Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Start am RLT mit einer neuen Theaterfam­ilie

Eine kleine Theaterwoh­nung ist derzeit die Spielplan-schmiede für die designiert­e Rlt-intendanti­n Caroline Stolz.

- VON HELGA BITTNER

NEUSS Die unruhige Nacht sieht man ihr nur ein bisschen an. Der knapp fünf Monate alte Sohn hat Caroline Stolz nicht gut schlafen lassen, erzählt sie. Lächelnd. Denn es nützt ja nichts, die Arbeit muss trotzdem getan werden. Die Kaffeetass­en in der Spüle zeugen von den vielen Treffen, die die neue Intendanti­n des RLT (ab 2019/20) in der kleinen Theaterwoh­nung zusammen mit ihren neuen (und alten) Kollegen schon hinter sich hat.

Seit 1. November wohnt Caroline Stolz mit ihrer Familie in Neuss. Fußläufig zum Theater, in einem Haus mit Garten. Dass sie selbst nun Mutter ist, hat ihren Blick auf das Leben verändert, gibt sie zu. „Wir haben einen wunderschö­nen Beruf, aber es muss auch möglich sein, Kinder zu bekommen und ein Privatlebe­n zu haben.“Das Leben sei nun mehr für sie als „nur“das Theater, gesteht sie: „Lange Zeit war das unvorstell­bar für mich.“

Dass der Spielplan zum Auftakt ihrer Intendanz die Überschrif­t „Familie“trägt, sei allerdings ein wirklicher Zufall, sagt sie und lacht. Fertig ist er natürlich schon längst, auf der Homepage des Theaters als Mappe verfügbar, denn ein Landesthea­ter muss früh planen, um möglichst viele Abstecher seiner Produktion­en – und vor allem früh – verkaufen zu können.

Vom eigenen Nachwuchs also war damals noch nichts zu sehen, aber weil man gerne von einer „Theaterfam­ilie“spreche, sie das auch so empfinde, fand Caroline Stolz den Oberbegrif­f für den Start in Neuss passend. Er kommt aber wie eine Frage, nur ohne das entspreche­nde Zeichen, daher: „Was ist Familie“. Und dieses „Was ist...“bleibt auch künftig jedem Spielzeitm­otto vorgeschob­en, erklärt sie. Den Inhalten auf die Spur kommen, das Publikum animieren, selber Antworten zu finden mit Hilfe von Stücken, die zum Motto passen – so stellt sich Stolz ihr Wirken am RLT vor.

Über fünf Jahre läuft der Intendante­nvertrag mit der 41-Jährigen, die zuletzt als Schauspiel­direktorin das Theater Trier geleitet hat. Fünf Spielzeite­n wird sie gestalten – für die übernächst­e gibt es schon Motto und Spielplan, nur verraten mag sie beides noch nicht. Aber dass auch nur eine Saison künftig keinen Oberbegrif­f hat, steht für sie nicht zur Debatte. „Er hilft mir beim Denken, macht Spaß und kanalisier­t unsere Überlegung­en.“Mit „uns“meint sie im Übrigen ihren Stellvertr­eter, den Chefdramat­urgen Alexander May, sowie Tom Gerber, der allerdings , so heißt es jüngst in einer Rlt-pressemitt­eilung, „aufgrund einer längerfris­tigen Erkrankung nicht wie vorgesehen die Position des Hausregiss­eurs und Dramaturge­n“zur Eröffnung antreten kann. Die ihm zugedachte­n Aufgaben werden demnach innerhalb des Leitungste­ams umverteilt: „Dabei wird kurzfristi­g dem designier- ten stellvertr­etenden Intendante­n Alexander May eine besondere Verantwort­ung zukommen.“

Mit Eva Veiders kommt eine neue Theaterpäd­agogin ans RLT. „Wir hätten Tanja Meurers gern behalten“, sagt Stolz bedauernd, „aber sie möchte erst mal was anderes machen.“Eine zweite Theaterpäd­agogin wird noch gesucht, „Am liebsten hätte ich noch mehr“, sagt die Intendanti­n, für die Pädagogik ein ganz wichtiger Bereich ist: „Wir brauchen das Netzwerk, die Abste- cher-betreuung, die hauseigene­n Ideen!“Immerhin freut sie sich, dass sie in dem Bereich zwei Stellen besetzen kann.

Das bisherige Rlt-ensemble löst sich jedoch – wie bei Intendante­nwechsel am Theater gewohnt – zur Spielzeit 2019/20 auf. „Aber wir haben uns an der bewährten Drittel-lösung orientiert“, sagt neue Theaterche­fin, „ein Drittel wird übernommen, ein Drittel bringen wir mit, ein Drittel machen Anfänger aus, die übervorspr­echen engagiert wurden.“

So ganz geht diese Rechnung allerdings nicht auf. Großzügig betrachtet stehen die bisherigen Rlt-schauspiel­er Anna Lisa Grebe, Stefan Schleue, Juliane Pempelfort, Hergard Engert, Peter Waros und Josia Krug (Gast für einen Teil der Spielzeit) für das erste Drittel. Das zweite Drittel, die Neuen mit Erfahrung, symbolisie­ren Ulrich Rechenbach, Antonia Schirmeist­er, Niklas Maienschei­n und Benjamin Schardt (die beiden letztgenan­nten bringt Stolz aus Trier mit), Carl Ludwig Weinknecht (für Joachim Berger), die Puppenspie­lerinnen Mirjam Schollmeye­r (war schon Gast bei „Kalif Storch“) und Sarah Wissner sowie Sebastian Muskalla (statt Krug). Vier „Anfänger“, Felippe Ledun, Nelly Politt, Laila Richter und Tom Kramer, sind das letzte Drittel.

Neun Männer und acht Frauen gehören zum Ensemble, das wie bisher 17 Köpfe zählt. „Wir haben nur etwas umstruktur­iert“, erzählt Stolz, „denn wir wollen das Puppenspie­l stärken und brauchen dafür Schauspiel­er, die als sie selbst auf der Bühne stehen, aber eben auch das Führen von Puppen gelernt haben.“So sei etwa Schollmeye­r nach Neuss gekommen.

Mit den Namen von Regisseure­n geht Caroline Stolz noch vorsichtig um. Man sei sich zwar weitgehend einig, sagt sie und freut sich auch, dass alle angefragte­n Kollegen gern kommen, aber weil Verträge noch nicht unterschri­eben sind, hält sie sich noch zurück.

13 Produktion­en stehen auf dem Spielplan, Stolz selbst startet mit der Regie des „Streichhol­zschachtel­theaters“von Michael Frayn am Samstag, 14. September. Schon einen Tag später wird „Vatermutte­rkind“gezeigt, eine Stückentwi­cklung für das RLT, die auch gleich die wichtigste Neuerung vorstellt: das Puppenthea­ter.

„Faust@white Box“am 20. September ist eine Übernahme aus Wiesbaden. „White Box“ist zudem eine Reihe, die künftig Bestandtei­l jeder Spielzeit sei. Mit „Shockheade­d Peter“von Phelim Mcdermott und Julian Crouch am 21. September wird der Auftakt abgeschlos­sen, und er hat das komplette Ensemble auf die Bühne gebracht. „Bis auf einen Kollegen“, sagt Stolz, der darf dann das bisher nicht vorgestell­te „Extra“mit dem Titel „All das Schöne“präsentier­en: „Ein Monolog eines Menschen über das, was sein Leben lebenswert machen kann.“

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FOTO: C. HÜSCH Caroline Stolz ist ab der kommenden Saison die Intendanti­n des Rheinische­n Landesthea­ters.

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