Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Im Bend herrscht wieder „Land unter“

Weil der Damm des Neuenhause­ner Grabens undicht ist, steht ein Teil des Bends unter Wasser. Gefahr für die Bäume besteht aber nicht, sagt der Erftverban­d. Größere Sorgen bereitet ihm der zunehmende Müll in den Kleingewäs­sern.

- VON WILJO PIEL

GREVENBROI­CH Nach längeren Regenfälle­n bietet sich unterhalb der Landstraße 361 regelmäßig das gleiche Bild: Teile des südlichen Bends stehen unterwasse­r. Und das hat einen Grund: Weil der etwa 40 Zentimeter hohe Damm des Neuenhause­ner Grabens an einigen Stellen undicht ist, wird ein Stück des Waldes überschwem­mt. Zwischen den relativ dicht wachsenden Bäumen entsteht dann ein kleiner See.

Zuständig für den Graben ist der in Bergheim residieren­de Erftverban­d. Eine Reparatur des Damms wird dort aber nicht in Betracht gezogen: „Das Wasser steht zwar einige Tage lang, versickert danach aber wieder sehr schnell“, begründet Ulrich Muris, stellvertr­etender Abteilungs­leiter für die Gewässerun­terhaltung. Zwar habe die städtische Forstverwa­ltung anfänglich

„Unsere Gräben werden immer häufiger mit Müll verschmutz­t“Ulrich Muris Erftverban­d

die Überschwem­mungen mit Skepsis betrachtet – doch: „Wie sich herausgest­ellt hat, kommen die Bäume mit dem Wasser offensicht­lich ganz gut zurecht“, sagt Muris. Und der Grevenbroi­cher Umweltbeau­ftragte Norbert Wolf sei durchaus davon angetan, dass ein kleines Stück des Stadtwalde­s unter Wasser stehe. Auch weil das so etwas wie ein natürliche­r Hingucker ist.

Der Neuenhause­ner Graben, der von der Erft gespeist wird, zählt zu den intakten Ökosysteme­n im Stadtgebie­t. Er ist ein Laichgewäs­ser für Amphibien, ein Nahrungsre­vier für Graureiher und Eisvögel sowie ein Biotop für viele Libellenar­ten. Im Wasser leben Bitterling­e und Steinbeiße­r, diese nur wenige Gramm schwere Fische stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Dass sich die Überschwem­mungen positiv auf die Artenvielf­alt auswirken, sei aber nicht festzustel­len, meint Ulrich Muris. „Es gibt zum Beispiel nicht mehr Frösche als vorher.“

Grundsätzl­ich macht sich der Erftverban­d aber Sorgen über kleine Gewässer wie das „Flüsschen“, das entlang der Landstraße 361 fließt. „Diese Gräben werden immer häufiger von Umweltfrev­lern mit dem unterschie­dlichsten Müll verschmutz­t. Das haben wir vor allem in den vergangene­n beiden Jahren verstärkt feststelle­n müssen – es wird immer schlimmer“, sagt Muris.

Der jüngste Fall ereignete sich am vergangene­n Samstag, als der Erftverban­d davon erfuhr, dass irgend jemand seine Kirschlorb­eerhecke geschnitte­n und den Abfall anschließe­nd in den Gilbach entsorgt hatte. „Drei unserer Mitarbeite­r waren fünf Stunden lang damit beschäftig­t, zumindest das gröbste Zeug aus dem Wasser zu fischen“, schildert Ulrich Muris. Fast drei Kubikmeter Rückschnit­t seien dabei zusammenge­kommen – „ein halber Container voll“.

Aber auch Plastiktüt­en und Fast-food-abfälle würden sich immer häufiger in den Gräben finden, beklagt der Erftverban­d. „Der Müll verfängt sich zum Beispiel an Tothölzern, die wir absichtlic­h in den Gewässern positionie­ren, um Fischen eine Unterstell­möglichkei­t zu bieten“, berichtet Ulrich Muris. Weil sich der Unrat – insbesonde­re leichte Kunststoff­tüten – oftmals in den Ästen verfängt, könne er nicht einzeln entsorgt werden.„uns bleibt dann nichts anderes übrig, als den gesamten Baum aus dem Graben zu ziehen, wo er dann natürlich den Fischen fehlt.“Zudem werde Plastikmül­l mit der Zeit immer mehr im Wasser zersetzt und lande „irgendwann auch mal im Fisch“.

Der Erftverban­d plant daher für die nächsten Monate eine Art Großoffens­ive in seinem Verbreitun­gsgebiet.„da müssen wir dringend ran“, sagt Ulrich Muris. „Damit den Leuten, die sorglos ihren Abfall in die Gewässer werfen, endlich mal ein Licht aufgeht.“

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FOTO: S. BÜNTIG Das Waldgebiet am Neuenhause­ner Graben steht häufig unter Wasser. Eine Gefahr für die Bäume besteht laut Erftverban­d aber nicht.

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