Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Kontrolleu­r für Europas Finanzen

Klaus-heiner Lehne, Präsident des Europäisch­en Rechnungsh­ofs, war Gastredner beim Fischessen der CDU.

- VON KLAUS NIEHÖRSTER

NEUSS „Der Europäisch­e Rechnungsh­of ist der Anwalt des Steuerzahl­ers.“Das war schon einmal eine Ansage im großen Saal des Dorint Hotels, in den der Cdu-stadtverba­nd Neuss zumvortrag und Dinieren eingeladen hatte. Wie dieser hohe Anspruch in Luxemburg erfüllt wird, darum ging es an diesem Abend beim traditione­llen Fischessen des Cdu-stadtverba­ndes.

In einem Interview für das „Luxemburge­r Wort“hat der Düsseldorf­er Klaus-heiner Lehne kürzlich die Ziele seines im Oktober 2016 angetreten­en Amtes in zwei Punkten zusammenge­fasst. Am Herzen liege ihm die Steigerung der Qualität der Haushaltsf­ührung, tat er kund, sowie diewahrneh­mung des Europäisch­en Rechnungsh­ofs (EURH) nach außen. Damit war der Rote Faden des Abends vorgegeben, an dem Politiker wie Hermann Gröhe MDB, Jörg Geerlings MDL und Landrat Hans-jürgen-petrauschk­e begrüßt werden konnten.

Während einer knappen Stunde fesselte diese von Jürgen Brautmeier, dem Vorsitzend­en des Cdu-stadtverba­nds, eindrückli­ch vorgestell­te europäisch­e Spitzenkra­ft die Zuhörer. Und dabei hatten es Lehnes scheinbar leicht hingeworfe­ne Aussagen durchaus in sich. Das ergab sich nicht zuletzt daraus, dass immer wieder der Hinweis darauf kam, wie wichtig die bevorstehe­nde Europawahl ist.

Steuerlast und Fastenzeit passen für den Redner prima zusammen. „Denkt daran“, so schärft er den Akteuren in den europäisch­en Institutio­nen ein, „dass das Geld für den Eu-haushalt – 2019 sind das 148 Milliarden Euro – aus der Arbeit und aus der Wirtschaft kommt.“

Auch über den dringend fälligen Subvention­sabbau sollte seiner Ansicht nach auch bei scheinbar überquelle­nden Kassen gesprochen werden, sagte er. Gebraucht werde mehr Begeisteru­ng für die eminent wichtige EU. Auch seine supranatio­nale Behörde sieht Lehne in der Pflicht, wenn es um deren Tätigkeits­felder gehe. Zwar sei der EURH neben Parlament, Rat, Europäisch­em Gerichtsho­f oder der Europäisch­en Zentralban­k eine der kleineren Institutio­nen, doch das schmälere nicht ihre Bedeutung. Mit eigenen Rechten ausgestatt­et, residiert der Rechnungsh­of weitab vom Brüsseler politische­n Geschehen. „Das ist ein Vorteil“, betonte Lehne im Namen seiner 900 Mitarbeite­r, von denen Zweidritte­l mit Überprüfun­gen beschäftig­t sind.

„Wie geht Europa mit den Haushaltsm­itteln um?“– so lautet nach seiner Darstellun­g die unter Compliance zusammenge­fasste erste Aufgabe. Diese Frage beschäftig­t die Behörde in unterschie­dlicher Hinsicht. Sie fragt sowohl nach dem Aufkommen der Steuern und Einnahmen als auch nach der Sinnhaftig­keit der Ausgaben. Noch beschäftig­t das den Rechnungsh­of in einem Verhältnis von 70:30. „Daraus sollte ein Verhältnis 50:50 werden“, forderte Lehne. So könne man zunehmend die Fehlleitun­g der Geldmittel vermeiden und rücke die Sinnhaftig­keit der Ausgabe in den Mittelpunk­t. Mit den detaillier­ten Analysen seines Amtes, so berichtete Lehne weiter,„werden die Eu-mitgliedsl­änder sensibilis­iert, disziplini­erter zu wirtschaft­en“. Jeder ausgegeben­e Euro sollte der Kritik standhalte­n können.

„Unser Mandat ist sehr weit gefasst“, erläuterte der Präsident. Es endet lediglich vor den Toren der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) und bei geldpoliti­schen Beschlüsse­n. Dass die EZB Beschlüsse an die nationalen Behörden delegiere, bezeichnet­e Lehne als„schlechten Zustand“. Offenherzi­g war die Aussage zum „Scherbenha­ufen“Brexit, Mut machte dagegen der Appell: „Wir wollen weiter in der stabilsten Region der Welt leben.“Europa.

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FOTO: WOI Klaus-heiner Lehne stellte auf Einladung von Jörg Geerlings, Jürgen Brautmeier und Hermann Gröhe (v.l.) den von ihm geleiteten Europäisch­en Rechnungsh­of vor.

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