Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sprayer bringt Graffiti ins Kinderzimmer
Thomas Panzer sprüht seit über 20 Jahren Graffiti an Hauswände. Sein Traum: Sprayen als Beruf.
KAARST Thomas Panzer ist eine Erscheinung. Der groß gewachsene Mann mit den breiten Schultern hat einen kräftigen Händedruck und macht seinem Namen alle Ehre. Für das, was er in seiner Freizeit am liebsten macht, braucht er allerdings diese körperlichen Voraussetzungen nicht.„ich kenne Sprayer, die bei der ersten Windböe umkippen“, sagt er lachend. Seit nunmehr über 20 Jahren sprüht der 37-Jährige Graffiti auf alles, was ihm vor die Dose kommt.„das Material ist egal, eigentlich kann man auf alles sprühen“, sagt Thomas Panzer, der zu Hause immer etwa 2000 Dosen auf Lager hat und Stammkunde beim Schadstoff-mobil der Stadt ist.
Seine größten Arbeiten sind an den Firmenwänden des Unternehmens„grobi.tv“in Kaarst zu sehen. Dort hat Panzer unter anderem einen überdimensionalen Hulk, Batman und Robin sowie Spiderman gesprüht. „Die Arbeiten hier sind ein gutes Beispiel dafür, dass die Farbe auch ein paar Jahre hält“, sagt Panzer, der am liebsten alles sprüht, was mit Filmen zu tun hat. Angefangen hat er allerdings mit Horror-sachen. „Ich schaue mir alles haargenau an, weil mich die Details interessieren“, sagt er. Doch was braucht man, um solche Kunstwerke zu erschaffen? Laut Panzer nicht viel. Man sollte relativ gut zeichnen können. Und man braucht ein bisschen Platz, um das zu sprayen, was man möchte. „Das Sprühen selber ist im Endeffekt nur ein Handwerk. Wenn man ein Händchen fürs Zeichnen hat, kann man das lernen“, sagt er. Die Schwierigkeit bei solch großen Figuren ist, dass man direkt davor steht und die Proportionen nicht abschätzen kann.„das ist am Anfang immer schwierig“, sagt Panzer. Doch entscheidend ist, wie das Bild am Ende aussieht – und das ist bei Panzers Arbeiten meistens gut.
Mittlerweile sprüht Panzer legal – doch manchmal hat er immer noch gegen Vorurteile zu kämpfen. „Es gibt schonmal Menschen, denen das nicht gefällt und die mir Schmiererei vorwerfen“, sagt er. Doch von den „Schmierereien“ist er längst weg. Man könne sich gar nicht richtig entfalten, wenn man illegal sprayt. Er rät dem Nachwuchs heute davon ab, illegal auf Wände oder Züge zu sprühen. Panzer: „Man sprüht zwar nur Farbe auf einen Gegenstand und verletzt nie- manden. Aber das ist nun einmal Sachbeschädigung. Etwas Cooles zu machen, geht nicht illegal.“Ein Freund von Panzer wurde für illegales Sprühen auf Züge sogar zu einer Haftstrafe verurteilt.
Deshalb ist er auch immer froh, wenn er in den Kunstunterricht von Grundschulen eingeladen wird und von seinen eigenen Erfahrungen berichten kann. Einmal im Jahr gibt es in Zusammenarbeit mit dem Kunstcafé Einblick einen „Spray Day“, bei dem Graffiti-künstler ihr Handwerk zeigen und jeder, der es einmal ausprobieren möchte, zur Dose greifen kann. Auch beim Stadtfest „Kaarst Total“trat Panzer im vergangenen Jahr auf, und die Zuschauer waren begeistert von seiner Arbeit.
Genau wie viele Kinder, deren Zimmer Panzer mit Graffiti ver- schönert. So können die Kids immer in ihre eigene Abenteuerwelt eintauchen. Bei den Graffiti an der Hauswand von „Grobi.tv“hat seine Tochter dem gelernten gestaltungstechnischen Assistenten und Drucker, der bei Alu Norf arbeitet, geholfen. Panzer versucht, seine Erfahrungen weiterzugeben. Sein Traum: Irgendwann nur von der Dose leben zu können.