Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Fastenzeit bedeutet keine „Quälerei“
Der neue Kaarster Pfarrer Ulrich Eßer spricht über die Bedeutung des Aschermittwochs.
KAARST Für Ulrich Eßer, leitender Pfarrer der katholischen Pfarreiengemeinschaft Kaarst, bedeutet der Aschermittwoch keinen Einstieg in eine 40-tägige „Quälerei“bis zum Osterfest. Er sieht diese Vorbereitungszeit eher als eine Zeit der Überprüfung an. Jeder könne seine Beziehung zu Gott, zu den Mitmenschen und vor allem zu sich selbst kontrollieren. Dieser Gedanke sei auch für nicht-religiöse Menschen interessant, meint Ulrich Eßer.
Die Fastenzeit kann man als Möglichkeit verstehen, in einer Art Selbstbetrachtung die eigene Person zu befragen: In welcher körperlichen und geistigen Verfassung bin ich? Wo kann ich etwas zurück- fahren, wo kann ich Verzicht üben? Verzicht muss weh tun, sonst ist er keiner. Er öffnet aber gleichzeitig den Blick auf das Wesentliche. In den Gottesdiensten an Aschermittwoch wird die Stirn der Gläubigen vom Priester oder Diakon mit dem Aschenkreuz bezeichnet. Die Asche wird durch das Verbrennen der Palmzweige des Vorjahres gewonnen. Das Aschenkreuz ist für Ulrich Eßer das äußere Zeichen und der „Startschuss“für den Weg bis Ostern. „Das ist unser wichtigstes christliches Fest und bedarf eben einer angemessenen Zeit der Vorbereitung“, so der Geistliche. Beim Spenden des Kreuzes bevorzugt Eßer den Satz „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“lieber als die auch mögliche Formulierung „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“. Dieser Satz greife eher die Sterblichkeit und Endlichkeit des Menschen auf. Doch die Rückbesinnung auf das Evangelium beinhaltet den Gedanken der Umkehr – und eben auch eine Überprüfung der diversen Beziehungen zu Gott, den Mitmenschen und sich selbst. Mit Hilfe des Evangeliums lasse sich ein Fastenopfer gut gestalten, ist Eßer überzeugt.
Derverzicht auf Liebgewonnenes sieht bei jedem anders aus – auch der Pfarrer wird sich einige gern genossene Speisen versagen. Zugleich aber auf sich selbst schauen und deshalb besonders kritisch sein „Einkaufsmanagement“unter die Lupe nehmen. Hier richtet er in der Fastenzeit sein Augenmerk auf Dinge, die schon seit längerer Zeit ein Schattendasein in seinen Schränken fristen: die Verwertung des „Alten“hat für ihn ab heute Priorität.