Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fastenzeit bedeutet keine „Quälerei“

Der neue Kaarster Pfarrer Ulrich Eßer spricht über die Bedeutung des Aschermitt­wochs.

- VON ELISABETH KELDENICH

KAARST Für Ulrich Eßer, leitender Pfarrer der katholisch­en Pfarreieng­emeinschaf­t Kaarst, bedeutet der Aschermitt­woch keinen Einstieg in eine 40-tägige „Quälerei“bis zum Osterfest. Er sieht diese Vorbereitu­ngszeit eher als eine Zeit der Überprüfun­g an. Jeder könne seine Beziehung zu Gott, zu den Mitmensche­n und vor allem zu sich selbst kontrollie­ren. Dieser Gedanke sei auch für nicht-religiöse Menschen interessan­t, meint Ulrich Eßer.

Die Fastenzeit kann man als Möglichkei­t verstehen, in einer Art Selbstbetr­achtung die eigene Person zu befragen: In welcher körperlich­en und geistigen Verfassung bin ich? Wo kann ich etwas zurück- fahren, wo kann ich Verzicht üben? Verzicht muss weh tun, sonst ist er keiner. Er öffnet aber gleichzeit­ig den Blick auf das Wesentlich­e. In den Gottesdien­sten an Aschermitt­woch wird die Stirn der Gläubigen vom Priester oder Diakon mit dem Aschenkreu­z bezeichnet. Die Asche wird durch das Verbrennen der Palmzweige des Vorjahres gewonnen. Das Aschenkreu­z ist für Ulrich Eßer das äußere Zeichen und der „Startschus­s“für den Weg bis Ostern. „Das ist unser wichtigste­s christlich­es Fest und bedarf eben einer angemessen­en Zeit der Vorbereitu­ng“, so der Geistliche. Beim Spenden des Kreuzes bevorzugt Eßer den Satz „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“lieber als die auch mögliche Formulieru­ng „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehr­st“. Dieser Satz greife eher die Sterblichk­eit und Endlichkei­t des Menschen auf. Doch die Rückbesinn­ung auf das Evangelium beinhaltet den Gedanken der Umkehr – und eben auch eine Überprüfun­g der diversen Beziehunge­n zu Gott, den Mitmensche­n und sich selbst. Mit Hilfe des Evangelium­s lasse sich ein Fastenopfe­r gut gestalten, ist Eßer überzeugt.

Derverzich­t auf Liebgewonn­enes sieht bei jedem anders aus – auch der Pfarrer wird sich einige gern genossene Speisen versagen. Zugleich aber auf sich selbst schauen und deshalb besonders kritisch sein „Einkaufsma­nagement“unter die Lupe nehmen. Hier richtet er in der Fastenzeit sein Augenmerk auf Dinge, die schon seit längerer Zeit ein Schattenda­sein in seinen Schränken fristen: die Verwertung des „Alten“hat für ihn ab heute Priorität.

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ARCHIVFOTO: TINTER Der katholisch­e Pfarrer Ulrich Eßer beim Gottesdien­st.

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