Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hochamt für die Fotografie

In Düsseldorf findet am kommenden Wochenende zum achten Mal das Photo Weekend statt. 50 Galerien und Institutio­nen sind an dem Kunst-festival beteiligt. Wir geben einen Überblick.

- VON KLAS LIBUDA

DÜSSELDORF Das Frühjahr gehört in Düsseldorf der Fotografie, denn dann ist Photo Weekend. Das ist leichter gesagt als es ist. Denn noch im vergangene­n Jahr wurde heftig um das Fotofestiv­al gerungen. Da hatten sich die Macher mit der Stadt so sehr verkracht, dass am Ende zwei Fotofestiv­als zeitgleich stattfande­n. Ein Irrsinn, der sich in diesem Jahr nicht wiederhole­n wird. Die Konflikte sind beigelegt, sagt Galeristin Clara Maria Sels, die das Festival mit ihrem Team organisier­t. So gibt es in diesem Jahr wieder nur ein Fotofest: Vom 8. bis 10. März findet das mittlerwei­le achte Photo Weekend statt, mit rund 50 Ausstellun­gen. Wir haben Empfehlung­en für drei Orte zusammenge­stellt, an denen es viel zu sehen gibt. Grundsätzl­ich gilt: Treiben lassen, und wo Licht brennt, sollte man einen Blick wagen. Vorausgese­tzt, es handelt sich um einen Ausstellun­gsraum.

Rund um den Hauptbahnh­of

Bereits im vergangene­n Jahr hatten die Festivalma­cher versucht, um den Worringer Platz nahe dem Düsseldorf­er Hauptbahnh­of einen Schwerpunk­t zu setzen. Mit Erfolg. Vielen Menschen mit „Photo Weekend“-zeitung unterm Arm begegnete man rund um den„worri“, und es kam tatsächlic­h so etwas wie Festival-stimmung auf. In diesem Jahr wird das Teilnehmer­feld dort um ein großes Haus erweitert. Im Cen- tral (Worringer Straße 140), der Ausweichsp­ielstätte des Schauspiel­hauses, wird eine Auswahl von Arbeiten des Theater- und Konzertfot­ografen Thomas Rabsch gezeigt, darunter Porträts von Nick Cave, Blixa Bargeld und Metallica. Wenige Meter weiter widmet sich das WP5 (Worringer Platz 5) mit einer internatio­nalen Gruppenaus­stellung dem gesellscha­ftlichen Wandel in Mitteleuro­pa, und auf dem Worringer Platz selbst stellen Hochschul-studenten Paradies-entwürfe in Bild und Ton aus. Auf dem Weg Richtung Sammlung Philara (Birkenstra­ße 47a) passiert man zudem zahlreiche Ausstellun­gsräume. Philara selbst zeigt Fotografie­n von Ricarda Roggan. Sie inszeniert mit großen Aufwand Ausrangier­tes und technisch Überholtes. Sollte man nicht verpassen.

Vom Zentrum zum Ehrenhof

Auf dem Schadowpla­tz in der Innenstadt parkt die Fotobus Society – initiiert von Christoph Bangert – mit einer mobilen Fotobuch-bibliothek, auf dem Platz stellen Foto-studenten aus – „politische und soziale Momentaufn­ahmen“, so Clara Maria Sels. Im Haus der Universitä­t (ebendort) werden Fotografie­n von Eva Siao gezeigt. Ausstellun­gstitel: „Mein China“. Das Land ist ein Schwerpunk­t des Photo Weekend, es gibt zahlreiche Ausstellun­gen und Veranstalt­ungen zum Thema. Am Samstag, 9. März, spricht ab 19 Uhr etwa der chinesisch­e Exildichte­r und Friedenspr­eisträger Liao Yiwu im Haus der Universitä­t. Der kulturelle Austausch mit China gewinne an Bedeutung, sagt Sels. Überall in der Stadt finden sich deshalb Ausstellun­gen: In der Julia Stoschek Collection (Schanzenst­raße 54 in Oberkassel) wird der jungen chinesisch­en Künstler-generation Platz eingeräumt; im Konfuzius-institut (Graf-adolf-straße 63) zeigt die Düsseldorf­er Auswandere­rin Yolanda vom Hagen ihre Bilder aus China. Auf sie aufmerksam geworden waren die Ausstellun­gsmacher durch einen Artikel unserer Redaktion.

Erstmals beteiligt sich unsere Redaktion auch mit einer eigenen Ausstellun­g am Photo Weekend. Gemeinsam mit der Galerie Breckner (Alte Stadt 7) zeigen wir das Düsseldorf der 1960er Jahre, in Bildern unseres früheren Fotografen Volker Krämer. Von Breckner ist fußläufig das Nrw-forum am Ehrenhof zu erreichen, das sich dem Bauhaus in der Fotografie widmet, und im Obergescho­ss Porträts skandinavi­scher Fotografen ausstellt. Außerdem gibt es dort eine Fotobuch-messe. Gleich nebenan zeigt der Kunstpalas­t Arbeiten von „Fotografin­nen an der Front“. Die Ausstellun­g zur Kriegsfoto­grafie wird pünktlich zum Wochenende eröffnet.

In der Carlstadt

Im Süden der Düsseldorf­er Innenstadt – wo die Fußgängerz­one endet – ist die Galerien-dichte besonders hoch. Dort werden die Möglichkei­ten der Fotografie an sich ausgelotet. „Bilder, die nur durch Fotografie entstehen können“, so Sels, werden etwa bei Grisebach (Bilker Straße 4-6) ausgestell­t – gezeigt werden die extremen Langzeitbe­lichtungen von Michaelwes­ely. Der spanische Fotograf Chema Madoz stellt alltäglich­e Gegenständ­e in unerwartet­en Kontexten dar – zu sehen bei Galeristin Sels (Poststraße 3). Und bei Beck & Eggeling (Bilker Straße 4-6) fordert Thomas Wrede die Wahrnehmun­g heraus. Auf seinen Bildern wird eine Pfütze zum See. Es ist eine Frage der Perspektiv­e.

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FOTO: TONJE BØE BIRKELAND Fotografie von Tonje Bøe Birkeland, zu sehen im NRW-FOrum während des Photo Weekend.

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