Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Altmeister im Abstiegsdu­ell

Im Training musste Dusko Bilanovic unter der Woche gleich auf drei Spieler verzichten, doch das will der neue Mann auf der Bank des TSV Bayer Dormagen vor dem Abstiegsdu­ell beim TV Großwallst­adt nicht als Ausrede gelten lassen.

- VON VOLKER KOCH

DORMAGEN Das Ergebnis war deutlich: Mit 31:44 (Halbzeit 14:22) musste sich der TV Großwallst­adt am Mittwochab­end vor 1788 Zuschauern geschlagen geben. Allerdings hat die Niederlage keinerlei Auswirkung­en auf den Abstiegska­mpf in der Zweiten Handball-bundesliga. Denn der Gegner hieß Rhein-neckar Löwen – der Deutsche Meister war zu einem Freundscha­ftsspiel in die Untermainh­alle gekommen. „Die Stimmung war gut. Die Fans haben ein schnelles Spiel gesehen und viele Tore,“zog dessen Team-manager Oliver Roggisch nach den sechzig Minuten Bilanz.

Am Samstagabe­nd wird das mit Sicherheit anders aussehen. Denn dann erwarten die Großwallst­ädter in ihrer Halle in Elsenfeld den TSV Bayer Dormagen. „Ein schönes Spiel wird das bestimmt nicht,“sagt Dusko Bilanovic voraus. Der Dormagener Trainer richtet sich vielmehr „auf so ein Kampfspiel wie das in Wilhelmsha­ven ein.“Nur mit einem anderen Ausgang als einer 24:34-Pleite. „Ich hoffe, die Jungs haben daraus gelernt, ich hoffe, sie wissen jetzt wie es im Abstiegska­mpf zur Sache geht.“

Denn ähnlich wie für die Wilhelmsha­vener vor zwei Wochen ist die Partie am Samstag auch für den TV Großwallst­adt eine Art „Endspiel“. Verliert er, trennen ihn schon fünf Punkte vom TSV Bayer Dormagen, der aktuell auf dem ersten Nicht-abstiegspl­atz steht. Mit einem Sieg könnten die Mainfranke­n, die in den vier Spielen nach der Wm-pause noch keinen Punkt geholt haben, bis auf einen Zähler aufschließ­en – und die Dormagener eine Woche später mit einem weiteren Sieg bei den Rhein Vikings sogar überholen. Mehr Abstiegska­mpf geht nicht. „Wir brauchen uns nicht schlecht reden. Wir müssen es schaffen, den Bock umzustoßen und die Fehler, die uns zuletzt die Siege gekostet haben, abzustelle­n,“sagt Tvg-trainer Florian Bau- er. Der Satz könnte auch von Dusko Bilanovic sein. Ihn ärgert, dass seine Schützling­e es nicht schaffen, Konstanz in ihre Leistungen zu bringen:„gegen Coburg spielen wir eine Halbzeit lang eine bombastisc­he Abwehr und vorne auch nicht schlecht. Dann steht die Abwehr weiterhin gut – aber im Angriff machen wir viel zu viele Fehler, haben wir überhaupt keine Durchschla­gskraft mehr,“lässt er die jüngste Partie gegen den HSC Coburg (21:27 nach 11:5-Führung) Revue passieren.

Zum Aufarbeite­n, zum Aus-denFehlern-lernen war in dieser Woche wenig Zeit. Das lag weniger am rheinische­n Karmeval, dem Bilanovic ins noch heimische Aurich ent- floh. Sondern dran, dass ihm drei wichtige Spieler im Training nicht zur Verfügung standen: Carl Löfström und Heider Thomas waren krank, Eloy Morante Maldonado zur Junioren-nationalma­nnschaft in die Sportschul­e Kamen-kaiserau abkommandi­ert.„da kann man natürlich nicht so viele taktische Sachen ausprobier­en,“sagt Bilanovic. Er machte aus der Not eine Tugend und konzentrie­rte sich mit seinen Übungen vor allem auf die rechte Seite. „Da lief es ja zuletzt nicht so gut,“sagt er.

Was einem gewissen Understate­ment gleichkomm­t. Die beiden Linkshände­r im Rückraum, Nuno Rebelo (34) und Daniel Eg- gert (29), haben zusammen gerade mal 63 Tore erzielt. Zum Vergleich: Lukas Stutzke bringt es auf der anderen Halbpositi­on im Alleingang auf 94 Treffer. Und selbst Eloy Morante Maldonado, der seine Torgefährl­ichkeit fast nur im Spiel einsgegen-eins ausleben kann, steht mit 64 Saisontore­n zu Buche. Noch finsterer wird die Bilanz, zieht man die Trefferquo­te zu Rate: Liegt sie bei Rebelo (34 Tore, 33 Fehlwürfe) noch im erträglich­en Bereich von knapp 50 Prozent, ist sie bei Eggert (29/42) geradezu unterirdis­ch. „Ich habe viel mit beiden geredet,“sagt Bilanovic. Ob sie ihn verstanden haben, kann den Abstiegska­mpf entscheide­n.

 ?? FOTO: H. ZAUNBRECHE­R ?? Die Abwehr (hier Patrick Hüter, Tim Wieling, Lars Jagieniak und Carl Löfström, v.l. im Hinspiel gegen Großwallst­adts Tom Spieß) ist die eine Sache, die Fehler- und Trefferquo­te im Angriff die andere, die den Abstiegska­mpf entscheide­t.
FOTO: H. ZAUNBRECHE­R Die Abwehr (hier Patrick Hüter, Tim Wieling, Lars Jagieniak und Carl Löfström, v.l. im Hinspiel gegen Großwallst­adts Tom Spieß) ist die eine Sache, die Fehler- und Trefferquo­te im Angriff die andere, die den Abstiegska­mpf entscheide­t.

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