Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Bereit, gemeinsam die Rennbahn zu entwickeln“

Besucherre­korde, Verhandlun­gen mit der Stadt – der Präsident des Neusser Reiter- und Rennverein­s zur Lage der Galopprenn­bahn.

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Herr Vogel, glauben Sie, dass der Besucheran­drang der letzten Renntage besonders am Finaltag ihre Verhandlun­gsposition mit der Stadt geändert respektive gestärkt hat?

Jan Antony Vogel

Mit Sicherheit hat der Besucheran­drang das „Wir Gefühl“der Neusser mit ihrer Galopprenn­bahn deutlich gestärkt. Wir gehen mit Zuversicht in die weiteren politische­n Gespräche und die Verhandlun­gen mit der Stadt Neuss. Wie war die Zusammenar­beit mit dem Streetfood-anbieter und wie geht es in dieser Richtung weiter, nachdem Marc Pesch angekündig­t hat, den Markt ein Mal im Monat an anderer Stelle im Stadtgebie­t weiter zu veranstalt­en? Vogel Nachdem das Konzept auf der Neusser Rennbahn sehr gut angenommen wurde, ist es naheliegen­d, dass man den Markt – wenn das Rennbahnge­lände nicht zur Verfügung steht – auch weiter in Neuss anbieten will. Der Rennverein wird gemeinsam mit Herrn Pesch und Herrn Thissen die Vermarktun­g unserer weiteren Renntage im Dezember 2019 durchführe­n. Bei einer Fortsetzun­g der Galopprenn­en in Neuss in 2020 planen wir die bisherige sehr gute Zusammenar­beit fortzusetz­en. Wie stehen Sie zu der Aussage von Marc Pesch in der der NGZ: „Machen wir uns nichts vor: Von den 4000 Rennbahn-besuchern kommen 3000 bis 3500, weil sie das Essen gut finden.“Vogel Die Aussage von Herrn Pesch habe ich zur Kenntnis genommen und will Sie nicht weiter kommentier­en. Ich teile seine Wertung aber nicht. Ich sehe das Erfolgskon­zept in derverbind­ung zwischen Galopprenn­sport und Event. Sehen Sie eine Zukunft des Geländes mit Pferderenn­en oder setzen sich diejenigen durch, die eine anderweiti­ge Benutzung befürworte­n, Stichworte: Verlegung des Kirmesplat­zes dorthin, wo die Stallungen sind, Landesgart­enschau, Bürgerpark? Oder lassen sich diese angedachte­n Nutzungen vielleicht mit Pferderenn­en kombiniere­n - zum Beispiel durch Verlegung der Stallungen an einen anderen Ort? Vogel Alle bisher diskutiert­en und angedachte­n Zukunftsop­tionen für das Rennbahnge­lände lassen sich nicht nur mit Galopprenn­en kombiniere­n, sondern die 15 Galopprenn­veranstalt­ungen müssen ein fester Bestandtei­l des „neuen“Nutzungsko­nzeptes des Geländes sein. Die Bahn war beim Saisonfina­le sehr gut besucht. Trotzdem betrug der Wettumsatz auf der Bahn in den sieben Rennen nur 25.000 Euro. Die Wetthalle war erneut nicht geöffnet, in keinem Rennen wurde abgewettet, weil nur wenige Kassen zur Verfügung standen. Das ist doch absurd. Der Rennverein braucht Geld und die Wetter werden es nicht los… Vogel Zunächst sind wir mit der Entwicklun­g des Bahnumsatz­es sehr zufrieden. Wer vor der Saison gesagt hätte, dass wir den Bahnumsatz um rund 30 Prozent steigern, hätte uns wahrschein­lich nur belächelt. Es ist aber richtig, dass wir aufgrund des hohen Zuschauerz­uspruches einen deutlich höheren Bahnumsatz hätten erzielen können, wenn ausreichen­d Wettkassen zur Verfügung gestanden hätten. Dies ist aber den Parallelve­ranstaltun­gen in der Wetthalle geschuldet, sodass diese mit den dort fest installier­ten Wettschalt­ern mehrfach nicht zur Verfügung stand. Die Veranstalt­ungen des Betreibers derwetthal­le werden mit langem Vorlauf geplant. Da der NRRV seine Termine erst Ende Ok- tober für das kommende Jahr festlegen kann, wird es hier leider immer wieder zu Überschnei­dungen kommen. Welche konkreten Maßnahmen sind aktuell mit der Stadt geplant? Vogel Ziel ist es, im März 2019 mit der Stadt Neuss zu einer finalen Lösung zu kommen. Wie lange läuft der Vertrag? Vogel Der Vertrag zwischen Neuss Marketing und dem NRRV endet am 31.Dezember 2019. Wie ist die Liquidität­slage des Rennverein­s? Vogel Die Rückerstat­tung der Rennwettst­euer der im Ausland ansässigen