Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mysteriöse Einbrüche in Alten-wohnungen

Bewohner des Haus Nordpark in Sorge: Täter hinterläss­t keine Spuren. Verfügt er über einen Generalsch­lüssel? Die Polizei ermittelt.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

NEUSS Seit 65 Jahren sind Elisabeth und Johannes Voß glücklich verheirate­t. Nie hatten sie Probleme mit Einbrecher­n, nie sind sie Opfer von Kriminelle­n geworden. Vor knapp zweiwochen dann der große Schock: In ihre Zwei-zimmer-wohnung, die an das Betreute Wohnen im Haus Nordpark der Vinzenz-gemeinscha­ft angegliede­rt ist, wurde eingebroch­en. Goldschmuc­k und Bankkarten sind weg. Der Schaden ist immens, zweimal ist von den Bankkarten das Maximum von 1000 Euro abgehoben worden. An den jetzt gestohlene­n Schmuckstü­cken hängen Erinnerung­en des Ehepaars, das stark unter dem Einbruch leidet. „Ich kann nachts nicht mehr richtig schlafen, bei jedem Geräusch werde ich wach“, berichtet die 85-jährige Elisabeth Voß.

Das Ehepaar und auch deren Tochter Regina Langenau wollen, dass der Fall öffentlich wird. Und das hat einen Grund:weil die Polizei an Fenstern und der Wohnungstü­r keinerlei Einbruchsp­uren feststelle­n konnte, geht die Familie davon aus, dass der oder die Täter mit einem Generalsch­lüssel in die Wohnung gelangt sind. Niemand außer ihnen betritt die Wohnung sonst – kein Putzdienst, kein Catering. Auch kann die Familie ausschließ­en, einen der drei Wohnungssc­hlüssel verloren zu haben.

Der Vorfall werde laut Tochter Regina Langenau von der Vinzenz-gemeinscha­ft „unter den Tisch gekehrt“. Sie vermutet, dass jemand dort sein Unwesen treibt, der aktuell oder aus vergangene­n Zeiten noch über einen Schlüssel für sämtliche Türen verfügt. „Wer auch immer es war: Es muss jemand gewesen sein, der gute Kenntnisse hatte.“Zu der Tat sei es am Montag, 25. Februar, in der Zeit zwischen 11.45 und 12.30 Uhr gekommen – genau die Zeit, in der Langenaus Eltern ihre Wohnung verlassen haben.

Die Polizei bestätigt, dass der Einbruch zur Anzeige gebracht wurde. „Konkrete Täterhinwe­ise liegen bislang nicht vor. Es ist richtig, dass keine Aufbruchsp­uren erkennbar waren. Die Spurensich­erung war vor Ort“, sagt Polizei-sprecherin Diane Drawe. Ob und inwiefern ein Generalsch­lüssel eine Rolle bei der Tat spielt, sei Gegenstand der Ermittlung­en.

Regina Langenau ist sich sicher: Es muss ein Generalsch­lüssel zum Einsatz gekommen sein. Nachbarn ihrer Eltern (Namen der Redaktion bekannt) sind vor einigen Monaten ebenfalls Opfer eines Einbruchs in ihre Wohnung auf der selben Etage geworden. Auch dort seien keinerlei Einbruchsp­uren gefunden worden sein. Die Taten versetzen die Senioren in Sorge. Das Schlüssel-system ist seit mindestens zwei Jahren nicht mehr ausgetausc­ht worden – das be- stätigt das Ehepaar Voß. Sie fürchten, dass nach dieser Zeit durch Mieter- und Mitarbeite­r-wechsel zu viele Schlüssel im Umlauf sind.

Detlef Rath, der der Geschäftsf­ührung dervinzenz-gemeinscha­ft angehört, bezweifelt, dass bei dem aktuellen Einbruch ein General- schlüssel zum Einsatz gekommen ist: „Es gibt nur sehr wenige Menschen, die über einen solchen Generalsch­lüssel verfügen.“Vorgehalte­n würden sie etwa für die Feuerwehr oder für Techniker, die bei Notfällen wie einem Wasserrohr­bruch in die Wohnungen müssten. „Die Ermitt- lungen sind Sache der Polizei“, sagt Rath. Obwohl er bezweifelt, dass jemand einen Generalsch­lüssel missbrauch­t hat, bestätigt er Überlegung­en, die Schlösser im Haus durch neue zu ersetzen.

Für die Einbruchso­pfer gleichen die Taten einer Katastroph­e. Regina Langenau und ihre Eltern müssen sich jetzt mit den Versicheru­ngen auseinande­rsetzen. Das Problem: Gibt es keine Einbruchsp­uren, handelt es sich „nur“um einen Diebstahl. Und Diebstahl ist oft nicht mit versichert. Die Einbruchso­pfer müssen wohl dafür kämpfen, dass der Schaden ersetzt wird. Inzwischen hat Regina Langenau Bilder aus dem Jahr 2016 öffentlich gemacht, die einige der Schmuckstü­cke zeigen, die bei dem Einbruch in die Wohnung ihrer Eltern gestohlen wurden. Sie hofft, dass jemand diese erkennt und die Polizei informiert.

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FOTO: CKA Johannes und Elisabeth Voß sind sich sicher: Der oder die Täter haben ihre Wohnungstü­r mit einem Generalsch­lüssel geöffnet. Das Ehepaar will andere Senioren warnen und fordert den Austausch der Schlösser.
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FOTOS: LANGENAU Diese Fotos aus dem Jahr 2016 zeigen einige markante Schmuckstü­cke, die gestohlen wurden. An ihnen hängen viele Erinnerung­en.
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