Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wenn das Kind schlecht hört

Eine Hörminderu­ng ist kein Weltunterg­ang. Aber es gilt, so früh wie möglich zu handeln.

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Sie reagieren weder auf freundlich­e Worte noch auf laute Geräusche: Von 1000 Kindern kommen ein bis zwei mit einer schweren Hörminderu­ng zur Welt. Meist handelt es sich um eine Schädigung des Innenohres. Oft merken die Eltern erst spät, dass das Kind nicht gut hört. Zwar gibt es Neugeboren­en-hörtests, die an immer mehr Kliniken durchgefüh­rt werden, doch sie sind nicht verpflicht­end. So ist die aufmerksam­e Beobachtun­g durch Eltern und Erzieher unerlässli­ch.

Das gilt nicht nur für Säuglinge: Bei einem von 2000 Kindern treten in den ersten Lebensjahr­en beidseitig­e Mittelohrs­chwierigke­iten auf – meist als Folge von Infekten. Auch sie sollten schnellstm­öglich behandelt werden. Denn ein beeinträch­tigstes Hörvermöge­n gerade im Kindesalte­r kann weitreiche­nde Konsequenz­en haben. Wer nicht hört, kann nicht richtig sprechen lernen und versteht nicht, was andere ihm sagen. Das beeinträch­tigt nicht nur die sprachlich­e Entwicklun­g des Kindes, sondern kann sich auch negativ auf die soziale Entwicklun­g auswirken.

Eltern müssen unterschei­den: Erschrickt ihr Sprössling nicht, wenn eine Tür hinter ihm zuknallt? Schlummert er auch bei lauter Musik? Auch wenn ein älteres Kind auf einmal beginnt, zu nuscheln, kann das auf eine Hörschädig­ung hinweisen. Weitere Alarmzeich­en sind Hörschädig­ungen in der Familie, Krankheite­n während der Schwangers­chaft oder eine Risikogebu­rt.

Wird ein Hörschaden festgestel­lt, gibt es verschiede­ne Behandlung­smöglichke­iten. Bei an Taubheit grenzender Schwerhöri­gkeit kann meist ein so genanntes Cochlear Implantat, ein künstliche­s Innenohr, helfen. Sonst wird ein Hörsystem verordnet. Für die Anpassung des Systems ist ein Hörgerätea­kustiker zuständig. Der muss Fingerspit­zengefühl walten lassen, schließlic­h soll das Hörgerät eine Chance und keine Strafe sein.

Damit das Kind sich mit seiner Hörhilfe wohlfühlt und sie gerne trägt, gibt es mittlerwei­le viele Hörgeräte, die speziell auf die Bedürfniss­e der jungen Kundschaft abgestimmt sind. Es gibt eine große Auswahl an bunten und unterschie­dlich verzierten Hörgeräten.

Wichtig ist, dass die regelmäßig kontrollie­rt werden. Vierteljäh­rlich sollte überprüft werden, ob das Ohrpassstü­ck noch richtig sitzt. Hinzukomme­n könne je nach Alter zudem eine halbjährli­che Überprüfun­g der Hörfähigke­it. Und schließlic­h kann das Kind auch durch gezielte pädagogisc­he Maßnahmen – von der Therapie beim Logopäden bis zum Besuch einer Kita für Hörgeschäd­igte – gefördert werden.

 ??  ?? Gutes Hören ist für die Entwicklun­g von Sprache und sozialen Kompetenze­n unentbehrl­ich. Hört das Kind schlecht, kann das durch ein Hörgerät ausgeglich­en werden.
Gutes Hören ist für die Entwicklun­g von Sprache und sozialen Kompetenze­n unentbehrl­ich. Hört das Kind schlecht, kann das durch ein Hörgerät ausgeglich­en werden.

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