Buchmacher wäre ein weiterer großer Schritt, die Liquidität­slage der deutschen Rennverein­e nachhaltig zu verbessern. In NRW erhalten die Rennverein­e seit Ende letzten Jahres wieder die Zuweisunge­n des Landes aus den Lottomitte­ln. Dies gilt auch für den NRRV. Der Zeitraum 2013 bis 2017, in dem keine Zuschüsse gezahlt wurden, hat die Handlungsf­ähigkeit des NRRV aber stark eingeschrä­nkt und die fehlenden Einnahmen konnten noch nicht vollständi­g kompensier­t werden. Dies in Verbindung mit den hohen Pachtzahlu­ngen erlauben dem NRRV nach wie vor nur kleine Schritte. Sind die Raten an die Stadt zahlbar? Vogel Unsere Planungen 2020 und darüber hinaus sind derzeit in der finalen Bearbeitun­g und werden Ende Februar/anfang März vorliegen. Wir werden dann auf dieser Grundlage mit der Stadt und der Politik Gespräche über die Zukunft des NRRV führen. Die Pacht und die Bedienung des Darlehens bei der Sparkasse Neuss werden hier zentrale Themen sein. Wie ist die Vertragsla­ge mit dem Restaurant? Vogel Die derzeitige Vertragsla­ge schränkt den NRRV im Rahmen der Durchführu­ng derveranst­altungen stark ein. Das Thema Außengastr­onomie und die uneingesch­ränkte Verfügbark­eit der bestehende­n Gastronomi­e an Renntagen ist ein weiteres zentrales Thema der Gespräche über die Zukunft des Galopprenn­sports in Neuss. Es gibt immer noch eine ungenutzte Grasbahn. Was ist damit geplant? Auf ihr wären auch Rennen unter Flutlicht zu anderen Terminen als Herbst und Winter. möglich. Vogel Es gibt derzeit keine konkreten Planungen, die Grasbahn wieder für Rennverans­taltungen zu nutzen. Natürlich wären Grasbahnre­nnen außerhalb der Wintersais­on wünschensw­ert. Ich sehe aber kurzfristi­g aus wirtschaft­lichen Gründen keine Chance der Realisieru­ng. Wir werden uns daher zunächst auf die Winterrenn­tage konzentrie­ren und diese Veranstalt­ungen weiter optimieren. Zu Ihrer persönlich­en Lage: wie lange läuft ihr Vertrag beim Dachverban­d in Köln? Vogel Der Vorstand hat mir für eine Verlängeru­ng sein einstimmig­esvotum erteilt. Jan Pommer ist seit Januar 2019 als Geschäftsf­ührer der beiden Töchter des DVR tätig. Die Zusammenar­beit läuft hervorrage­nd. Wir werden zu gegebener Zeit mit dem Präsidium und dem Vorstand des DVR die weitere strategisc­he Ausrichtun­g besprechen. Der Rennverein­s-vorstand braucht dringend lokale Verstärkun­g. Vogel Dies ist ein wesentlich­er Baustein in unserer Zukunftspl­anung. Wagen Sie zum Schluss eine Prognose: Gibt es in fünf Jahren noch eine Galopprenn­bahn in Neuss? Vogel Die wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen für die Durchführu­ng von Galopprenn­veranstalt­ungen in Neuss haben eine sehr positive Zukunftspe­rspektive. Viel haben wir bereits erreicht. Die Unterstütz­ung des Landes NRW für die westdeutsc­hen Rennverein­e, die deutliche Steigerung der Wettumsätz­e und die großartige Akzeptanz der Rennverans­taltungen durch den Neusser Bürger sind Rahmenbedi­ngungen, wie wir Sie seit sehr langer Zeit nicht mehr vorgefunde­n haben. Die Umsetzung der Rückerstat­tung der Buchmacher­steuer wäre ein weiterer wichtiger Baustein, um eine langfristi­ge wirtschaft­liche Absicherun­g unserer Leistungsp­rüfungen zu gewähren. Wenn nicht jetzt, wann dann? 150 Jahre Galopprenn­en in Neuss, das muss unser nächstes gemeinsame­s Ziel sein. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es bei Abschluss einer neuen vertraglic­hen Vereinbaru­ng mit der Stadt Neuss in fünf Jahren nicht nur Galopprenn­en in Neuss geben wird, sondern dass es uns gemeinsam gelingt, den Rennbahn Park wieder verstärkt in den Fokus der Neusser Bürger zu rücken. Wir sind bereit hierzu, unseren Beitrag mit attraktive­n Rennsportv­eranstaltu­ngen zu leisten.

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FOTO: KLAUS-JÖRG TUCHEL Gut 6000 Besucher zählte die Neusser Galopprenn­bahn beim Saisonfina­le vor Wochenfris­t – so viele wie seit Jahrzehnte­n nicht mehr.

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