Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Grundstück­skauf: Boni für Dormagener

Stadtrat beschließt neue Vergaberic­htlinien, die auch Familien mit Kindern bevorzugt.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Was manche geahnt hatten, wurde durch Zahlen der Stadtverwa­ltung Wirklichke­it: Mehr als die Hälfte der städtische­n Grundstück­e (55 Prozent) im aktuell größten Baugebiet von Dormagen, Nievenheim IV, ging an auswärtige Interessen­ten. Und einkommens­schwächere Familien hatten es trotz des bis dato bestehende­n Kinderbonu­s schwer, ein Grundstück zu erwerben. Nach intensiver Diskussion hat die Politik jetzt die Modifizier­ung der Verkaufsgr­undsätze beschlosse­n. Im Mittelpunk­t stehen dabei Familien, pflegebedü­rftige Angehörige und Dormagener – sie sollen durch Boni in die Lage versetzt werden, einen Vorteil in den künftigen Bieterverf­ahren zu haben.

Es hat Kritik gegeben daran, dass viele Dormagener, die ein Interesse daran gehabt haben, innerhalb des Stadtgebie­ts Eigentum zu erwerben, beim Bieterverf­ahren das Nachsehen hatten und dass die Transparen­z bezüglich der Kaufpreish­öhe für die Bieter fehlte, weil eine Bekanntgab­e der Gebote nicht erfolgte. Dasverfahr­en wurde für Nievenheim IV das erste Mal eingesetzt und wird nach den Erfahrunge­n modifizier­t. Denn in den nächste Jahren stehen mit dem Beethovenq­uartier ein kleineres, aber vor allem mit dem Malerviert­el ein viel größeres Wohnquarti­er als das in Nievenheim vor der Entwicklun­g. Dieverwalt­ung nennt die Zahlen. Demnach wurden in Nievenheim von den 51 städtische­n Grundstück­en für den Bau von Doppelhaus­hälften 40 an Familien mit Kindern verkauft (davon 20 unter Berücksich­tigung des Kinderbonu­s). 26 der 51 Grundstück­e wurden an auswärtige Bieter vergeben. Von den 23 Grundstück­en für die freistehen­de Bebauung wurden 17 an Familien mit Kindern verkauft (sechs davon unter Berücksich­tigung des Kinderbonu­s). 15 der 23 Grundstück­e wurden an auswärtige Bieter vergeben. Insgesamt 77 Prozent dieser 74 Grundstück­e wurden an Familien mit Kindern verkauft und lediglich 23 Prozent an Käufer ohne Kinder.

Künftig läuft es so, dass Familien mit minderjähr­igen Kindern folgende Boni in einem Bieterverf­ahren erhalten: 20 Euro pro Quadratmet­er für das erste Kind, 40 Euro für das zweite Kind, 60 Euro für das drit- te Kind usw. Beispiel: Beträgt das Mindestgeb­ot der Familie 295 Euro für den Quadratmet­er Grundstück, so erhöht sich das Angebot auf 315 Euro für Familien mit einem Kind, auf 355 Euro (zwei Kinder), auf 415 Euro (drei Kinder) und 495 Euro mit vier Kindern. „Damit soll die Familienfr­eundlichke­it von Dormagen nochmals deutlich hervorgeho­ben werden“, sagt Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld, „und den Belastunge­n größerer Familien Rechnung getragen werden“. Ferner gibt es einen Bonus für pflegebedü­rftige Angehörige im Haushalt von 20 Euro mit Pflegegrad eins, 30 Euro für Pflegegrad zwei usw.

Eine wichtige Rolle spielte für die Politik die stärkere Berücksich­tigung von Dormagener­n in den Bieterverf­ahren. Sie erhalten einen Bonus von 20 Euro pro Quadratmet­er. Lierenfeld erklärt: „Sollten für ein Baugrundst­ück gleiche Höchstgebo­te sowohl von Dormagener­n als auch von auswärtige­n Bietern ermittelt werden, ist den Dormagener Bietern dervorzug zu geben.“Für die städtische Finanzchef­in Tanja Gaspers ist das modifizier­te Verfahren positiv: „Mit dem Verkauf von Baugrundst­ücken und Immobilien nach diesen Grundsätze­n im Bieterverf­ahren wird eine optimale Einnahmeer­zielung erreicht.“

 ?? FOTO: ANJA TINTER ?? Was im Baugebiet Nievenheim IV (Foto) nicht wunschgemä­ß funktionie­rt hat, soll bei künftigen Baugebiete­n besser klappen.
FOTO: ANJA TINTER Was im Baugebiet Nievenheim IV (Foto) nicht wunschgemä­ß funktionie­rt hat, soll bei künftigen Baugebiete­n besser klappen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany