Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Der Triumph nach dem Fasten
Gerade noch lustig und hübsch bemalter Gartenzwerg am Straßenrand gewesen! Und dann kommt heute das Aschenkreuz auf die Stirn. Als ob wir maßlos gesündigt hätten. Außerdem ein Kreuz, als würde der Gezeichnete symbolisch zum Tode verurteilt sein. Die Kirche wieder mal der Spielverderber?
Vor ein paar Tagen wurden mir nach einem Podiumsgespräch in Xanten zwei Flaschen Fastenbier geschenkt. Hochprozentiges Zeug vom Niederrhein. Und als ich den teilnehmenden Bischof fragte, ob der Gerstensaft vor oder nach der Fastenzeit getrunken werde, schaute er mich ungläubig an: Natürlich während der Fastenzeit, zur Stärkung!
Fasten ist kein Leiden. Keine Selbstdisziplinierung oder Optimierung. Fasten heißt, sich mit dem Verzicht auf sich selbst zu besinnen – vor allem aber sich als Teil der christlichen Gemeinschaft zu empfinden. Die 40-tägige Fastenzeit ist eine Erinnerung an bedeutsame Ereignisse: 40 Tage regnete es während der Sintflut, 40 Jahre zogen die Israeliten durch die Wüste, 40 Tage fastete auch Mose. Worauf auch immer wir 40 Tage lang verzichten, wir stellen uns in diese Heilsgeschichte. Und das Kreuz gehört dazu. Am Ende der Fastenzeit steht in der Karwoche der Kreuzestod Jesu bevor, sein Leiden und Sterben an jenem Folterinstrument, das uns heute symbolisch auf die Stirn gezeichnet wird. Doch mit der Auferstehung folgt der Sieg des Lebens über den Tod. Am Ende steht der Triumph.
Fasten, Tod und Auferstehung – das ist die große Botschaft, die Christen verbindet. los