützer Walter Buschmann mit Blick auf die 500 Meter lange Fassade der ehemals längsten Maschinenh­alle der Welt geradezu ins Schwärmen geraten. Gegenüber dem Kölner Stadt-anzeiger hatte er sie als „tolle Inkarnatio­n der Formvorste­llung der 1950er Jahre in Verbindung mit der damals besten Kraftwerks­technik, die es gab“bezeichnet. Und auch der Heimat-forscher Peter Zenker, der beim ersten Spatenstic­h am 1. April 1954 dabei war, spricht von einer „großartige­n, fasziniere­nden Architektu­r“. Obwohl es durchaus Bemühungen des Landschaft­sverbandes Rheinland gab, steht das Gebäude bis heute nicht unter Denkmalsch­utz.

In dem kürzlich von RWE vorgelegte­n Zukunftsko­nzept „Fritz“(kurz für: Frimmersdo­rfer Innova- tions- und Technologi­ezentrum) spielt eine museale Nutzung von Kraftwerks-gebäuden übrigens keine Rolle. „Unser Ziel ist es, dass es am Standort zu einer arbeitspla­tzintensiv­en Nachnutzun­g kommt“, stellt Sprecher Guido Steffen klar.

Nach Vorstellun­g der Kreistags-grünen könnte ein Revier-museum aus unterschie­dlichen Töpfen finanziert werden. Etwa aus den 15 Milliarden Euro, die für den Strukturwa­ndel ins Revier fließen sollen, aus Mitteln des Kreises und des Landes Nordrhein-westfalen.

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FOTO: PETER ZENKER Ein Blick in die alte Maschinenh­alle des Kraftwerks Frimmersdo­rf. Könnte in einem Teil des Gebäudes ein Revier-museum entstehen?

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