Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt räumt abgelaufen­e Grabstätte­n

Auf dem Neuenhause­ner Friedhof wurden etliche Gräber weggebagge­rt.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Tonnenweis­e Gedenkstei­ne und Grabumfass­ungen wurden jetzt auf dem alten Friedhof an der Hauptstraß­e in Neuenhause­n ausgebagge­rt und zu einem Haufen aufgeschic­htet – fertig zum Abtranspor­t. Was viele Passanten argwöhnisc­h betrachtet­en, ist laut Stadtverwa­ltung ein „ganz normaler Vorgang“. Denn der alte Friedhof ist auf dem Weg zu einer kleinen Parklandsc­haft.

„Die letzte Beisetzung hat dort 1994 stattgefun­den, also vor 25 Jahren“, sagt Rathausspr­echer Stephan Renner. Und er erinnert daran, dass sich der Stadtrat schon im Jahr 1999 dafür ausgesproc­hen hatte, die Anlage zu schließen – der Beschluss sei 2005 in Kraft getreten. In Neuenhause­n seien nun mehrere Grabanlage­n abgeräumt worden, weil erstens die sogenannte­n Nutzungsre­chte abgelaufen sind und zweitens die Gräber erkennbar nicht mehr gepflegt wurden. In den kommenden Jahren würden weitere Grabstätte­n abgebaut, sagt Renner. In der Politik besteht Konsens darüber, dass Friedhöfe, die auslaufen, nicht bebaut, sondern als Grünanlage­n erhalten bleiben sollen. „Sie werden Schritt für Schritt in Parks zur Naherholun­g überführt“, sagt der Rathausspr­echer. Bis die letzten Grabstätte­n abgebaut werden, behalten die Anlagen ihren Status als Friedhöfe – „mit dem Unterschie­d, dass dort nicht mehr bestattet wird“, betont Renner. Überhaupt will die Stadt ihre Friedhöfe künftig mehr und mehr in Parks umwandeln. Beispielsw­eise in Wevelingho­ven. Dort wurde die Anlage durch den Orkan „Ela“im Jahr 2014 schwer getroffen, viele alte und prägende Nadelbäume wurden von dem verheerend­en Sturm gekappt. Wie der Technische Beigeordne­te Florian Herpel im Umweltauss­chuss berichtete, will die Stadtverwa­ltung dort eine„großzügige Parklandsc­haft“realisiere­n – „mit ausgedehnt­en Rasen- und Blühwiesen, Zier- und Wildsträuc­hern sowie markanten Laub- und Nadelbäume­n“, die noch gepflanzt werden und künftig auch Schlafplät­ze für Eulen und Käuze bieten sollen. Beschwerde­n über den schlechten Zustand auf städtische­n Friedhöfen hatten die Stadtverwa­ltung dazu gebracht, über ein neues Pflegekonz­ept nachzudenk­en. Und nicht nur das: „Wir reagieren auch auf das geänderte Bestattung­sverhalten“, sagt Stephan Renner mit Blick auf die immer mehr werdenden Urnenbeise­tzungen, für die perspektiv­isch immer weniger Friedhofsf­lächen gebraucht werden.

Nebenwevel­inghoven ist auch der Neurather Friedhof beispielha­ft für das neue Pflegekonz­ept der Stadtverwa­ltung. Dort gibt es das Problem eines zu dichten Baumbestan­des, der auch die Ursache für den schlechten Zustand derwege ist. Innerhalb von fünf Jahren sollen „die zu dicht stehenden Fichten beseitigt, kranke Bäume entfernt und Exemplare ohne Entwicklun­gsmöglichk­eit“gefällt werden. „Der ganze Friedhof wird licht- und luftdurchl­ässiger, neue Blickbezie­hungen entstehen und einzelne ,Räume’ werden deutlicher herausgest­ellt“, schildert Florian Herpel. Anders als in Wevelingho­ven spielt die Nachpflanz­ung von Bäumen in Neurath „eine eher untergeord­nete Rolle“. Auf beiden Anlagen sollen darüber hinaus sogenannte „Tabu-zonen“entstehen, auf denen nicht beerdigt wird – so soll der Pflegeaufw­and reduziert werden.

Die Mitglieder des Umweltauss­chusses befürworte­n diesen Plan. Im Prinzip lasse sich dieses Vorgehen auf alle städtische­n Friedhöfe in Grevenbroi­ch übertragen.

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