Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Scharfe Debatte um Sana-verkauf

Die Stadt trennt sich von weiteren Anteilen an den Krankenhäu­sern in Gerresheim und Benrath. Der Betriebsra­t ist enttäuscht. Spd-fraktionsc­hef Markus Raub hält dagegen: „Nichts geht verloren, was nicht schon verloren war.“

- VON ARNE LIEB

Die Stadt wird sich von weiteren Anteilen an den Sana-kliniken in Gerresheim und Benrath trennen. Der Stadtrat stimmte im nichtöffen­tlichen Teil seiner Sitzung am Donnerstag für denverkauf von weiteren 23,9 Prozent der Anteile. Es verbleiben damit nur noch 25,1 Prozent der ehemals städtische­n Kliniken im Besitz der Kommune, der Rest gehört dem bei München ansässigen Konzern.

Die Debatte war in den öffentlich­en Teil der Sitzung verlegt worden – und wurde kontrovers geführt. CDU und Linke sprachen sich gegen die Entscheidu­ng der Ampel-mehrheit aus SPD, Grünen und FDP aus. Sie stellten sich an die Seite der Beschäftig­ten. Diese befürchten eine Verschlech­terung ihrer Arbeitsbed­ingungen. Rund 30 Klinik-mitarbeite­r und Gewerkscha­ftsmitglie­der hatten auf demvorplat­z des Rathauses demonstrie­rt.

Auslöser der mehr als ein Jahr dauerndenv­erhandlung­en war eine Klausel gewesen, die beim Verkauf der Mehrheit von 51 Prozent durch die schwarz-gelbe Mehrheit im Jahr 2007 vereinbart worden war. Damals wurde festgelegt, dass die Stadt nach zehn Jahren die Möglichkei­t erhält, ihre restlichen 49 Prozent für zehn Millionen Euro abzugeben. Nun steigt die Stadt doch nicht ganz aus, sondern hat einen Kompromiss verhandelt.

Aus Sicht der Ampel ändert sich dadurch die Lage der Beschäftig­ten nicht. „Nichts geht verloren, was nicht schon verloren war“, sagte Markus Raub (SPD) und erinnerte daran, dass seine Fraktion 2007 KOMMENTAR nen Neubau errichtet. Dafür könne die Stadt einem Privaten nicht vorschreib­en, was er zu tun hat, so Neuenhaus. An den Gewinnen der Kliniken wird die Stadt schon seit 2007 nicht beteiligt.

Angelika Penack-bielor ( CDU) hielt dagegen, es gebe „keinen vernünftig­en Grund“für den weiteren Verkauf. „Der Erlös ist gering, dafür gibt es weniger Mitsprache.“Sie verwies darauf, dass eine Verkleiner­ung des Aufsichtsr­ats mit weniger städtische­n Mitglieder­n drohe. Auch die Gemeinnütz­igkeit sei in Gefahr, was die Arbeit der Freundeskr­eise behindern könne. „Sie reden, aber sie wollen die Anteile doch verhökern“, sagte Penack-bielor in Richtung des Ampel-bündnisses.

Dort sorgte die Haltung der CDU für Empörung. Spd-fraktionsc­hef Raub sprach vom „Gipfel der Heuchelei“. Rüdiger Gutt (CDU) sah hingegen keinen Kurswechse­l seiner Fraktion. Der Verkauf 2007 sei ein Erfolgsmod­ell gewesen. Nun verkaufe ausgerechn­et die SPD noch mehr.„sieben Millionen Euro ist das Preisetike­tt ihrer politische­n Moral.“

Die Sozialdemo­kraten hatten lange mit sich gerungen, am Vorabend hatte es eine Diskussion mit Beschäftig­ten und Gewerkscha­ftlern in der Parteizent­rale an der Kavallerie­straße gegeben. Bei Verdi zeigte man sich enttäuscht. Gewerkscha­ftssekretä­r Uwe Foullong zog den Vergleich zu Aktionären. „Natürlich wird man bei einem Anteil von 49 Prozent mehr gehört“, sagte er. Als Beispiel nannte er den Haustarifv­ertrag, den die Beschäftig­ten erkämpft hätten. „Das wäre ohne die Unterstütz­ung der Stadt nicht gelungen.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Das Sana-klinikum in Gerresheim ist in einen Neubau umgezogen. Die Stadt trennt sich von weiteren Anteilen.

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