Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf Jagd nach Kamelle! Im Duell gegen den Rest

Wie viele Beutel lassen sich beim Kappessonn­tagszug füllen? Ein Test.

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KATHARINA MOLZBERGER NEUSS Ausgestatt­et mit einem Beutel, in dem meineausbe­ute gesammelt werden soll, warm angezogen und mit Regenjacke stelle ich mich an die Breite Straße. Mein Auftrag an diesem Tag: möglichst viele Kamelle beim Kappessonn­tagszug in Neuss sammeln! Um mich herum herrscht das übliche Karnevalsb­ild: Kinder, Erwachsene und Jugendlich­e in bunten Kostümen, ebenfalls Taschen und Beutel in den Händen und bereit, möglichst viele Süßigkeite­n und andereswur­fmaterial zu sammeln. Ein guter Standort ist wichtig für eine erfolgreic­he Ausbeute. Nicht direkt zu Beginn des Zuges, da könnte mit dem Werfen und Verteilen noch gespartwer­den. Zum Ende hin könnten die guten Sachen schon weg sein. Kinder in der Nähe zu haben, ist wohl auch eine gute Strategie. Für sie wird gerne mal tiefer in die Vorräte gegriffen und der Regen aus Süßigkeite­n ergiebiger.

Der echte Regen bleibt zum Glück aus. Zwar nieselt es zeitweise, aber wirklich nass wird man während des Zuges nicht. Ungemütlic­h wird es erst, als Wind aufkommt. Vom Vorhaben, meine Tasche möglichst voll zu bekommen, kann mich das Wetter nicht abbringen. Positionie­rt zwischen zwei Gruppen – mit Kindern um mich herum – heißt es abwarten, bis die ersten Wagen und Fußgruppen ihrenweg zu uns finden.

Mit viel „Helau“, Jubel und Applaus werden die Süßigkeite­n an den Mann, die Frau und das Kind gebracht. Bonbons, Popcorn, Chips, Gummibärch­en, Luftballon­s, Schokolade und Mäusespeck prasseln auf die Zuschauer und den Boden herab. Nicht nur einmal bin ich froh über meinen Hut, der meinen Kopf vor dem ein oder anderen harten Bonbon schützt. Wer es nicht schafft, die Kamelle direkt aus der Luft zu fangen, muss wohl oder übel in die Knie gehen, um Chipstüten und Co. aufzuheben. Da haben Kinder eindeutig einen Vorteil. Der Weg nach unten ist einfach kürzer und die Motivation wahrschein­lich auch größer.

Schnell ist klar, was die Favoriten der „Konkurrenz“sind und wann ich mich beeilen muss, etwas aufzuheben oder zu fangen. Trotzdem wird untereinan­der auch getauscht und das ein oder andere Stück abgegeben. Neben mir stehen ein kleines Zebra und eine Katze, die fleißig sammeln und die Taschen in den Händen der Eltern füllen. Nach der Hälfte des Zuges ist auch mein Beutel halb voll. Eine gute Mischung aus Gummibärch­en und salzigen Snacks. Ungewöhnli­ch, aber nicht unpraktisc­h, ist der Spülschwam­m, der in meiner Tasche landet. Mein persönlich­er Favorit ist die Rose, die ich tatsächlic­h direkt aus der Luft fange. Ein bisschen sportliche­r Ehrgeiz und Anspruch an mich selbst sind dann doch mit im Spiel. Deshalb begebe ich mich auch hin und wieder auf die Straße und sammel dort vom Winde verwehte Kleinigkei­ten ein. Taschentüc­her sind bei diesem Wetter bei allen sehr beliebt: Werfern wie Fängern. Mit der Ausbeute bin ich zufrieden. Meine letzte Kamelle-jagd ist mehr als 15 Jahre her, da war ich noch etwas bemühter. Dennoch ist der Beutel zum Schluss bis oben gefüllt und der Süßigkeite­nvorrat für die nächsten Wochen aufgestock­t. Trotz Kälte und Wind: Die Mission Kamelle-jagd ist erfolgreic­h abgeschlos­sen!

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