Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schluss mit diesen Ansetzungen
Die besten Schiedsrichter, darin sind sich selbst die meisten Unpartteiischen einig, sind die, deren Anwesenheit man 60 Minuten lang gar nicht bemerkt. Nur: Wer reist schon gerne 1060 Kilometer quer durch Deutschland, um dann nicht aufzufallen? Hierin könnte eine psychologische Erklärung für die rätselhaften Pfiffe liegen, mit denen das aus dem Erzgebirge angereiste Gespann Fabian Friedel und Rick Herrmann am Freitagabend die Zweitliga-partie zwischen dem TSV Bayer Dormagen und dem HSC Coburg zu leiten versuchte. Dass ein Spieler die Unparteiischen darauf hinweist, dass sein Kontrahent von ihnen zu Unrecht bestraft wurde, ehrt den Coburger Jakob Knauer – vielleicht bekommt der 20-Jährige dafür einen Fairplay-preis überreicht. Dass die Schiedsrichter daraufhin die von ihnen verhängte Zeitstrafe zurück nehmen, ehrt sie nicht – es ist vielmehr Beleg für die Fülle von Fehlern und unsouveränen Entscheidungen, die sie an diesem Abend trafen. Und mit denen sie im Zweifelsfall den Ausgang des Spiels und damit den Abstiegskampf beeinflusst haben – zumal etliche mit Zeitstrafen geahndete „Fouls“starke Ähnlichkeit mit dem „Vergehen“von Eloy Morante Maldonado gegen Jakob Knauer hatten.
Vielleicht braucht man zur Erklärung aber gar nicht die Psychologie zu bemühen. Vielleicht fehlt Schiedsrichtern nach einer so langen Fahrt einfach Konzentration und geistige Frische, die es braucht, ein so schnelles und athletisches Spiel wie Handball zu leiten. Deshalb sollte Schluss sein mit diesen unsinnigen Ansetzungen – es muss doch möglich sein, dass kein Unparteiischer länger als drei Stunden zu seinem Einsatzort unterwegs ist. Damit wäre allen geholfen – den Klubs wie den Schiedsrichtern.