Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die neue Bescheidenheit steht den Chiefs gut
Nach zwei bitteren Jahren schlagen die einstigen Lautsprecher aus Uedesheim in der 2. Skaterhockey-bundesliga nun leisere Töne an.
UEDESHEIM Anderthalb Jahrzehnte spielten die Uedesheim Chiefs im Oberhaus der Skaterhockey-bundesliga – und hätten in dieser Zeit wahrscheinlich ihre Seele verkauft, um wenigstens einmal Deutscher Meister zu werden. Doch trotz aller Mühen, trotz des gewaltigen finanziellen Einsatzes, mehr als die Pokalsiege 2005 und 2013 wollte dabei partout nicht herausspringen. 2016 schienen beim einstigen Lautsprecher der Liga mit dem sang- und klanglosen Abstieg in die 2. Bundesliga sogar die Lichter auszugehen.
Es folgten zwei Horror-spielzeiten, in denen die Häuptlinge Tiefpunkt an Tiefpunkt reihten: Bis heute unvergessen ist das 8:60-Debakel der nur zu fünft angereisten Neusser im ersten Jahr bei den Berlin Buffalos. Ihre zweite Spielzeit beendeten die Uedesheimer mit einem aus sieben Akteuren bestehenden Rumpfkader. „Die drei letzten Spiele waren erbärmlich“, erinnert sich Klaus Haas, Vorsitzender des Hauptvereins am Norfer Weg. „Man musste sich schämen.“Die Stunde Null für ein kleines Grüppchen furchtloser Ehrenamtler: Klaus Böhland (Team-manager), Ralf Rosenkranz (Sportlicher Leiter) und André Kauth (Team-leiter) krempelten die Ärmel hoch – und schafften es gemeinsam mit dem fast schon sensationellerweise an Bord gebliebenen Trainer Sebastian Sdun („Wir haben uns schon im Sommer zusammengesetzt und sehr gute Gespräche geführt.“) sowie dem aus Raphael Scheu, Dennis Kobe, Thomas Fritsche, Roy Lindner, Raphael Haas, Mark Rosig, Pascal Feuchthofen und Nicolas Günther bestehenden„harten Kern“die Chiefs am Leben zu halten.
Mehr noch: Dank der guten Kontakte zum Crefelder SC, dem er jahrelang als Jugendtrainer zu Diensten gewesen war, gelang es Sdun, viele Talente der Skating Bears nach Uedesheim zu lotsen. Inzwischen besteht der Kader aus 18 Feldspielern und vier Torhütern – eine gesunde Mischung aus erstligaerfahrenen Routiniers wie Raphael Scheu (wird am 1. April 37), Roy Lindner (fast 33) und Dennis Kobe (32) sowie jungen Akteuren wie dem vom Bundesligisten Commandersvelbert zurückgekehrten Dustin Scholl (22).
Zwar sorgt der im vergangenen Winter nach 15 Jahren als Team-manager abgetretene Hauptsponsor Peter Lehmann weiter für finanzielle Stabilität, doch die Zeit der fürst- lich entlohnten Legionäre ist vorbei. Trotzdem glaubt der auch erst knapp 31 Jahre alte Coach fest an sein Team: „Die Mannschaft, die in diesem Jahr an den Start geht, ist bei weitem besser als die vom letzten Jahr. Alle sehnen sich nach Erfolg.“
Doch statt markiger Kampfansagen übt sich die sportliche Leitung in Demut. Der in dieser Funktion auch schon für den Deutschen Meister Crash Eagles Kaarst tätige Ralf Rosenkranz hält die neuformierte Truppe für stark genug, „um oben mitzuspielen“, mahnt aber gleichzeitig: „Wir müssen erst eine Mannschaft werden.“sdun ist ebenfalls nur vorsichtig optimistisch und stellt fest: „Wir sind dabei, uns in Richtung 1. Liga zu bewegen.“Parallel dazu arbeitet die Abteilung an einer soliden Basis. „Wir haben ganz unten angefangen“, sagt Klaus Böhland und verweist dabei auf die Kooperation mit der St. Martinus-grundschule vor Ort. „Das ist die Zukunft.“
Zum Start müssen die Chiefs zweimal auswärts ran: Am Sonntag (15 Uhr) geht’s zu den Mendener Mambas, einewoche später (16. März) zu den Miners Oberhausen. 14. September: Salzstadtkeiler Lüneburg (18 Uhr)
Die Auswärtsspiele
10. März: Mendener Mambas (15 Uhr); 16. März: Miners Oberhausen (18 Uhr), 11. Mai Red Devils Berlin (18 Uhr); 12. Mai: TSG Bergedorf Lizards (14 Uhr); 18. Mai: Salzstadtkeiler Lüneburg (19 Uhr), 30. Mai: Crefelder SC II (16.30 Uhr); 23. Juni: SHC Rockets Essen (18.30 Uhr), 21. September: Hilden Flames (18 Uhr)