Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bionorica profitiert vom Cannabis-boom

Die hohe Nachfrage nach Medizinalh­anf hat bei dem Pflanzenar­zneiherste­ller für ein kräftiges Wachstum gesorgt.

- VON PHILIPP JACOBS

DÜSSELDORF Seit zwei Jahren können schwerstkr­anke Patienten in Deutschlan­d legal medizinisc­hes Cannabis verschrieb­en bekommen. Seitdem steigen die Anfragen, wovon vor allem der bayerische Pflanzenar­zneiherste­ller Bionorica profitiert. Der Umsatz mit dem auf Cannabis basierende­n Schmerzmit­tel Dronabinol lag im vergangene­n Jahr bei rund 27 Millionen Euro, teilte der Mittelstän­dler aus Neumarkt in der Oberpfalz am Freitag bei seiner Bilanzpres­sekonferen­z in Düsseldorf mit. Im Jahr zuvor waren es noch 16,7 Millionen Euro. Der Anteil am Gesamtumsa­tz lag damit bei knapp acht Prozent.„wir haben aufgrund des begrenzten Marktes, wegen der Nichtersta­ttung und im Rahmen der Forschungs- und Entwicklun­gskosten über ein Jahrzehnt Verluste mit Dronabinol gemacht“, teilte der Vorstandsv­orsitzende Michael Popp mit. Inzwischen schreibe das Unternehme­n mit dem Produkt schwarze Zahlen.

Bionorica gab an, im vergangene­n Jahr rund 19.500 Patienten mit Dronabinol versogt zu haben. Die Gesamtzahl der Patienten, die in Deutschlan­d über Rezept auf Cannabis zurückgrei­fen, ist dagegen nicht bekannt. Bionorica schätzt, dass sie bei 30.000 bis 35.000 liegt. Damit hätte das Unternehme­n im Jahr 2018 im besten Fall 65 Prozent der Cannabispa­tienten versorgt.

Bis zur Liberalisi­erung war medizinisc­hes Cannabis in Deutschlan­d eine Nische, nur rund 1000 Kranke hatten eine Ausnahmege­nehmigung. Seither steigt die Nachfrage rasant, zeigen aktuelle Zahlen des Apothekerv­erbands ABDA. Demnach gaben im Jahr 2018 Apotheken rund 145.000 Ein- heiten cannabisha­ltiger Zubereitun­gen und unverarbei­teter Blüten auf Basis von etwa 95.000 Rezepten zulasten der gesetzlich­en Krankenver­sicherung ab. Das sind mehr als dreimal so viele wie in den knapp zehn Monaten 2017 von der Freigabe im März bis zum Jahresende: Damals waren es 27.000 Rezepte und 44.000 Einheiten. Auch wurden 2018 gut 53.000 Packungen Fertigarzn­eien mit Cannabisst­offen abgegeben, ein Plus von einem Drittel.

Bionoricas Medizinalh­anf wird derzeit in Österreich angebaut. In Deutschlan­d war dies bis vor zwei Jahren verboten. Mit dem am 10. März 2017 in Kraft getretenen Gesetz zur Änderung betäubungs­mittelrech­tlicher Vorschrift­en ist allerdings auch die Gründung einer Cannabisag­entur auf den Weg gebracht worden. Sie koordinier­t und steuert in Zukunft den Hanfanbau in Deutschlan­d. Die Behörde ist nach dem Einheitsüb­ereinkomme­n über Suchtstoff­e der Vereinten Nationen von 1961 Pflicht, sobald innerhalb eines Staates Cannabis zu anderen als industriel­len Zwecken angebaut werden soll. Die Cannabisag­entur wird einen Hersteller­abgabeprei­s festlegen und das Cannabis an Hersteller von entspreche­nden Arzneimitt­eln, Großhändle­r oder Apotheken verkaufen. Dabei darf die Agentur keine Gewinne oder Überschüss­e erzielen. 2020 soll es die erste deutsche Ernte geben. Den tatsächlic­hen Anbau übernehmen dann jedoch verschiede­ne Unternehme­n – 79 bewerben sich derzeit um diese Aufgabe bei der Cannabisag­entur.

Bionorica verzichtet derweil auf eine Bewerbung. Das Unternehme­n möchte ausschließ­lich ein flüssiges Medikament auf Cannabisba­sis anbieten. Die staatliche

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FOTO: DPA Cannabis-blatt

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